Das erste Jahr ihrer Ehe
aber sie war eine schöne Frau mit fast weißblondem Haar, grünlich schimmernden Augen und einem vollen, ungeschminkten Mund. Willem war dick und fast kahlköpfig und schien dem Klischee vom feisten Holländer mit einer Vorliebe für Bier und Wurst zu entsprechen. Saartje war größer als ihr Mann, neben ihr wirkte Willem noch untersetzter.
Nach dem Essen im Salon saßen Diana und Saartje, die beiden Blondinen, dicht nebeneinander auf dem burgunderrot gestreiften Sofa. Willem beugte sich über irgendwelche Papiere, die vor ihm auf dem Couchtisch ausgebreitet waren. Patrick hing schlaff in einem Ohrensessel, in dem sein langer, zurückgelehnter Körper eine Diagonale bildete. Arthur schien nirgends einen festen Platz zu haben, ständig damit beschäftigt, einzuschenken und nachzuschenken und nach Reiseführern zu suchen, von denen er wusste, dass er sie irgendwo hatte. Er brachte Margaret Rusty Nails, die zu mixen er schnell gelernt hatte. Sie dankte ihm für dieses erfolgreiche Bemühen, fragte sich allerdings, was dahintersteckte. Margaret liebte den vertrauten rauchigen Geschmack des ersten Drinks, aber mit dem zweiten war sie vorsichtig. Einen Moment verschwamm ihr alles vor den Augen, als sie den Kopf in Patricks Richtung drehte. Dann aber fügte sich das Doppelbild zusammen, und alles war gut.
»Wir fahren Samstag früh um neun in Nairobi los«, sagte Willem, »das ist der Zweiundzwanzigste, und übernachten in einer Lodge direkt am Fuß des Berges. Ich habe schon alles geregelt. Und uns dazu noch einen schönen Rabatt herausgeholt.«
Er erhielt den erwarteten Dank.
»Ich fahre«, erklärte Diana. »Wenn wir den Rover nehmen, wie ich vermute, fahre ich.«
»Ja«, stimmte Willem zu und ergänzte, dass in dem Rover für sie alle Platz sei, wenn man das Gepäck auf dem Dach befördere. »Am nächsten Morgen fahren wir zum Parktor und holen die Träger ab. Einen pro Paar, dazu einen Führer und einen Koch. Also fünf Leute insgesamt.« Er hielt inne. »Oh, und darf ich euch noch einen guten Rat geben: Kommt am Sonntagmorgen nicht mit einem Kater an. Der hilft euch nämlich beim Aufstieg überhaupt nicht. Ausreichend Flüssigkeit ist äußerst wichtig, und wenn ihr mit ausgetrocknetem Mund losgeht, wird gleich der erste Tag die Hölle.«
»Arthur«, sagte Diana nur.
»Am Sonntag gehen wir vom Parktor zur Met Station, der Wetterstation. Das hilft bei der Akklimatisierung. Wer sorgt für den Proviant?«
»Das übernehme ich«, sagte Patrick. »Es gibt ja wahrscheinlich irgendwo eine zuverlässige Liste?«
»Ich kann einiges empfehlen.« Willem zündete sich eine Zigarette an. »Eins kann ich euch jetzt schon sagen: Am Essen sollten wir auf keinen Fall sparen. Als ich die Tour das letzte Mal gemacht habe, haben wir uns von Trockennahrungsmitteln ernährt. Furchtbar. Wir hockten da und würgten das staubtrockene Zeug runter und konnten zuschauen, wie die nächste Gruppe vergnügt Suppe löffelte und Kaffee trank.«
»Ich werd’s mir merken«, sagte Patrick, der, wie Margaret bemerkte, seine lässige Haltung auch während dieses Gesprächs nicht aufgegeben hatte.
»Die Übernachtung auf der Met Station wird nicht lustig. Die Höhe wirkt sich unangenehm auf den Schlaf aus. Ich rate dringend zu Nytol. Aber zur Notfallapotheke kommen wir gleich. Wer will das übernehmen?«
»Ich«, meldete sich Margaret. Ihr schien das eine Aufgabe zu sein, der sie gewachsen war.
Willem reichte Blätter und Stifte herum, damit alle sich Notizen machen konnten. Margaret schrieb Notfallapotheke auf ihres. Sie wusste, dass Patrick ihr helfen würde.
»Jeder von euch ist selbst für seine Ausrüstung verantwortlich, die Träger befördern sie nur. Schlafsack. Isomatte. Regenzeug. Mützen und Sonnenbrillen sind absolut notwendig. Die Sonne hat eine ungeheure Kraft, sobald sie herauskommt, auch wenn man ihre Hitze nicht fühlt. Schneeblindheit ist manchmal ein echtes Problem. Tragt Socken aus Wolle oder Synthetik. Keinesfalls Baumwolle. Und zieht zum Wandern immer zwei Paar Socken an. Wenn das eine nass wird, könnt ihr es einfach ausziehen. Bewahrt alles, was ihr unbedingt braucht, in eurem Rucksack auf; es kann vorkommen, dass ihr mehrere Stunden von eurem Träger getrennt seid.«
»Wie das?«, fragte Margaret.
Willem wandte sich ihr zu und lächelte. Ihr war schon aufgefallen, dass er sehr viel lächelte, so ein breites, aufgeräumtes Holländerlächeln. »Es kann zum Beispiel sein, dass sie schon mal vorausgehen und das Lager
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