Das erste Jahr ihrer Ehe
von der Reise sprachen?«
»Ja, bei der Zeitung hätten wahrscheinlich viele mich davon reden hören oder später davon gehört haben können. Aber ich bin überzeugt, dass keiner dort so etwas tun würde.« Margaret überlegte. Hatte sie außer Moses, Rafiq und Solomon Obok jemandem von der Reise erzählt? »Die Leute am Flughafen hätten davon gewusst«, sagte sie. »Vielleicht sollten Sie das Personal am Wilson Flughafen befragen.«
»Das haben wir schon getan. Sie reisten allein. Wenn einer der Angestellten dort einen Einbruch im Sinn gehabt hätte, hätte er wahrscheinlich angenommen, dass es einen Ehemann gibt, der zu Hause geblieben ist.«
Patrick musste zu den Nachbarn hinübergehen, um zu telefonieren.
Margaret ging nach oben und sperrte das Schlafzimmer auf. Alles war unberührt. Dort hing noch ein Handtuch über dem Türknauf, hier lag ein zerdrücktes Kopfkissen.
Sie musste sich setzen und ließ sich aufs Bett fallen.
»Wir sind nicht verflucht«, sagte sie laut. »Verwünschungen gibt es nicht. Ich habe früher nicht daran geglaubt, und ich glaube jetzt nicht daran.«
Patrick kam und setzte sich neben sie. »Ich komme mir vor wie auf einem Filmset in einem riesigen leeren Studio.«
»Wie war’s?«, fragte sie.
»Furchtbar, wie zu erwarten.«
»Sie sind wütend.«
»Außer sich. Sie sind anscheinend der Meinung, es wäre unsere Pflicht gewesen, Tag und Nacht im Haus zu sein. Als ich sagte, dass wir auf Lamu waren, als es passierte, sind sie ausgerastet. Sie haben kein einziges Mal gefragt, wie es uns dabei geht. Dann wollten sie mit Moses sprechen. Der arme Kerl hat mir leid getan.« Er strich über die Bettdecke. »Na ja, wenigstens können wir hier schlafen.«
Margaret sprang vom Bett auf. »Du bist wohl verrückt geworden? Damit wir dann die ganze Nacht wach liegen und darauf warten, dass die Kerle wiederkommen und sich dieses Zimmer auch noch vornehmen? Mit uns darin. Hast du die Steine nicht gesehen? Wir packen jetzt sofort unsere Sachen und verschwinden hier.«
»Und wohin?«, fragte Patrick. »Karim und Aarya würden uns wahrscheinlich aufnehmen. Wir könnten auf dem Boden schlafen.«
»Vielleicht«, sagte Margaret, »aber ich habe eine bessere Idee. Wir gehen ins Norfolk.«
»Das kostet ein Vermögen.«
»Das ist mir egal«, sagte sie. Sie setzte sich wieder neben ihren Mann aufs Bett.
»Wir werden jetzt wohl etwas mieten müssen«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass wir mit Empfehlungen als Haussitter rechnen können.«
»Ich fange gleich morgen zu suchen an«, erbot sich Margaret.
»Ein Teil meiner Papiere ist im Krankenhaus. Die neuesten Unterlagen habe ich in meiner Aktentasche. Ich werde versuchen, alles wieder zusammenzustückeln, so gut es geht. Ich habe zum Glück fast immer mit jemand anderem zusammengearbeitet.«
Sie legten sich beide hin und starrten zur Decke hinauf.
»Ich fahre nicht nach Hause«, sagte Patrick.
»Ich auch nicht«, sagte Margaret.
S ie fanden eine Wohnung in der Nähe des Krankenhauses. Ein Arzt, der sie aufgeben musste, weil er nach Delhi zurückwollte, hatte unter »Zu vermieten« einen handgeschriebenen Zettel ans Schwarze Brett geheftet. Sie verbrachten zwei Nächte im Norfolk und wussten, dass sie sich viele weitere nicht leisten konnten.
Die Wohnung war in einem imposanten aus Stein erbauten Haus, einem ehemaligen Herrschaftshaus, und als sie die lange, von Mauern begrenzte Auffahrt hinauffuhren, regte sich bei Margaret milde Neugier. Von hohen Jacaranda- und Eukalyptusbäumen beschattet und einem verwilderten Garten umgeben, sah es aus, als wäre es einmal das stolze Heim eines frühen Siedlers gewesen, das er aufgeben musste, als sein Glück ihn verließ.
Im Foyer warteten zu Patricks und Margarets Überraschung ein Askari in Uniform und ein Aufzug. Ein Aufzug! Während der Askari zum Telefon griff, um den Eigentümer anzurufen, ging Margaret der Gedanke durch den Kopf, dass ein Portier im Grunde nichts anderes war als ein Askari ohne Machete. Der Hauseigentümer, ein Sikh, führte sie ins dritte Stockwerk und öffnete, nachdem er aus einem umfangreichen Bund den richtigen Schlüssel herausgesucht hatte, die Tür zu 3F.
Es beruhigte Margaret, dass die Zimmer Flügelfenster hatten, die sich nach außen öffnen ließen, und sie freuten sich beide, als sie entdeckten, dass die Wohnung zwei Schlafräume hatte, von denen Patrick einen als Arbeitszimmer benutzen konnte. (Gleich am nächsten Morgen bestellte er einen Schlosser, um an
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