Das erste Schwert
gedeckten Tafel gestrandet. Nun, zumindest an
ihrer
Dummheit bestand keinerlei Zweifel, was dem Tanad ein weiterer Grund gewesen war, gerade diese beiden als Tischdamen für Ellitand
und sich zu erwählen.
Er lächelte in sich hinein und wandte seine Aufmerksamkeit ganz dem Seengebieter zu. »Ich habe mir erlaubt, für diesen Abend
ein traditionelles olivianisches Abendmahl zu arrangieren«, verkündete er mit angenehmem Stimmenklang. »Was hoffentlich Euer
nachträgliches Einverständnis hat, Hochgebieter Daemur. Und, natürlich, das Eurer charmanten Tochter.«
»Es wird mir eine große Freude sein, auf diese Weise über die olivianischen Sitten und Gebräuche aufgeklärt zu werden«, erwiderte
der Herzog – allerdings mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme. Offenbar war er der Formalitäten müde, und genau in dieser
Stimmung wollte der Tanad ihn haben. Es war um so vieles leichter, ein Gegenüber, das nicht auf der Hut war, zu überrumpeln.
Er winkte Mikah herbei, den er vor der Tür stehen wusste.
»Der erste Gang soll nun aufgetragen werden«, befahl er; an den Herzog gewandt, fuhr er mit angenehmster Stimme |273| fort: »Wie mir zu Ohren kam, kam es in der gestrigen Nacht zu beträchtlichen Tumulten in der Stadt.«
Der Blick des Herzogs verdüsterte sich in dem Bestreben, zu erraten, wohin diese Konversation wohl führen mochte. »Ja«, bestätigte
er. »Furchtbar soll’s gewesen sein, wie ich hörte. Mehr als tausend Tote. Ein Blutvergießen, wie es seit den Tagen der Heiligen
Kriege keines mehr gab.«
»Ich bin froh, dass Euch eine schwerbewaffnete Eskorte hierher geleitete«, sagte der Tanad. »Wie umsichtig von Seiner Heiligkeit,
nicht weniger als drei Dutzend Heilige Ritter zu Eurer Sicherheit zu entsenden, Herzog.«
Abermals verdüsterte sich das Gesicht des Seengebieters, dieses Mal jedoch vor Zorn. »Seine Heiligkeit ist bis zum Äußersten
besorgt um die Sicherheit der königlichen Häuser«, brummte er vieldeutig, und seine Nasenflügel bebten vor unterdrückter Anspannung.
»Ich hörte, er verließ noch während des nächtlichen Aufruhrs die Stadt, um ins Kloster zu Aknabar zurückzukehren«, plauderte
der Tanad weiter. »Meine Informanten ließen mich zudem wissen, dass es der Allheilige Vater selbst auf sich nimmt, alles für
die königliche Thronfolge Wichtige in die Wege zu leiten.«
Im Fechten nannte man diese Taktik
den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen.
Er bediente sich gerne bei Fechtbegriffen, wenn es um Diplomatie ging. Auf des Herzogs blassen Wangen zeigten sich erste winzige
Farbflecken. Er stand kurz davor, etwas zu sagen, als sich die Doppelflügel der Türe auftaten und einer langen Prozession
von Dienern den Weg freigaben.
»Ah, da kommt unser Essen«, rief der Tanad. Die Bediensteten stellten prächtig behäufte Servierplatten auf der Tafel ab. Und
aus dem Augenwinkel heraus entgingen Eli Faruh auch die ungeduldigen Gesichter seiner beiden Gäste nicht – was ihn sehr,
sehr
befriedigte.
|274| »Darf ich mir erlauben, Euch bei dieser Gelegenheit unsere Küche vorzustellen, Hochgebieter?«, erkundigte er sich beflissen
und fuhr sogleich fort: »Hier in Tallan Dar leide ich fortwährend darunter, wie langweilig das Essen doch ist.
So
bereiten die Olivianer ihre Mahlzeiten zu.« Mit großer Geste deutete er zur Tafel hin.
Der Herzog nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis. »Ich fürchte, wir werden Eurer Unterweisung bedürfen, Tanad«, entgegnete
er höflich.
»Mit Freuden!« Eifrig rieb sich Eli Faruh die Hände und sprach, der Hochdame Celana zugewandt: »Der erste Gang eines olivianischen
Mahles besteht traditionell aus siebenfach gewürzten Fleischstücken. Teller für Teller, Fleisch für Fleisch überwiegt ein
anderes Gewürz.« Er zeigte auf eine große ovale Platte. »Bei diesem Wildschweinbraten zum Beispiel schmeckt man zuallererst
einmal Koriander heraus – doch bei intensivem Genuss bemerkt man nach und nach auch sämtliche anderen sechs Zugaben. Dem Ziegenfleisch-Schmorbraten
dort drüben wurde als Leitgewürz reichlich Pfefferminze zugegeben. Und dies hier ist meine Leibspeise: Bärenzunge mit würziger
Brombeerglasur. Darf ich, meine Dame?«
Sie beobachtete nur mit starrem Blick, wie der Diener eine braun schimmernde Fleischscheibe auf ihrem Teller platzierte. Der
Herzog hingegen zeigte mehr Interesse – und erwählte sich kurzerhand alle drei der benannten Gerichte.
»Ihr seid ein wahrhaft
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