Das erste Schwert
mit solcher Schnelligkeit bearbeitest«, sagte
sie trocken, »dann wirst du nie im Leben fertig, bis die Feier beginnt.«
Kommentarlos, die Lippen fest zusammengepresst, konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Er hätte es wissen müssen; natürlich
galt ihr Interesse allein dem Wohlergehen des Schwertes.
Als Sohn eines Schmieds hatte Skip natürlich auch schon Schwertklingen geschliffen; doch nie war er so sorgfältig zu Werke
gegangen wie heute. Für eine Weile gab er sein Bestes, ganz so zu arbeiten, wie sie es ihm vorgemacht hatte. Der Wetzstein
hinterließ nicht die mindeste sichtbare Spur auf |378| dem dunklen Stahl, doch als Skip einen vorsichtigen Seitenblick zu Kara hin wagte, da las er Anerkennung in ihren Augen.
»Nicht schlecht!«, lobte sie und nickte. »Jetzt kannst du die Klinge abwischen und beiseitelegen.«
Sie reichte ihm ein weiches, mit Rostflecken übersätes Tuch.
»Wenn du zur Feier willst – den Rest der Arbeit schaffe ich auch allein«, hörte Skip sich sagen. Er wollte nicht, dass sie
ging. Aber noch weniger wollte er, dass sie nur seinetwegen noch blieb, widerwillig und ungeduldig, und in Gedanken schon
mit den anderen tanzte.
Sie regte sich nicht. »Geh’n wir zusammen hin«, sagte sie.
Das Poliertuch entglitt seinen Fingern.
Das war nicht männlich-ungerührt,
raunte eine boshafte Stimme in seinem Kopf. Und genauso starrte er sie auch an. Erst viel später begriff er, dass er nicht
nur starrte, sondern
glotzte –
mit offenem Mund.
Sie lachte. »Ich weiß Bescheid über die Ulaijim-Feier der Cha’ori«, sagte sie. »Komme ich alleine, glauben alle jungen Männer
des Stammes, ich sei auf der Suche nach einem Gefährten – und mehr. Ehrlich gesagt, ich bin nicht in der Stimmung.«
Mit sehr, sehr bedächtigen Bewegungen nahm Skip das Poliertuch auf und gab es ihr zurück. Dann schob er die Klinge in die
Scheide zurück. Hatte er wirklich geglaubt, sie wollte
seine
Gefährtin sein an diesem Abend? Er sah doch allenthalben die Bewunderung in den Augen der jungen Cha’ori-Männer – ob sie nun
auf Shadow an der Spitze des Stammes ritt oder in die für sie typische Aura der Unnahbarkeit gehüllt durch das Lager streifte.
Sie hätte jeden Mann haben können, den sie wollte – wäre sie in der Stimmung dazu gewesen. Wann war er endlich erwachsen genug,
um sich nicht mehr zum Narren zu machen?
|379| Sie beugte sich vor und erhob sich in einer einzigen fließenden Bewegung. Dann rief sie zu ihm herab: »Beeil’ dich, Junge.
Ich hab Hunger – du etwa nicht?«
Ein gewaltiges Freudenfeuer loderte im Herzen des großen Zeltkreises. Funken flogen so hoch, dass es schien, als müssten sie
die Wolken entzünden. Lachen und Reden füllten die Luft, und herrlichste Wohlgerüche.
Nicht weit abseits brannte ein kleineres Feuer, über das ein großer Kessel gehängt war. Fünf alte Weiber huschten geschäftig
darum herum, fügten dem brodelnden Kesselinhalt Hand um Hand weitere Zutaten bei und rührten mit kurzen hölzernen Kochlöffeln
tüchtig darin.
Es entging Skip nicht, dass einige junge Cha’ori erwartungsfroh in Karas Richtung spähten und sich, kaum, dass sie ihn an
ihrer Seite sahen, enttäuscht abwandten.
»Es hat noch nicht begonnen!«, stellte Kara fest.
»Wenn du mich fragst, schon«, brummte er missmutig.
»Das Fest meinte ich!« Spöttische Lichtfünkchen wogten in ihren Augen.
»Und? Was passiert jetzt?«, erkundigte er sich ohne rechtes Interesse.
»Es wird einen Festschmaus für alle geben«, erzählte Kara. »Im Verlauf des Nachmittags schwärmten einige Cha’ori-Krieger auf
die Jagd aus. Ihre Beute brät dort drüben.« Sie deutete über das Feuer der Frauen hinweg auf ein zweites Kochfeuer. Hinter
gläsernem Hitzedunst und darin wogenden herrlichen Bratendüften standen mehrere ältere Männer Seite an Seite beieinander und
versperrten so die Sicht auf das, was sich über ihrem Feuer brutzelnd am Spieß drehte.
»Schau sie dir an! Wie stolz sie auf ihre Bratkünste sind!«, bemerkte Kara trocken.
»Natürlich!«, sagte Skip ganz übertrieben eilfertig – und hoffte, dass nun zur Abwechslung einmal sie den Spott in
seiner
|380| Stimme hörte. Was jedoch eindeutig nicht der Fall war, wie ein prüfender Seitenblick ergab. Ärgerlich zupfte er sich am linken
Ohr und dachte:
Jede Wette,
das
sieht sie.
Er täuschte sich nicht.
Kara lächelte nur und erzählte weiter: »Nach dem Essen werden die Frauen jenes Gebräu
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