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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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überraschen können, das er nicht zuzubereiten wusste. Er hatte ein geselliges Naturell und lächelte viel; Margaret mochte ihn. Aber in seiner Gegenwart wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie eine Betrügerin war und ein Leben führte, zu dem sie nicht erzogen worden war und das sie nicht verdient hatte. Wenn sie Moses Anweisungen gab, kam sie sich vor wie eine Schauspielerin in einem Stück, das irgendein britischer Autor für Zuschauer einer früheren Generation geschrieben hatte.
    Aber Moses war nicht nur eine freundliche Präsenz, die im Haus eine angenehme Stimmung schuf, er diente zugleich Patrick und Margaret als eine Art Puffer. Das Wissen, dass Moses nie weit entfernt war, sorgte dafür, dass sie in ihren Gesprächen höflich, ja, liebenswürdig blieben. Vor allem aber sorgte es dafür, dass sie überhaupt im Gespräch miteinander blieben. Beide wollten sie auf keinen Fall den Eindruck vermitteln, dass sie sich bei den Mahlzeiten stumm gegenübersaßen. Moses’ Anwesenheit im Haus zwang sie gewissermaßen, sich ihrer Manieren zu erinnern. Margaret fiel es schwer, den Mann als Angestellten zu behandeln. Sie hätte ihn gern aufgefordert, sich mit ihnen an den Tisch zu setzen. Eine rein amerikanische Vorstellung, wie Patrick ihr erklärte.
    Von Zeit zu Zeit unternahmen entweder Patrick oder Margaret eine gewisse Anstrengung, um die Kruste aufzubrechen, die sich unter der Oberfläche ihrer Höflichkeiten und Liebenswürdigkeiten immer mehr verhärtete. Im Februar, einen Monat nach der Bergtour, hatte Margaret von Moses ein extravagantes Abendessen zubereiten lassen, dem Champagnercocktails im Salon vorausgehen sollten. Moses hatte im Kamin ein Feuer gemacht und sich in die Küche zurückgezogen, und Margaret hatte Kerzen auf dem Kaminsims und den Beistelltischen verteilt. Als Patrick zur Haustür hereinkam, den Aktenkoffer in der einen Hand, die Arzttasche in der anderen, sah sie seine Überraschung an seinen hochgezogenen Augenbrauen. Sie hatte noch eine Überraschung für ihn, die sie ihm erst später vorführen wollte: ein weißseidenes Nachthemd.
    »Was ist denn hier los?«, fragte er.
    »Nichts«, antwortete Margaret. »Ich fand nur, wir könnten einen kleinen Aufheller gebrauchen.« Sie trug ein langes, blaues Dashiki mit V-Auschnitt und seitlich geschlitztem Rock.
    Patrick setzte sich aufs Sofa, als hätte er nicht vor zu bleiben.
    »Findest du’s nicht gut?«, fragte sie.
    »Doch, es ist nur … Ich weiß auch nicht …«
    »Sollten wir noch trauern?«
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nicht. Ich habe, ehrlich gesagt, nie darüber nachgedacht.«
    »Es ist nur ein Abendessen mit einem Cocktail vorher.«
    »Mit Champagner und Kaviar?«
    Margaret wandte sich ab und starrte ins Feuer. Patrick, der wohl merkte, dass er einen Kommentar zu weit gegangen war, berührte ihren Arm und bedeutete ihr, sich zu ihm zu setzen. Er öffnete den Champagner und schenkte zwei Gläser ein. Sie stießen nicht miteinander an; kein Toast schien passend. Sie tranken den Champagner und aßen den Kaviar und lachten zusammen, wie sie das zuletzt vor der Tour auf den Mount Kenya getan hatten. Als sie nach dem Champagner das Wohnzimmer verließen, waren sie einander so nahe wie lange nicht mehr.
    Aber im Esszimmer – mit dem perfekt gedeckten Tisch, den brennenden Kerzen, Moses’ tadelloser Bedienung – passierte etwas, das den Moment des Glücks, der ihnen gelungen war, schal werden ließ. Zu spät erkannte Margaret, dass es intimer gewesen wäre, wenn sie am Kamin gegessen hätten. Oder Moses mit dem Versprechen, den Aufwasch selbst zu erledigen, früher nach Hause geschickt hätten. Als das Abendessen vorüber war, war alle Freude zerplatzt wie die Bläschen des Champagners, den sie getrunken hatten. Patrick stand auf und ging in sein Arbeitszimmer, um irgendwelche Forschungsunterlagen durchzusehen. Margaret ging nach oben und ließ das weißseidene Nachthemd verschwinden, das so frech hingeworfen auf dem Bett gelegen hatte.
    »Du hast deinen Fotoapparat dabei?«, fragte Patrick draußen auf dem glühenden Asphalt.
    »Ich hab mir gedacht, ich versuch’s mal. Wenn sie es partout nicht wollen, bringe ich ihn eben wieder in den Wagen.«
    In diesem Moment traf sie der Gestank, drang ihr in Nase und Mund und stieß bis in ihren Magen hinunter.
    »Patrick«, keuchte sie.
    Im Auto war Patrick höflich, beinahe lebhaft gewesen, während er versuchte, Margaret auf den Besuch im Krankenhaus vorzubereiten. Als sie an den

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