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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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schlau zu werden.
    »Ja, da bringen Sie Rafiq gerade hin. Er darf nicht einmal mehr nach Hause, um seinen Koffer zu holen.«
    »Oh, Lily.«
    »Kommen Sie also?«
    »Ja, natürlich«, versicherte Margaret.
    Sie legte auf. Sie musste sich einen glaubhaften Grund einfallen lassen, um jetzt noch aus dem Haus zu gehen.
    Als sie sich nach Patrick umdrehte, war sie ganz ruhig. »Obok hat einen Auftrag für mich. Er muss jetzt gleich erledigt werden«, sagte sie.
    »Jetzt?«, fragte Patrick ungläubig. Margaret arbeitete fast nie abends.
    »Ja. Er hat den ganzen Tag versucht, einen pakistanischen Diplomaten für ein Foto zu erwischen, aber der Mann war ständig unterwegs und zu beschäftigt. Eben hat einer seiner Begleiter Solomon angerufen. Wenn er gleich einen Fotografen zum Flughafen schickt, kann er ein paar gute Aufnahmen bekommen.«
    »Ich fahre dich.«
    »Nein, nein, das ist nicht nötig«, lehnte Margaret ab. »Wenigstens einer von uns muss das köstliche Hühnchen essen, das du gemacht hast.« Sie griff nach ihrem Fotoapparat, der auf seinem Platz auf dem Sideboard lag. »Heb mir was davon auf. Ich bin gleich wieder da. Aber jetzt muss ich los.«
    Patrick, der ein Gesicht machte, als versuchte er, eine fremde Sprache zu verstehen, sagte nichts, und dann war Margaret auch schon zur Tür hinaus.
    Die Notwendigkeit, zum Flughafen zu kommen, verdrängte alles andere. Im Aufzug dachte sie nur an die Fahrt. Sie winkte George, dem Wachmann, kurz zu, rannte zum Wagen und preschte los. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie nie davon gehört, dass die Polizei hier in Kenia jemanden wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten hatte. Außerdem würde sie sowieso nicht anhalten, auch wenn ein Streifenwagen sie zu stoppen versuchte. Es wäre höchstwahrscheinlich nur eine Falle, um ihr Auto zu stehlen oder ihr Schlimmeres anzutun. Während sie sich auf die Schnellstraße zum Flughafen einfädelte, überlegte sie, was sie in so einem Fall tun würde.
    Genau das, was sie vorhatte, dachte sie, und das Beste hoffen.
    Sie parkte vor der internationalen Abflughalle. Sie hängte sich den Fotoapparat um. Einmal bremste sie ab, um die Flügeltür aufzustoßen. So natürlich wie möglich fragte sie den Offizier beim Eingang nach der Passkontrolle. Er hob den Arm, um ihr den Weg zu weisen. Mit ihren Schlüsseln in der Hand ging Margaret schnell in die Richtung, die er angezeigt hatte. Sie musste sich eisern beherrschen, um nicht zu rennen.
    Als sie vor der Passkontrolle ankam, fühlte sie sich von der Menschenmasse überwältigt. Die einen waren dabei, sich zu verabschieden, andere warteten nur, wieder andere schliefen auf provisorischen Lagern auf dem Boden. Afrikaner, Chinesen, Franzosen, Inder, Amerikaner und Araber warteten darauf, dass ihre Flugnummer auf der elektronischen Tafel erscheinen würde. Margaret suchte nach Rafiq, aber sie fand niemanden, der auch nur Ähnlichkeit mit ihm hatte. Eine schreckliche Angst, zu spät gekommen zu sein, erfasste sie. Sie ging langsam um das Gedränge herum, stach systematisch immer wieder in die Menge hinein und hielt angespannt Ausschau nach einem hochgewachsenen Mann mit schwarzem Haar. Sie suchte und suchte, bis sie den Eindruck hatte, sie hätte jeden einzelnen Menschen in der Wartehalle gesehen.
    Sie setzte sich auf einen Plastikstuhl am Rand des Getümmels. Sie brachte es nicht über sich, den Flughafen zu verlassen. Sie musterte jeden, der an ihr vorüberkam.
    Rafiq deportiert? Wohin? Nach Uganda würde er doch bestimmt nicht ausreisen. Würde er dann nach Pakistan gehen, zu seinen Eltern? Nach London, zu all seinen Cousins und Cousinen? Würde er zurückkommen? Durfte man überhaupt zurückkommen, wenn man deportiert worden war? Hatte sie im Krankenhaus sein Gesicht das letzte Mal gesehen? Solomon fiel ihr ein. Was hatten er und Rafiq entdeckt? Wie war bekannt geworden, woran sie arbeiteten? Wo war Solomon jetzt?
    In der Ferne sah sie drei Männer kommen. Margaret sprang auf. Rafiq ging zwischen zwei bewaffneten Militärpolizisten. Er trug weder Koffer noch Aktentasche. Die Krawatte hing ihm lose um den Hals, das Hemd war ihm teilweise aus der Hose gerutscht. Er bemerkte Margaret, und sie wollte auf ihn zugehen. Er schüttelte jedoch kaum merklich den Kopf. Sie blieb stehen. Rafiq hielt den Blick geradeaus gerichtet. Kurz bevor er an Margaret vorüberkam, drehte er ruckartig den Kopf zu ihr. Lautlos formte er das Wort Solomon . Margaret nickte. Sie hätte ihm so gern etwas gesagt,

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