Das erste Mal und immer wieder
16«, log ich mich älter, errötete und ärgerte mich über die Art, wie er mich auszuquetschen versuchte. Oder gehörte das dazu? War ich richtig? Konnte er es sein? Sein Name war Rolf, so stellte er sich mir vor. Rolf Herberts aus Frankfurt. Er hatte hier bei einem größeren Konzern zu tun gehabt und war nun auf der Rückreise. Um auf den nächsten Zug zu warten, wollte er sich die Zeit hier bei einem Kaffee vertreiben. Rolf nahm nicht den nächsten und auch nicht den übernächsten Zug. Irgendwann saßen wir im Restaurant und waren beim Essen von Kaffee zu Rotwein übergegangen.
Ich war stolz, mit einem richtigen Mann hier zu sitzen und Wein aus diesen schönen Gläsern zu trinken. Als wäre ich erwachsen, so, als wäre ich nicht hier, um irgendeinen Mann gegen Geld »zu bedienen«.
Plötzlich fand ich diese Vorstellung vollkommen absurd. Durch den Rotwein und die nette Unterhaltung wurden meine Probleme immer belangloser und kleiner. Ich hatte das Gefühl, auch alles morgen regeln zu können.
»So, nun sind alle meine Züge weg. Vor morgen komme ich wohl gar nicht weg hier.« Ich erschrak. »O weh, das tut mir leid, wir haben uns voll verquatscht!« Plötzlich nahm er meine Hand. »Hast du Lust, mich in ein Hotel zu begleiten?«
Er sah mich an, und ich sah ihm in die Augen. Also doch! »Doch«, sagte ich und fing an, seine Finger zu massieren. Ich kam mir ungeheuer erfahren und sexy vor. Wir verließen das Restaurant umgehend und stiegen in ein Taxi.
Angst hatte ich trotz meiner Erlebnisse keine. Ich fühlte mich wohl und geborgen und dachte weiter nicht nach, wollte es wohl auch nicht. Auf dem Zimmer angekommen, eingelullt von dem schweren Rotwein, Rolfs sonorer, angenehmer Stimme und dem Hauch Luxus, den er verströmte, ließ ich mir Badewasser ein. Ich fühlte mich rundum wohl.
Rolf bestellte mehr Wein, und ich plätscherte in dem warmen Wasser und entnahm der Geräuschkulisse, dass er Musik eingeschaltet hatte. Als ich im flauschigen, weißen Bademantel das Bad verließ, fand ich ihn komplett angezogen vor dem Tablett auf dem Bett sitzend. Er lächelte mir zu. »Hallo.«
»Hallo, das Bad ist frei«, ich lächelte zurück. Bis er zurückkam, hatte ich achtzig Mal überlegt, seine Brieftasche zu nehmen und aus dem Zimmer zu laufen. Als er beim Einchecken zahlte, hatte ich sehen können, dass er unheimlich viel Bargeld in der Brieftasche trug. Es waren einige hundert Mark. Die Versuchung, meine Probleme auf diese Art zu lösen, war übermächtig. Bevor ich mich jedoch zu irgendetwas entschließen konnte, war er wieder da.
»Hallo, Lisa«, er setzte sich zu mir. »Hallo, Rolf, du riechst gut«, lächelte ich zurück. »Ich freue mich über deine nette Gesellschaft, aber bitte denke nicht, ich will jetzt über dich herfallen.« Er zwinkerte mir zu.
»Du willst keinen Sex mit mir?«, fragte ich. Ich sah ihn an. Meine Gedanken rasten. Was machte ich überhaupt hier?
»Sex?«, er sah mir in die Augen. »Du scheinst dich ja damit auszukennen.«
Ich schaute zurück, wich seinem Blick nicht aus. »Du nicht?«, fragte ich ihn.
»Natürlich, aber ich bin ja auch schon ein alter Sack, zudem verheiratet.« Das Gespräch erheiterte ihn, und schon bald waren wir wieder im Dialog vertieft.
Irgendwann nahm er meine Hand, und ich rollte mich zu ihm. Wir begannen uns zu küssen, und in meinem Magen fanden wilde Tänze statt. Ich war erregt, absolut erregt, und die Feuchtigkeit schoss aus meinem Schoß. Es war klebrig und warm und roch süßlich, er rieb seine Hand an mir und hielt mir die Finger unter die Nase. »Riech mal, das bist du.« – »Rolf, hast du Lust, mit mir zu schlafen?« Ich wollte es jetzt genau wissen, und noch etwas war wach geworden: meine bis dahin verleugnete Sexualität. Durch den Wein, die tiefe Stimme und das nette Gespräch war ich richtig geil geworden. »Aber ja, natürlich, was für eine Frage.« Er presste seinen Mund auf meinen, spielte mit seiner Zunge zärtlich an meinen Zähnen, und ich schmolz dahin. Schnell pellten wir uns gegenseitig aus den Bademänteln und pressten unsere Körper aneinander. Er hielt inne und sah mich an. »Du bist schön, Lisa.« Er streichelte sanft meine Wangen. »Ehrlich? Findest du?« – »Du hast unmögliche Haare, wirr und zottelig, aber du bist wunderschön und hast auch schöne Augen.« Er zog leicht an meinen Strähnen.
Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich einen Mann. Diesen Mann, jetzt und hier. Wollte mich ihm hingeben, wollte, dass er mich
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