Das erste Jahr ihrer Ehe
langsam ziemlich böse auf mich wird. Ich bin zu lange hiergeblieben, er will, dass ich endlich nach Hause komme.«
»Ihr Freund sollte Todd böse sein, der Sie überredet hat, noch für das Projekt zu bleiben«, meinte Patrick. »Zum Glück. Sonst wären wir nicht weitergekommen.«
»Der Mann wird es weit bringen«, sagte Elena. »Seine eigene Arbeit fand ich schwach, aber er versteht es, die Leute zusammenzubringen und dafür zu sorgen, dass etwas geschieht.«
»Ich nehme an, ihr sprecht von einem Kollegen«, warf Margaret ein.
»Entschuldige, Schatz«, sagte Patrick, und es ging Margaret wie vorher, sie empfand es wie einen Nadelstich. Nie hatte ihr Mann sie »Schatz« genannt. Und warum, dachte sie jetzt, war Patrick eigentlich nicht allein gekommen, um sie abzuholen? Warum hatte er Elena mitbringen müssen? Er hätte sich doch vorstellen können, dass sie das irritieren würde.
Sie trank einen Schluck kühlen Weißwein.
Elena warf ihr einen kurzen Blick zu. »Wie läuft es denn mit Ihrer Arbeit?«, fragte sie. »Ich habe von Patrick so viel von Ihnen gehört.«
»Meine Arbeit läuft hervorragend«, antwortete Margaret. »Ich bekomme immer häufiger auch komplexe Storys. Und ich arbeite jetzt mit einem viel angenehmeren Reporter zusammen als zu Anfang.«
»Ach, und wer ist das?«, erkundigte sich Patrick, während er vom Kellner eine Speisekarte entgegennahm.
»Er heißt Rafiq Hameed. Er wurde zweiundsiebzig genau wie alle anderen Asiaten aus Uganda ausgewiesen. Er ist sehr gebildet – hat erst in London studiert und dann an der Makerere-Universität. Bis zu der Säuberung. Ich schätze ihn auf Ende zwanzig. Fährt einen Citroën, in dem er mit den Knien ans Armaturenbrett stößt. Er ist groß.«
Beinahe hätte sie noch »und gutaussehend« gesagt, fand aber dann, das ginge vielleicht doch ein wenig zu weit.
Wie du mir, so ich dir.
Nach dem Essen verabschiedete sich Elena. Patrick führte Margaret zu einer ruhigen Ecke der Dachterrasse. Von hier oben sahen die planvoll in Vierecken angeordneten Häuser wie offene Kästen aus, zwei oder drei Stockwerke hoch, mit großen Innenhöfen. Viele Dächer waren wie Gärten bepflanzt, auf einigen gab es sogar von Moskitonetzen umhüllte Schlafstätten.
»Das Dach ist bei vielen dieser Häuser der kühlste Ort«, sagte Patrick. »Dort oben weht meistens ein Lüftchen vom Meer her.«
»Und wenn es regnet?«, fragte Margaret.
»Es regnet fast nie.«
»Wunderschön ist das hier. So exotisch.«
»Ich brauche mir doch keine Sorgen um dich zu machen?«, flüsterte Patrick.
»Weswegen?«
»Wegen dieses großen, gebildeten Reporters, der täglich an deiner Seite ist.«
»Das sagst ausgerechnet du?«, entgegnete sie. »Das kann nur ein Witz sein.«
»Wie meinst du das?«
»Was ist mit dir und Elena? Kannst du mir mal sagen, was da läuft?«
»Wir sind Kollegen.«
»Die im selben Hotel übernachtet haben und es für nötig hielten, mich gemeinsam in Empfang zu nehmen?«
»Elena und ich hatten uns zu einem Arbeitsfrühstück getroffen. Es kam mir einfach unhöflich vor, sie nicht aufzufordern, zum Hafen mitzukommen.«
»Ach, brauchen wir jetzt eine Anstandsdame?«
»Sei nicht albern.«
Margaret fühlte sich angewidert von ihrem Gerede, aber sie konnte nicht aufhören. »Du kannst ja wohl nicht bestreiten, dass sie phantastisch aussieht.«
»Margaret, du solltest dir mal selbst zuhören.«
»Ich würde lieber dir zuhören.«
»Ich habe nichts zu sagen«, erwiderte er steif.
»Sind wir noch ein Paar?«, fragte sie. »So, wie vor der Tour? Oder ist da etwas passiert, was nicht mehr zu richten ist?«
Patrick schloss die Augen. »Darüber rede ich nicht. Du bist ja wie besessen von der Geschichte. Ich beobachte das seit Monaten. Solange du dich damit nicht auseinandersetzt, kann es gar nicht mehr so sein wie früher. Wie denn auch?«
»Ich bin nicht besessen von ›der Geschichte‹«, protestierte Margaret. »Ich habe Angst um unsere Ehe.«
»Ich finde, wir sollten reingehen«, sagte er.
Margarets Stimmung schlug plötzlich um. Sie hatte den verzweifelten Wunsch, ihren Mann festzuhalten. »Es tut mir leid«, sagte sie und fasste ihn am Arm. »Geh nicht, Patrick. Ich bin nicht nach Lamu gekommen, damit es so endet. Ich wollte nichts weiter als ein schönes Wochenende mit dir, das uns beiden guttut. Bitte bleib.«
Er blieb neben ihr stehen. »Kein Wort mehr über unsere Ehe.«
»Kein Wort mehr über unsere Ehe.«
Am nächsten Morgen mussten Patrick
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