Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
Vom Netzwerk:
bevor.«
    Sie warf die Messer. Als blitzende Schemen flirrten sie durch das Halbdunkel des Saales. Die gegenüberliegende Wand aus Kiefernstämmen
     erzitterte, als der Stahl tief ins Holz fuhr. Kara nickte den Leibwächtern zu, drehte sich um und ging zur Tür.
    »Danke für Eure Hilfe«, raunte sie Garnald im Vorbeigehen zu. »Ruft mich, wenn ich noch etwas für Euch tun kann.«
    Wie schwarze Luft glitt sie in die Finsternis des Korridors hinaus; dort meinte Skip – ganz kurz nur – Ellah stehen zu sehen,
     die mit großen Augen um sich starrte. Schon im nächsten Moment jedoch war sie mit Kara verschwunden.
    Die beiden Leibwächter wandten sich Garnald zu.
    »Ist sie wirklich – ein – ein Wesen aus Fleisch und Blut?«, stammelte derjenige, der bisher geschwiegen hatte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Garnald ernst. »Aber ich versprech’ dir, ich werd’s herausfinden.«

|268| Das Bündnis
    Der olivianische Abgesandte Tanad Eli Faruh warf dem Raum einen letzten prüfenden Blick zu. Alles war bestens arrangiert und
     bereit. Die kristallenen Kronleuchter, geschaffen von den besten Handwerksmeistern aus Shahr Abad, glitzerten und gleißten
     im lodernden Flammenschein der drei Dutzend Kerzen und beließen die Ecken des weitläufigen Gemachs im Schatten. Die Tafel
     war mit halb durchsichtigem Caladium-Porzellan gedeckt – einem der größten Schätze der Familie Faruh; von einem Vorfahren
     noch unmittelbar vor Ausbruch der Heiligen Kriege aus dem Ostreich importiert. Reich verziertes Tafelsilber verlieh einem
     jeglichen Teller Glanz, gerade so, wie eine zarte Einfassung den kostbaren Edelstein schmückte. Eine altehrwürdige Flasche
     Rabenblut-Rotwein aus der ältesten Weinkellerei Shan Yaras funkelte im Kerzenschein und warf granatrote Tupfer auf das frisch
     gestärkte weiße Tischtuch.
    Bei der Vorbereitung dieses Mahles hatte der Tanad weder Mühen noch Kosten gescheut: selbst die winzigste Kleinigkeit war
     perfekt. Angesichts wichtiger Zusammenkünfte überließ er nichts dem Zufall.
    Nun erfasste sein gebieterischer Blick die beiden olivianischen Hochdamen. Sie waren exquisit, das Beste, was das Gefolge
     der jungen Prinzessin Aljbeda zu bieten hatte. Ovale Gesichter, Schwanenhälse, samtige Schokoladenhaut, hellblaue Augen mit
     einem Hauch Lila darin. Hochdame Felissa und Hochdame Lavinia. Sie sahen sich so ähnlich, dass ein ungeschultes Auge sie fälschlicherweise
     für Zwillinge gehalten hätte – wären die Haare nicht gewesen. Felissa trug die ihren lockig und hoch aufgetürmt auf dem grazilen
     Köpfchen. Eine Flut goldener Ringellöckchen jedoch durchbrach |269| das strenge Arrangement und ergoss sich auf ihre linke Schulter hinab. Vor dem dunklen Hintergrund ihrer Haut schimmerten
     sie wie pures Gold. Lavinias Haare hingegen waren zu einem dicken Zopf geflochten, der wie eine Krone ihren Kopf umfasste.
     So kamen ihre schmalen Öhrchen mit den filigranen Bernstein- und Goldgehängen noch besser zur Geltung – und, natürlich, dieser
     Nacken, der so
sensationell
war, dass der Tanad mit aller ihm zu Gebote stehenden Disziplin die Versuchung niederringen musste, ihn zu berühren.
    Gekleidet waren sie ganz wie befohlen – und wie es angeraten war, wenn es galt, mit zwei charmanten Männern einen vergnüglichen
     Abend zu verbringen. Seidene Stoffe umschmeichelten ihre Leiber gerade so, dass es noch nicht obszön aussah; Schultern und
     Arme blieben entblößt – wie auch die Brüste, bis hinab zu den Nippeln. Als der Tanad an ihnen vorbeiging, umfing ihn der schwache
     Moschusduft ihres auf Pheromonen basierenden Parfums, und sein Puls beschleunigte sich, sein Kopf war in ein Karussell verwandelt.
    Wahrlich, er hatte seine Arbeit bestens getan. In dieser herrlich sinnenfrohen Umgebung musste es seinem shandorianischen
     Gast unmöglich sein, den von ihm mit solchem Geschick dargebotenen Versuchungen zu widerstehen. Demgemäß zweifelte der Tanad
     nicht einen Moment lang daran, dass der Mann bis spätestens zum Morgengrauen sich mit allem einverstanden erklärte, was er
     ihm vorzuschlagen hatte.
    Geräuschlos schwangen die Türflügel auseinander, und ein Diener trat mit geziertem Schritt über die Schwelle. Ein junger Olivianer,
     ganz in schwarze Seide gekleidet, mit Haaren, so blond, dass er fast wie ein Mädchen aussah. »Seine Erhabenheit, der Herzog,
     ist eingetroffen«, informierte er den Tanad mit leiser Stimme.
    Eli Faruh nickte den Hochdamen zu – und flugs kamen sie

Weitere Kostenlose Bücher