Das erste Jahr ihrer Ehe
versteckten Juwelen. Sie hatte Angst gehabt, als Diana, die nicht anhalten und abwarten wollte, durch den Platzregen gefahren war. Die Sicht war gleich null gewesen.
»Der Witz ist«, erklärte Arthur, »dass man den Parkboys fünf Schillinge fürs Aufpassen gibt und ihnen noch mal fünf für später verspricht. So kann man sicher sein, dass der Wagen da ist, wenn man wiederkommt.«
Margaret überlegte, ob sie dieses Geschäft auf Swahili hätte abwickeln können. Sie versuchte es im Stillen und scheiterte am Konjunktiv.
»Wie oft sind Sie jetzt schon bestohlen worden? Vier Mal?« zählte Arthur und sah aus, als müsste er sich bemühen, nicht lächelnd den Kopf zu schütteln. Margaret hasste ihn in diesem Moment.
»Ich habe den Boys immer acht Schillinge gegeben. Seit wir hier sind«, verteidigte sich Margaret und bedauerte es sofort.
»Das ist doch genau der springende Punkt.«
»Arthur«, mahnte Diana.
»Er wird schon wieder auftauchen«, sagte er begütigend. »Das ist immer so. Irgendein Kaffer braucht ein Auto, um seine Frau auf der Shamba zu besuchen. Ein Auto zu mieten, kann er sich nicht leisten, also macht er ein Geschäft mit dem Parkboy. Der ältere Kerl, von dem Sie gesprochen haben, der ist heute Abend um fünfzig Schillinge reicher. Hat sich gelohnt für ihn. Den Kaffer wird die Sache wahrscheinlich den halben Lohn gekostet haben, muss also eine ziemlich dringende Angelegenheit gewesen sein. Vielleicht ein krankes Kind. Oder eine schnelle Geldlieferung. Ein Familienstreit, der womöglich zu Gewalt geführt hätte. Wer weiß.«
»Und wenn er die Sache erledigt hat«, fügte Diana hinzu, »lässt er den Wagen in der Nähe eines Matatus stehen, damit er wieder in die Stadt zurückkommt. So läuft das fast immer.«
Margarets Hände zitterten so stark, dass sie es nicht wagte, ihre Teetasse zu heben. Arthur, immer aufmerksam, bemerkte es.
»Ich glaube, wir können jetzt direkt zum Whiskey übergehen«, erklärte er. »Wie spät ist es?« Er stand auf und sah auf seine Uhr, als spielte die Zeit eine Rolle. Flüchtig legte er Margaret die Hand auf die Schulter, um sie wissen zu lassen, dass er sich um sie kümmerte .
Margaret kam der Whiskey gerade recht. Sie erwog, sich einen Schwips anzutrinken. Ob sie sich so oder anders bei Saartje und Willem einführte, die um sieben erwartet wurden, war doch ziemlich egal. Ein kleiner Schwips, ein Bad, Saartje und Willem begrüßen. Das war wenigstens ein Plan. Sie nahm die Kenya Morning Tribune zur Hand, die auf dem Tisch lag. Patrick beobachtete sie, während sie die Titelseite überflog. Margaret hoffte, Saartje und Willem gehörten der nachsichtigen Sorte an. Auf so plumpe Art betrogen zu werden hatte etwas zutiefst Beschämendes. Es ließ auf eine Naivität schließen, die mit nationaler Herkunft nichts mehr zu tun hatte.
»Es gibt auch eine gute Nachricht«, sagte Diana. »Der Installateur ist gefunden worden und kommt morgen her. Ich kann allerdings nicht versprechen, dass er es an einem Tag schaffen wird. Gott, ich hoffe es. Sonst muss er auch noch hier übernachten. Na ja, nicht hier.«
Margaret verstand. Der Installateur würde in dem Betonkasten gleich hinter der Garage übernachten, den James sich mit dem Abend-Askari teilte. Ein ideales Arrangement, wie man fand: Der eine arbeitete tagsüber, der andere nachts. Margaret war nie in der Hütte gewesen, obwohl sie sie gern gesehen hätte.
»Wunderbar«, sagte sie und versuchte, keine allzu große Erleichterung zu zeigen.
»Nur verwenden sie heute beim Viehdiebstahl automatische Waffen«, sagte Willem, und Arthur lachte gedämpft.
Das Essen, eine Keule, wie Diana bemerkt hatte, mit Soße und Kartoffeln, hatte Patrick neu belebt. Sein Teint wirkte jetzt frisch und gesund. Margaret wusste, dass sie zu viel getrunken hatte und es ihr an manchen verhaspelt gesprochenen Wörtern anzumerken war. Sie versuchte, so wenig wie möglich zu reden. Patrick schaute beim Essen mehrmals zu ihr hinüber, um zu sehen, wie es ihr ging. Sie wusste, dass er ihr die Sache mit den Parkboys verzieh. Saartje war Patrick und Margaret gegenüber etwas kühl, aber es war offensichtlich, dass sie Diana sehr gern hatte. Das Band, der Kitt, der die beiden Paare zusammenhielt, waren sie: Saartje und Diana. Willem spielte den Chef, der er ja auch war. Wo es um die Tour auf den Mount Kenya ging, beugte Arthur sich seinem Wort, eine angenehme Abwechslung. Diana beugte sich natürlich niemandem.
Auch Saartje hatte ledrige Haut,
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