Das erste Jahr ihrer Ehe
beglückwünschen, dass wir es geschafft haben. Aber sie ist tot, und das ändert alles.«
»Warum?«, fragte Margaret.
»Weil vorher die Konsequenzen deines Verhaltens irrelevant waren. Jetzt sind sie es nicht mehr.«
»Und das Verhalten ist von den unbeabsichtigten Folgen nicht zu trennen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Patrick, du sprichst mit mir – deiner Frau.«
»Dessen bin ich mir bewusst.«
»Das kann nicht wahr sein.« Margaret stand auf. »Wie kannst du diese Ehe weiterführen, wenn du glaubst, dass ich an Dianas Tod schuld bin? Wie kannst du mich da überhaupt noch lieben?«
»Keine Ahnung, aber ich liebe dich eben.« Er ergriff wieder den Löffel und begann, mit ihm gegen die Tischkante zu schlagen. »Das ist es ja gerade.« Er sah zu ihr hinauf. »Ich habe gestern Abend wach gelegen und mir genau diese Frage gestellt. Ändert es etwas daran, wie ich über Margaret denke? Liebe ich sie noch? Und so merkwürdig es ist, es hat gar nichts geändert. Jedenfalls nichts Grundlegendes. Ich liebe dich und möchte mit dir verheiratet bleiben.«
»Du hast eine Kosten-Nutzen-Analyse gemacht?«
»Jetzt wirst du geschmacklos. Genau deshalb habe ich gesagt, dass wir diese Diskussion nur ein Mal führen werden und dann nie wieder.«
»Aber warum sie überhaupt führen?«, fragte Margaret. »Warum war es notwendig, mir zu sagen, dass ich schuld bin, wenn du vorhast, bei mir zu bleiben? Wenn du mich liebst, wie du sagst.«
War Patrick einfach nur ehrlich mit ihr, oder gab es da vielleicht eine Spur Eifersucht von seiner Seite?
»Erstens hast du gefragt«, erwiderte Patrick. »Und zweitens musste es ausgesprochen werden. Das Ganze hätte doch ständig in uns gegoren, wenn wir nicht wenigstens versucht hätten, darüber zu reden. Ich glaube, dass auch du selbst dich für schuldig hältst. Ich meine nicht, dass du glaubst, du hättest ihren Tod unmittelbar verursacht. Das nicht, nein. Aber ich glaube, du weißt, dass der Tag anders verlaufen wäre, wenn ihr beide, Arthur und du, an dem Morgen nicht Hand in Hand dagelegen hättet.«
Margarets Beine begannen zu zittern.
»Und drittens«, fuhr er fort, »für den Fall, dass du das nicht weißt – ich belüge dich nie.«
»Aber von den Studenten in dem Massengrab hast du mir nichts erzählt.«
»Das ist etwas anderes. Ich wollte dich schützen. Außerdem bin ich immer noch nicht sicher, ob die Geschichte wahr ist.«
»Patrick, wie soll ich dich weiter lieben, wenn ich weiß, dass du so denkst?«
»Ich mache mir eigentlich mehr Sorgen darüber, wie du dich selbst lieben willst.«
»Du arrogantes Arschloch«, sagte Margaret in tödlich ruhigem Ton. Sie riss Patrick den nervtötenden Löffel aus der Hand und schmiss ihn an die Wand.
»Das ist die Wut«, stellte Patrick gelassen fest. »Du bist kein Mensch, der Besteck durchs Zimmer wirft.«
»Ach, wir sind hier im Anschauungsunterricht?«
»Ich versuche nur, dir zu erklären, warum Diana vielleicht so gehandelt hat, wie sie es tat.«
Margaret setzte sich und senkte ihren Kopf auf das Tischtuch. Sie stellte sich Diana auf dem Grund der Gletscherspalte vor. Sie dachte an Arthur, der mit dem Wissen erwacht war, dass seine Frau tot war, und das Entsetzen ertragen musste. Oder hatte er seine Kinder bei sich im Bett, die das Entsetzen linderten, aber den Schmerz vertieften?
Margaret ließ den Kopf gesenkt. Sie hörte Patrick seinen Stuhl zurückstoßen und aufstehen. Sie erwartete die Berührung seiner Hand in ihrem Nacken.
»Wir müssen umziehen«, sagte er sachlich. »Am besten fangen wir gleich an zu suchen.«
Er war weiter weg, nicht näher. Er würde sie nicht berühren. Er würde sie am Tisch sitzen und sich mit dem auseinandersetzen lassen, was er gesagt hatte. Er würde den Konflikt nicht wegstreicheln.
Die Trauerfeier fand in der Kapelle einer großen katholischen Kirche statt. Margaret hatte nicht gewusst, dass Diana katholisch gewesen war. Patrick und Margaret setzten sich nach hinten, sie wollten diesen Moment, den Arthur mit seinen Kindern teilte, nicht stören. Margaret musste weinen, als sie die Kinder sah – mit glänzendem, frisch gewaschenem Haar und zitternden Lippen. Sie suchte nach Adhiambo, die eigentlich in ihrer Nähe hätte sitzen müssen. War sie schon entlassen? Sie wussten, dass Arthur mit den Kindern nach London zurückkehren wollte, um sie dort mithilfe seiner Schwester großzuziehen.
Viele Kollegen von Arthur und viele Freunde Dianas waren gekommen. Die Gesichter der Frauen
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