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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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sammeln. Hauptsache, du erledigst das in genau der entgegengesetzten Richtung.«
    Er fluchte, doch Skip spürte, dass Kara längst viel zu weit entfernt war, um das noch mitzubekommen.
    Nachdem sie ausgepackt und ein Feuer entzündet hatten, gingen sie alle zum Bach hinab, um sich gründlich zu waschen und Teewasser
     zu holen. Die Abenddämmerung kam wie ein weltumspannendes Ungetüm über sie, trotzdem pflückten Ellah und Skip noch so viele
     Haselnüsse wie möglich; Erle bog mit einer aus zwei Stecken und einem Strick gezimmerten Vorrichtung die dichtbehangenen Äste
     herab.
    Es wurde ein Festschmaus. In der Umgebung von Eichenhain gab es nicht viele Haselnussbüsche – und diese wenigen waren normalerweise
     leergepflückt, kaum, dass die Nüsse reiften. Um die Haselnussbüsche wurde seit jeher Krieg geführt von den Kindern des Dorfes.
     Die reifen, braunen Nüsse, welche es auf dem Markt zu kaufen gab, waren nichts im Vergleich zu den jungen, fast noch grünen,
     deren weiches, milchiges Mark einem auf der Zunge zerging.
    |310| Sie saßen um das Feuer herum und knackten die dünnen, zarten Hüllen mit den Zähnen auf, als Kara lautlos mit einem frisch
     erlegten Hasen am Rand des Gehölzes auftauchte.
    Mit einem missbilligenden Blick in die Runde, auf ihre entspannten, seligen Gesichter und die überall verstreut liegenden
     grün-weißen Haselnussschalen ging sie zum Feuer und ließ ihre Jagdbeute fallen.
    »Kennt sich einer von euch damit aus, wie man einen Hasen abhäutet und ausnimmt?«, fragte sie.
    »Ich weiß es«, sagte Erle, nach einer Pause.
    »Ich kann dir auch helfen«, bot Skip an.
    »Dann hurtig ans Werk!«, kommandierte sie im Tonfall eines Menschen, der es gewohnt war, Befehle zu geben. »Ich geh’ mich
     waschen.«
    Skip wechselte einen Blick mit seinem Bruder. Dann zogen sie ihre Messer blank und wandten sich ihrer Aufgabe zu.
    »Ehrlich!«, schnaubte Ellah nach einer Weile. »Sie muss sich wirklich für eine Prinzessin halten!«
    »Na ja«, sagte Skip behutsam. »Sie hat ihren Teil Arbeit getan und den Hasen erlegt. Stimmt’s? Wir können nicht erwarten,
     dass sie alles allein macht.«
    Ellah trat einen schwelenden Ast ins Feuer zurück. »Trotzdem!«, beharrte sie kopfschüttelnd. »Sie hätte das auch ein bisschen
     freundlicher sagen können.«
    Sie zuckte zusammen und tat einen Satz zur Seite. Hinter ihr erwachte die Dunkelheit zum Leben; die Schwärze gewann an Festigkeit,
     Schultern, Arme, Hände entstanden geisterhaft schnell und   ...
    ... geräuschlos ging Kara an ihr vorbei und ließ sich seelenruhig am Feuer nieder. Skip blickte nicht von seiner blutigen
     Arbeit auf – er wusste auch so, dass Erle und er einmal mehr von kritischen Violettaugen taxiert wurden.
    »Wann bringst du uns bei, wie man kämpft?«, fragte Erle.
    Sie lächelte. »Wie wär’s mit jetzt gleich?«
    |311| »Jetzt?« Erle schaute recht verloren drein. »Aber es ist fast dunkel!«
    »Na und?« Sie zuckte die Schultern. »Ihr wollt lernen, richtig? Oder war das nur so dahergeredet?«
    »Natürlich wollen wir lernen! Aber wie sollen wir kämpfen, wenn wir die nichts sehen können?«
    »Das heißt wohl, dass du von deinen Feinden ein gewisses Entgegenkommen erwartest. Angriffe nur im hellen Sonnenschein, beispielsweise.«
     Das Flackerlicht des Feuers hexte glitzernde rote Flecken in Karas Augen. Skip vermochte noch weniger in ihrem Gesicht zu
     lesen als sonst.
    »Aber das – das soll doch eine
Übung
sein!«, protestierte Erle.
    »Wenn Übungen nichts mit lebensechten Situationen zu tun haben – wozu sollen sie dann gut sein?«, fragte Kara.
    Erles Gesicht verfinsterte sich noch schneller als die Welt ringsum; doch wusste er nichts darauf zu sagen.
    »Wir wollen lernen«, meldete Skip sich zu Wort. »Wenn du wirklich meinst, dass es die passende Zeit und Umgebung ist, dann
     ist das für uns auch in Ordnung.«
    Kara wandte sich ihm zu. Der Widerschein des hinter ihr züngelnden Feuers umgab ihren Kopf wie ein gelb-orange-roter Strahlenkranz;
     ihr Gesicht war nur eine Schattenfläche. Sie schaute lange zu ihm her, dann verwandte sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf,
     den Hasen aufzuspießen.
    Skip wartete; wartete genau wie Erle und Ellah.
    »Also   ... wird das nun eine Übung oder nicht?«, brummte Ellah, als ihr das Warten zu lange wurde.
    »Heute Abend werde ich euch vier Regeln aufzählen«, sagte Kara und hielt den Hasen über die Glut am Rande des Feuers. »Sobald
     ihr sie gelernt habt,

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