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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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sanft.
    »Der Kodex«, wiederholte Oden Lan.

|307| Durch das Wasser
    »Wie weit ist es noch bis zur Lickenden-Furt?«, fragte Skip und gab sich alle Mühe, mit Karas geschmeidigem Ausschreiten mitzuhalten.
    Sie verzog die Lippen und warf ihm einen Seitenblick zu. »Schon müde, Junge?«, gab sie zurück. »Schau dir den Stand der Sonne
     an, wir haben kaum die Weiden hinter uns gelassen. Wie willst du
so
den Rest des Weges bewältigen?«
    Skip gab ihr keine Antwort. Er war nicht im Mindesten müde, doch der Gedanke daran, sich den Fluten des Elligar anzuvertrauen
     und
zu Fuß
ans andere Ufer überzusetzen, sorgte dafür, dass ihm übel wurde. Bislang hatte er die schaukelnden Schwimmbrücken der Sumpfstadt
     für ein Problem gehalten. Aber jetzt –
    »Skip hat recht«, hörte er Erle sagen. »Allzulange auf dieser Straße zu bleiben, das könnte gefährlich werden. Vielleicht
     sollten wir den Fluss gleich hier durchqueren?«
    Skip warf ihm einen Blick zu. Das war es
nicht
, was ihm den Kopf schwer und schwindelig zugleich machte. So dankbar er Erle dafür war, dass er ihn vor der Peinlichkeit
     errettet hatte, eingestehen zu müssen, wie sehr er sich vor Wasser fürchtete – die Aussicht darauf, den Strom
fernab der Furt
zu durchschreiten, war noch um ein Vielfaches schlimmer.
    Glücklicherweise schien Kara gegen diesen Vorschlag zu sein. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es sei denn, du willst wieder
     in der Sumpfstadt landen. Hier sind die Wasser tief und so schnell, dass sie dich davongerissen haben, ehe du dich’s versiehst.«
    »Was, wenn   –«, wandte Ellah mit heiserer Stimme ein, und ihre Augen glänzten, wie stets, wenn sie Beunruhigendes dachte, »–   was, wenn dieser Mann an der Furt auf uns wartet?«
    |308| »Warum sollte er?«, fragte Skip, nur um etwas erwidert zu haben.
    Ellah antwortete ihm nicht, und auch Kara blieb stumm. Doch als er sich ihr zuwandte, glaubte er an ihrer Körperhaltung eine
     ganz ungewohnte Anspannung ablesen zu können.
    Es begann zu dunkeln, als Kara schließlich anhielt und verkündete, es sei an der Zeit, das Nachtlager aufzuschlagen. Sie führte
     sie von der Straße herunter und in den Schutz eines Haselnussgestrüpps; hier fand sich auch ein Baum, der groß genug war,
     um Shadow daran anleinen zu können. Dann setzte sie ihr Bündel ab, streifte sich den Mantel von den Schultern, legte ihn ordentlich
     zusammen und platzierte ihn gleichfalls auf dem Boden. Ganz zuletzt erst griff sie zu ihrer Schulter und nahm die Waffe ab,
     die sie auf den Rücken gegurtet trug.
    Zum ersten Mal hatte Skip Gelegenheit, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Von Weitem und bis auf den Griff unter ihrem
     Mantel wohlgeborgen, sah sie wie ein gerader, glatt polierter Stab aus pechschwarzem Holz aus. Jedoch aus der Nähe betrachtet,
     erwies es sich, dass zwei Metallringe diesen
Stab
in drei Teile unterteilten, zwei kürzere an den Enden und einen längeren in der Mitte.
Schwertgriff und Scheide
, dachte Skip.
Eine Scheide aus Holz verbirgt die schmale Klinge. Ein Schwert somit, das, solange es nicht blankgezogen wird, auch als Kampfstab
     benutzt werden kann.
    Es war eine elegante und effiziente Waffe. Eine, die perfekt zu Karas Persönlichkeit passte.
    Sie bemerkte seinen Blick. »Was starrst du so, Junge?«, wollte sie wissen; ihre violetten Augen leuchteten wie blasse Juwelen
     in der sich verdichtenden Abenddämmerung.
    »Was ist das für eine Waffe?«, fragte er.
    »Sie wird
hagdala
genannt«, sagte sie nur kurz angebunden und wandte sich ab, um die Armbrust von Shadows Sattel zu nehmen.
    |309| Wie gern Skip ihr noch weitere Fragen gestellt hätte! Doch mit einem Blick verdammte sie ihn zum Schweigen. »Mach’ Feuer,
     Junge«, wies sie ihn an. »Du scheinst darin ziemlich gut zu sein. Ich bin gleich wieder zurück.« Sie wandte sich um und tauchte
     bereits in den Schatten zwischen den Haselnussbüschen ein, noch während sie mit einer glatten Bewegung aus dem Handgelenk
     heraus die Armbrust spannte.
    »Wo gehst du hin?«, wollte Ellah wissen.
    »Ich besorge uns etwas zu essen«, rief Kara über die Schulter zurück. In ihrer schwarzen Kleidung war sie längst nicht mehr
     zu sehen. »Nicht weit von hier, zu eurer Linken, fließt ein Bach. Macht Tee, solange ich unterwegs bin.«
    »Kann ich mitkommen?«, rief Erle ihr hinterher.
    »Der Lärm, den du machst, verscheucht alles, was kreucht und fleucht«, wurde ihm aus dem Dunkel heraus beschieden. »Aber du
     könntest Holz

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