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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Bauchmuskeln, kämpfte man nicht mehr. Ich hatte es oft genug gesehen: Es war nicht möglich, sich aufzurichten, niemand tat es, weil man instinktiv zu verhindern suchte, dass einem die Gedärme herausfielen.
    Aber dann dachte ich an meinen ersten Ausbilder. Es war so lange her, dass ich mich weder an sein Gesicht noch an seinen Namen erinnern konnte, aber seine Worte hatte ich nicht vergessen.
    Idiot. Ein Kampf ist erst vorbei, wenn er vorbei ist.
    Und damit behielt er Recht. Der Wolf richtete sich auf, ließ seine blutigen Klauen sinken, und vor meinen entsetzten Augen schloss sich die Wunde wieder. Den Bolzen ignorierte er vollständig, als er sich duckte und mich ansprang.
    Ich konnte nicht ausweichen. Hinter mir versperrte Janos den Weg, vor mir war der Werwolf … Ich stieß mich nach vorne ab, niedrig und geduckt, und rammte ihn unterhalb der Gürtellinie. Krallen verfingen sich in meinen Ketten, ich hörte sie reißen und verspürte einen brennenden Schmerz an meinem Rücken. Ich stach mit meinen Dolch zu, verfing mich selbst mit ihm und musste ihn loslassen, als ich mich abrollte und aufsprang.
    Er sprühte warmes, stinkendes Blut auf mich, als er sich aufrichtete, die Hände am Hals, wo mein Dolch noch steckte. Er brüllte, wankte hin und her und war nun zwischen mir und Janos eingekeilt. Er zog das Messer aus seinem Hals und warf es verächtlich weg. Das Blut hörte auf herauszuschießen, und auch diese Wunde schloss sich; er stand da, Arme und Krallen ausgebreitet, heulte – und fixierte mich mit seinen gelben Augen.
    »Hol das Hölzchen!«, rief Janos. »Fang!«
    Und damit warf Janos eine massive Wurfaxt, die er aus seinem Gürtel gezogen hatte. Sie biss seitlich in den Arm des Ungeheuers und verursachte ein schauderliches Geräusch, als die Schneide in den Oberarmknochen eindrang.
    Dann ging das magische Licht aus.
    Ich wusste nicht mehr, was ich dachte, schmeichelhaft für Zokora war es sicherlich nicht. Aber dann hörte ich das Wesen knurren, und es war vorbei mit dem Denken; ich hörte die Krallen auf dem Boden schaben, das Fell an den Kisten, und nur Instinkt führte mich noch.
    »Seelenreißer!« Seit Jahren hatte ich mein Schwert nicht mehr gerufen, hatte seinen Namen nicht einmal mehr gedacht. Und doch war es, als wäre es eben erst gewesen, dass ich seine blutgetränkte Klinge in die Scheide führte, noch bevor sie das Blut aufgesaugt hatte. Vielleicht hörte ich noch mein Lederbündel reißen, ich weiß es nicht mehr, aber was ich wusste, war, dass sich meine Hand um sein vor neugierigen Augen verborgenes Heft schloss, ich nach hinten sprang und irgendwie spürte, wo sich das Biest befand. Ich stellte mir Seelenreißers fahlen Stahl vor, wie er in diesem speziellen Bogen herabfuhr, der für ihn so typisch war. Der Widerstand war kurz und schwach – eine Bannklinge kannte keinen Unterschied zwischen Muskeln, Holz, oder Knochen –, und noch bevor ich den Streich ausschwingen ließ, wusste ich, dass ich getroffen hatte. Eine warme Brühe ergoss sich über mich wie ein Sturzbach, und ich taumelte zurück, fand meinen Halt an den Kisten, rutschte an ihnen herunter, ließ mich zu Boden sinken.
    Das Gefühl, das mich nun überkam, war gleichermaßen verhasst wie geliebt, eine ewige Sucht, der ich mich nur mit Mühe entziehen konnte, und so fürchterlich schwer zu beschreiben. So musste es sich anfühlen, wenn man in kochendes Öl fiel, ein unsagbar heftiger Schmerz, aber nur am Anfang qualvoll, danach etwas anderes, Erneuerung, vielleicht Ekstase. Ich versank in diesem Gefühl und schrie.
    Noch bevor ich mich wieder im Griff hatte, ging das Licht wieder an, diesmal unmittelbar über mir, und leuchtete den schmalen Gang gnadenlos aus. Nur mit Mühe bekam ich mich wieder unter Kontrolle, und als ich wieder bei mir war, kniete Leandra neben mir und sah mich an.
    »Geht es wieder?«
    Ja. Es war vorbei. Wir sahen alle auf das, was dort im Gang lag. Ich saß mit dem Rücken an die Kisten gelehnt, Seelenreißer über den Knien. Mir fröstelte, es war die gleiche Haltung, in der der Sergeant unten im eisigen Raum mit seinem Schwert Eiswehr seine ewige Wache absaß. »Bruder Schwertträger«, hatte er mich im Traum genannt. Er hatte es gewusst, es gesehen, oder war das nur mein eigenes Hirn, das mir Dinge eingab?
    Ich blickte auf Seelenreißer herab, sah, wie der letzte Tropfen Blut von seinem Stahl aufgesogen wurde, fühlte seine Zufriedenheit und blickte dann auf das, was vor mir lag. Der Streich hatte

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