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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Muskelschmerzen, Paracetamol gegen Erkältungen, Diamox zur Prophylaxe gegen akute Höhenkrankheit, Imodium gegen Durchfallerkrankungen, Nelkenöl für die Zähne und Wasserreinigungstabletten.«
    »Ich dachte, wir nehmen unser Wasser selbst mit.« Zum ersten Mal mischte sich Saartje, die sich bisher ausschließlich mit Diana unterhalten hatte, ins Gespräch.
    »Die Träger können unmöglich die Wassermengen schleppen, die wir für vier Tage brauchen. Wir holen uns das Wasser aus Bächen.«
    »Doch nicht im Ernst«, protestierte Arthur.
    »Doch, im Ernst«, entgegnete Willem.
    »Aha.«
    »Also, wo waren wir?«
    »Wassertabletten«, las Margaret aus ihrer Liste vor.
    »Orales Rehydrationssalz zum Schutz vor Austrocknung und das Nytol zum Schlafen.«
    »Na, hoffentlich sorgt einer hier für den Alkohol«, sagte Saartje. »Das Ganze hört sich verdammt langweilig an.«
    »Ist es in gewisser Weise auch«, stimmte Willem zu. »Langweilig. Auf den Hütten ist viel Zeit. Man sollte meinen, da hätte man Lust darauf, Karten zu spielen, zu trinken und zu quatschen. Aber so ist das nicht. Man will nur noch essen und schlafen. Und Alkohol ist absolut tabu. Außer ihr wollt euch umbringen.«
    »Ich schlage vor, wir unternehmen eine Probewanderung in die Ngong Berge«, sagte Arthur. »Zum Einlaufen.«
    »Wann?«, fragte Diana. »Ich erwarte am Samstag einen Kunden aus Mombasa.«
    »Sonntag?«
    »Ist mir recht«, sagte Patrick und sah dabei Margaret an.
    Flüchtig fragte sich Margaret, was das alles mit Parkboys, Massengräbern und kleinen Kindern, die mitten auf die Straße kackten, zu tun hatte. Das Zimmer drehte sich wie rasend um sie, und sie konnte es nicht anhalten, so starr sie auch Patricks Gesicht fixierte. Sie konnte nur beten, dass er es bemerken würde.
    Margaret schlief, erwachte, schlief wieder ein. Als sie das zweite Mal wach wurde, brauchte sie Wasser und ging mit einem Glas ins Bad. Sie nahm den Mount-Kenya-Führer zur Hand und wanderte vom Gästezimmer aus durch einen Flur in den Salon, der sich zum Glück nun nicht mehr drehte. Sie hatte das Gästezimmer nachts nicht verlassen, seit sie und Patrick vorübergehend hier eingezogen waren. Sie hoffte, dass sie schon morgen wieder in ihrem eigenen Bett im Cottage schlafen würden.
    Patrick hatte Margaret fürsorglich beim Ellbogen genommen und mit der Entschuldigung, dass es für seine Frau ein harter Tag gewesen sei, allen im Salon gute Nacht gewünscht. In ihrem Zimmer war sie sofort ins Bett gefallen, und er hatte sie so gut es ging entkleidet. Als sie erwachte, war sie in Unterrock und Bluse.
    Im Salon brannte Licht – ein Sicherheitslicht, vermutete sie. Sie setzte sich auf das burgunderrote Sofa. Sie wusste, dass ihre Notizen unvollständig waren und sie und Patrick die Medikamentenliste aus dem Gedächtnis würden zusammenstellen müssen.
    Ihr tat der Kopf weh, und sie hatte einen trockenen Mund. Peinlich, dass sie sich so danebenbenommen hatte. Nie wieder Rusty Nails. Margaret trank das Wasser aus, stand auf, entdeckte auf dem Cocktailtablett eine Schale mit geschmolzenen Eiswürfeln und goss die Flüssigkeit in ihr Glas. Als sie es geleert hatte, ging sie wieder zum Sofa und legte sich hin. Sie schob sich ein Kissen unter den Kopf und begann, über den Mount Kenya zu lesen. Die Geschichte des Bergs faszinierte sie.
    Er war, wie sie erfuhr, von den drei höchsten Gipfeln Afrikas der zweite, der von europäischen Afrikaforschern entdeckt wurde. Dr. Johann Ludwig Krapf, ein deutscher Missionar, war der erste Europäer, der 1849 den Berg von Kitui aus erblickte. Krapf fand heraus, dass die Embu den Berg wegen der bitteren Kälte und der weißen Masse, die sich seine Flanken hinunterwälzte, nicht bestiegen.
    1887 versuchte der Ungar Graf Sámuel Teleki als erster Europäer den Berg über den Nordwesthang zu bezwingen und gelangte bis auf viertausendsiebenhundertfünfzig Meter Höhe.
    1893 gelang es einer Expeditionsgruppe, die Gletscher zu erreichen. Sie schaffte es aber trotz mehrstündiger Bemühungen nicht, den Lewis Gletscher zu überqueren.
    Im Juli 1899 brach Sir Halford John Mackinder in Begleitung von sechs Europäern, sechsundsechzig Swahili, zwei Massai-Führern und sechsundneunzig Kikuyu zum Mount Kenya auf. Sie erreichten den Fuß des Berges, hatten jedoch mit Seuchen, Hunger, Deserteuren und Dieben zu kämpfen. Zwei Expeditionsmitglieder wurden von Plünderern ermordet.
    Als die Unterstützung am Berg ankam, überquerte Mackinder den Lewis

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