Das erste Mal und immer wieder
Rollen vertauschten, ab. Männer, die schon auf der Insel waren, empfing ich entweder im angemieteten Clubzimmer der Swingerbar oder ich besuchte sie bei sich. Auch bei mir empfing ich, wenn ich sie schon aus einer vorangegangenen Session kannte.
Oft traf ich mich mit ihnen vorher zum Kaffee, um sie »auszuloten«. Ich erkannte sie immer sofort. Alle banden sich als Erkennungszeichen ein schwarzes Band um den Hals. Danach folgte ein Gespräch über ihre Vorstellungen und auch den Preis. Natürlich war eine Stunde wesentlich günstiger als ein ganzes Wochenende.
Ich vergab niemals mehr als drei Termine in der Woche, immer vormittags, wenn ich meinen Kleinen in der Schule wusste. Als ich eine »Insel-Fangemeinde« von etwa 40 Kunden hatte, stellte ich die Inserate in der Zeitung ein. Nun konzentrierte ich mich aufs Internet, und schon bald meldete mein erster Besucher sich an.
»SCHWEINELEBEN«
Werner war ein Bauunternehmer im Insolvenzverfahren. Hatte er sich durch seine »Leidenschaften« ruiniert? Ich nahm es an, er war völlig verrückt nach Sex in allen Variationen. Fast so wie ein Süchtiger wollte er alles ausprobieren, nichts verpassen, alles einmal erlebt haben. Schon der E-Mail-Kontakt war problemlos, beschränkte sich aufs Nötigste, und er nahm direkt den ersten Termin, den ich ihm anbot.
Er war Ende 40, sah aber gut zehn Jahre jünger aus, was sicherlich auch an seinen etlichen Pfunden Übergewicht lag. Er war sehr problemlos, einfach zu handhaben und ging auf alles, was ich anbot, ein. Auch der Preis erschreckte ihn nicht. So konnte ich alles, was ich zum Simulieren seines Traumes benötigte, ungeachtet der Kosten besorgen und organisieren.
Manchmal war das richtig harte Arbeit. Ständig brauchte ich neue Unterkünfte, möglichst einsam gelegen und dennoch nicht zu weit ab von allem. Ich musste an die Verpflegung denken und alles so arrangieren, dass Dritte nicht gesehen wurden und »er« keine Dritten sah. Bei allem sollte das »Urlaubsflair« nicht vernachlässigt werden, denn einige spielten die Session in Stundentakten und genossen ansonsten ihre Tage wie Touristen.
Aber nicht so Werner. Er hatte sich 24/7 auf die Stirn geschrieben, was bedeutet, dass er 24 Stunden am Tag mein Sklave sein wollte. Für mich war das anstrengend, ich wusste, dass ich danach Ruhe brauchte. Die psychische Belastung war teilweise enorm für mich.
Der Wagen brachte mich zum Flughafen. Ein Bekannter auf der Insel vermietete dieses Auto an Hochzeitspaare oder Geschäftsleute. Aber auch an mich. Samt Chauffeur und Sekt an Bord sowie Hardcore-Porno im Videorekorder und leiser Schmusemusik war die weiße Stretch-Limousine ein rollendes Schlafzimmer. Durch die getönten Fenster konnte niemand hineinsehen, so dass man sich ungeniert zeigen und verhalten konnte.
Kurz vor Ankunft der Maschine stellte sich der Chauffeur mit einem Schild, auf dem der abgesprochene Name des »Kunden« stand, an das Gate, um ihn zu empfangen. Ich saß derweil im Fond des Autos und erwartete den Herrn mit gekühltem Sekt im Sexy-Outfit. Für Werner hatte ich ein rotes, wadenlanges Latexkleid gewählt, welches sich hauteng an meinen Körper schmiegte. Meine Füße steckten in hohen Schnürsandaletten, und meine Haare hatte ich streng nach hinten gekämmt. Als Unterkunft war eine alte, einzeln stehende Mühle ausgewählt worden. Sie bestand nur aus zwei Zimmern und einer kleinen Küche. Um das Gebäude herum zog sich ein weitläufiger, verwilderter Garten mit Absperrung, der zudem uneinsehbar war. Es war die perfekte Kulisse für Werner. Auch ein kleines Stallgebäude war vorhanden, darin sollte und wollte er wohnen.
Für mich war dieser »Auftrag« ebenfalls eine Herausforderung, so hatte ich noch nie »gearbeitet«. Tagelang hatte ich mit Bekannten den Stall gesäubert und so gut es ging desinfiziert und gelüftet. Noch immer war ich nicht sicher wegen der Hygiene, aber Werner bestand darauf. So streute ich nicht nur frisches Stroh auf dem Boden aus, sondern legte auch noch eine Decke darüber. An der Wand hatten wir einen Rotlichtstrahler angebracht, um den zugigen Stall wenigstens etwas zu heizen.
Es war noch nicht richtig Sommer, ich rechnete damit, dass Werner dieses Problem etwas unterschätzt hatte. Ansonsten befanden sich noch zwei Emailleschüsseln für die Nahrungsmittel darin, die nur aus bestimmten Lebensmittelresten bestehen sollten. Werner war Fetischist, Masochist und devot. Aber er war noch mehr, nämlich neugierig.
Wann immer er
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