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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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können wir
     den Assassinen überholen und ins Hochland der Steinernen Grate weiterziehen, ohne dass er’s auch nur bemerkt.«
    Jeder von ihnen schwieg und dachte nach. In seiner Aufregung hatte Skip gar nicht mehr daran gedacht, dass auch Jaimir nur
     ein Etappenziel war, dass sie, dort angelangt, immer noch mehr als die Hälfte ihres Weges vor sich liegen hatten, unberechenbar
     und gewiss voller Gefahren. Und in der großen Handelsstadt wollte Kara auch entscheiden, ob sie weiterhin mit ihr reisen durften.
     Skip wagte nicht daran zu denken, wie es ohne sie weitergehen sollte.
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, wandte er sich im Gehen halb um und starrte die Schneise an, die sich hinter ihnen
     wie ein Schleier durch das wogende Grasland zog. Nur wenige Cha’ori spähten zu ihnen herüber. Die Sonne hoch am Himmel war
     ein weiß loderndes Feuerauge. Es war sehr warm. Ganz behutsam nur atmete der Wind – als wolle er ihre Entscheidung nicht beeinflussen.
    Ohne dass es ihm bewusst wurde, schnaubte er unwillig durch die Nase – und schreckte aus seinem Grübeln auf. Die anderen beiden
     sahen zu ihm her.
    »Ellah   ...«, murmelte er, nur um irgend etwas zu äußern. »
Du
traust dir zu, eine solche Strecke zu reiten?«
    |342| Ihre Stirn furchte sich – kampfbereit. »Wie kommst du darauf, ich könnte schlechter reiten als du?«, fauchte sie und war wieder
     ganz die alte.
    Skip antwortete ihr nicht. Natürlich plagte ihn die Sorge, wie er selbst diese Reise bewältigen sollte. Manchmal waren Erle
     und er nach getaner Arbeit auf Burka geritten – doch im Sattel eines Cha’ori-Kriegerpferdes zu sitzen, wochenlang, Tag um
     Tag und bei Wind und Wetter, das war etwas ganz anderes. Die Reiternomaden waren eins mit ihren Tieren. Diesem Einssein von
     Mensch und Pferd dienten ihre Sättel, und nicht etwa der Behaglichkeit des Reiters. Dem geborenen Reiter Erle mochte das keinen
     Gedanken wert sein – doch ihm machte es gehörig zu schaffen. Mit einem Seufzen strich Skip sich die zerzausten Haare aus der
     Stirn.
    Er hörte Schritte näherkommen, drehte sich abermals um und sah sich Kara gegenüber. Khamal war an ihrer Seite.
    »Die Cha’ori haben uns ein großzügiges Angebot gemacht«, sagte Kara. »Wir sollten es annehmen. Das ist meine Meinung. Wenn
     ihr drei hier noch lange geheimniskrämerisch die Köpfe zusammensteckt, überlegen sie es sich möglicherweise anderes. Der
Stamm
trifft Vorbereitungen zum Aufbruch.«
    »Das ist keine Geheimniskrämerei!«, brauste Skip auf.
    »
Er
hat Angst, er könnte den langen Ritt nicht durchhalten«, sagte Ellah.
    Diese Behauptung verschlug Skip die Sprache. Mit eisigen Augen starrte er Ellah an. Aber freilich war es längst zu spät. Kara
     musterte ihn spöttisch.
    »Du wirst es schaffen«, sagte sie nur. Dann wandte sie sich Khamal zu und nickte. »Wir nehmen an.«

|343| Dagmara
    Skips Pferd hieß Na’sut. Ein junges Mädchen mit Augen so dunkel wie die Nacht hatte es ihm gebracht und zugegeben, dies sei
     zwar tatsächlich das Cha’ori-Wort für
Maus –
doch trage es diesen Namen allein seines einzigartig grauen Fells wegen und nicht etwa aufgrund einer sanfteren Gemütsart.
     Nur mühsam hatte sie während dieser Versicherung ein Lachen unterdrückt, und genauso mühsam war Skip weiterhin ganz höflich
     geblieben und trotz aller Mordgelüste für Ellah nicht aus der Haut gefahren.
    Natürlich hatte die Nachricht, dass er nicht richtig reiten konnte, unter dem Nomadenvolk längst die Runde gemacht, doch nie
     hätten sie einen Mann dadurch beleidigt, indem sie ihm in aller Offenheit das gutmütigste Reittier weit und breit anboten.
     Eingedenk all dessen machte Skip gute Miene und bedankte sich mit steifer Würde. Er sah dem Mädchen an, dass sie kaum mehr
     an sich halten konnte. Da rannte sie auch schon wie von Furien gehetzt davon.
    Na’sut war in der Tat
sehr
zahm, doch das störte Skip nicht – im Gegensatz zu dem Gepruste und Gegacker, welches die Cha’ori-Mädchen immer dann befiel,
     wenn er auch nur in ihre Nähe kam. Anders als Erle war er eben kein Naturtalent, was das Reiten anbelangte. Er war zufrieden
     mit dem stets gleichförmigen Trott des Tieres, auch wenn dies bedeutete, dass man ihn stets in der Nachhut des großen Zuges
     antraf, zusammen mit den alten Frauen und kleinen Kindern. Manchmal jedoch zwickte ihn der Neid, und dann kniff er die Augen
     zusammen und meinte Erle sehen zu können, wie er auf einem herrlichen weißen

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