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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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machte es schwer, ihn zu
     vergessen. Es war Megor gewesen, der den Kindern damals in Eichenhain seine Kunst mit dem
Arkan-
Wurfseil vorgeführt hatte. Warum also wurden sie trotz seiner Fürsprache immer noch mit solchem Argwohn befragt?
    |339| Aller Augen waren ihm zugewandt, einem Jungen, der es gewagt hatte, ungefragt und impulsiv das Wort zu ergreifen.
    In Dagmaras Blick jedoch züngelte Belustigung. »Ach?« sagte sie. »Und warum reist sie, eine Freundin, mit euch? Ist eine solche
Freundschaft
zwischen Mann und Frau von eurer Kirche nicht als Sünde eingestuft und untersagt? Oder habt ihr alle drei etwas zu verbergen?«
    Kalte Wut stieg aus Skips Magen auf und beengte seine Brust. »Gern beantworten wir jede Frage, die von Belang ist, Dagmara«,
     fauchte er und wich dem Blick ihrer Bernsteinaugen keinen Lidschlag lang aus. »Aber mir will’s scheinen, dass die Frage, weshalb
     Ellah bei uns ist, nicht wirklich wichtig ist für euch. Sie ist unsere Freundin, nicht mehr, nicht weniger. Warum können wir’s
     dabei nicht belassen?«
    Der Totenstille, die nach diesen Worten über alle Anwesenden herabfiel, war er sich nur allzu bewusst. Doch bot er Dagmaras
     Musterung eisern die Stirn.
    »Also gut«, sagte sie schließlich. »Wir belassen es dabei, jüngerer Sohn von Kyth-dem-Schmied.« Sie wandte den Blick ab, und
     ein kaum wahrnehmbares Raunen erhob sich aus der Menge. Karas Augen waren auf ihn gerichtet und voller Überraschung. Es war
     ein berauschender Anblick.
    Die hohe Cha’ori-Frau berührte Kara sacht am Arm. »Ich schulde dir eine Gunst, Olivianerin«, sagte sie. »Benenn’ sie mir.«
    Langsam ließ Kara ihren Blick in die Runde schweifen und endlich auf ihren drei Gefährten zur Ruhe kommen.
    »Wir brauchen drei Pferde«, erwiderte sie. »Wir sind unterwegs nach Jaimir und haben uns bereits weit mehr als nötig verspätet.«
    »Pferde?« Dagmara schüttelte sacht den Kopf. »Du verlangst viel, Olivianerin. Drei Pferde dafür, dass ein Mädchen gerettet
     wurde?«
    Kara lächelte undeutbar. »Drei Pferde dafür, dass deine |340| Tochter gerettet wurde, Dagmara«, sagte sie mit fester Stimme. »Davon abgesehen – wären die beiden Jungen nicht eingeschritten,
     hättet ihr noch außerdem einen prächtigen Hengst verloren. Damit stehen drei Pferde für zwei Leben eures
Stammes

    Dagmara schüttelte abermals den Kopf. »Du weißt viel über die Cha’ori«, sagte sie. »Also musst du auch wissen, dass Pferde
     unsere Brüder und Schwestern sind und nicht als Handelsware weggegeben werden können. Aber   –« Sie lächelte. »Es ist Wahrheit in deinen Worten. Wir schulden euch zwei Leben unseres
Stammes
.« Sie verstummte, und ihr Bernsteinblick strich die stillen Reihen der Cha’ori entlang und wieder zu Kara zurück. »Als es
     geschah, war unser gesamter Zeltkreis Richtung Jaimir unterwegs. Also mögt ihr mit uns reiten – wir werden einem jeden von
     euch ein Pferd geben. Sobald die Handelsstadt erreicht ist, trennen sich unsere Wege, und die Pferde bleiben bei uns. Nehmt
     ihr an?«
    Kara sah über den Kreis hinweg auf Skip, Erle und Ellah. Ihre Augen stellten eine Frage.
    Skips Verstand raste. Mit den Cha’ori reisen? Auf Pferderücken? Er wusste, wie man sich auf einem Pferd hielt, freilich, aber
richtig
reiten   ...? Darin war er nicht annähernd so gut wie Erle, von Kara ganz zu schweigen. Und was war mit Ellah? Und wie sollte es ihnen
     gelingen, unter den Cha’ori zu
leben,
stets mit ihrem von Anfang an abweisenden Argwohn konfrontiert? Wie viele weitere Prüfungen Dagmaras und der Ihren mochten
     sie im Verlauf der Reise zu erdulden haben?
    Er wandte sich seinen Gefährten zu und sah die eigene Unentschlossenheit in Erles und Ellahs Augen widergespiegelt.
    »Können wir darüber reden?«, fragte er, an Dagmara gerichtet.
    »Gut«, entgegnete sie. »Aber redet nicht zu lange, Walder.«
    Sie erhoben sich und gingen los, anfangs ohne Ziel, dann |341| orientierten sie sich mehr und mehr zu den Ausläufern der Hecke hin, in deren Schutz sie gestern Nacht gelagert hatten.
    »Sie hat recht, beritten kämen wir viel schneller voran!«, sagte Erle.
    »Aber warum die Eile?«, protestierte Ellah. »Der Assassine ist vor uns, nicht hinter uns.«
    »Der Assassine ist hoffentlich auf der anderen Seite des Elligar unterwegs. Er wird wohl im Traum nicht darauf kommen, unter
     den Reitervölkern nach uns zu suchen. Und sie reisen schnell, nach allem, was mir zu Ohren kam. Mit einigem Glück

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