Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
Vom Netzwerk:
ausschenken, das sie in ihrem Kessel
     dort erhitzen – und danach wiederum den Feuerschnaps. Spätestens der dürfte endgültig allen gehörig in den Kopf steigen. Es
     wird noch mehr getrunken und gesungen und getanzt werden – bis die ersten schließlich den Sprung durchs Feuer wagen. Viele
     werden sich dabei üble Verbrennungen einhandeln. All jenen aber, die ihn vollbringen, ist für das kommende Jahr Glück verheißen.
     Und natürlich werden sich jene Paare, die sich einig sind, gegen Ende des Festes in die Nacht zurückziehen und neue Cha’ori-Krieger
     zeugen.«
    »Sie
lieben
sich?«, entfuhr es ihm ungläubig.
Ohne dass sie zuvor der Probe unterzogen wurden?,
wollten seine vorwitzigen Lippen noch plappern, doch eingedenk seiner Unterhaltung mit Dagmara gelang es ihm im letzten Moment,
     zu schweigen.
    Dies alles hörte sich furchtbar verstörend an! Umso glücklicher fühlte er sich, dass er mit Kara hierher gekommen war, die
     ihm nicht nur den Ablauf des Festes erklärte, sondern auch allen leibhaftig vor Augen führte, dass
er
keinesfalls zu haben war. Nicht, dass er auch nur für die Dauer eines Lidschlages damit rechnete, ein Cha’ori-Mädchen könnte
     ihn erwählen und mit ihm schlafen wollen, oh nein, aber es tat gut, zu wissen, dass eine derartige Möglichkeit gar nicht erst
     in Betracht zu ziehen war.
    Die Kochfeuer schleuderten ihm ihre Hitze entgegen; jetzt hatte er auch freien Blick auf die Jagdbeute. Zwei Grasland-Antilopen
     brieten am Spieß. Ihr Fleisch war dunkel und überraschend zart. Es wurde auf Pfannkuchen serviert, die |381| aus einer Mehlmischung aus
Siji-
Tiefenwurzel und wildem Weizen gebacken und sehr großzügig gewürzt waren.
    Was Kara anbelangte – sie schien nicht nur willens, ihn um sich herum zu dulden, sondern, darüber hinaus, auch entschlossen,
     ihrerseits nicht von seiner Seite zu weichen. Als Skip zu Erle und Ellah hinübereilte, die mit einer Gruppe jugendlicher Cha’ori
     zusammensaßen und so frohgemut mit ihnen plauderten, als seien sie alte Freunde, da sah er, dass die Olivianerin ihm folgte.
    »Ich bin
wirklich
nicht in der Stimmung, Aufmerksamkeit auf mich zu lenken«, rechtfertigte sie sich, als habe sie seine Gedanken lesen können.
     »Und ich will keinen Ärger haben – den’s unweigerlich gäbe, würde ich jemanden abweisen.«
    Skip schaute sie erstaunt an.
Ein so schönes Mädchen wie sie!,
dachte er. Aber vielleicht war sie es müde, stets soviel Aufmerksamkeit zu erfahren.
    Nie hatte er bei einer anderen jungen Frau ein so unnahbares Benehmen erlebt. Selbst Ellah hatte eine weibliche Seite – wie
     sie sich ab und zu mit einer Blume schmückte; die Art, wie sie lachte, wenn die Cha’ori ihre Späße trieben; und wie sie errötete
     und übers ganze Gesicht strahlte, sobald Erle sie beachtete. Es kam ihm fast so vor, als sehe Kara sich selbst gar nicht als
     Frau, trotz ihrer Schönheit.
    Skip wusste, dass sie gefühlvoll und leidenschaftlich war. Er hatte es in ihrem Gesicht gesehen, in jenen ersten Tagen ihrer
     Bekanntschaft, in der Sumpfstadt; und es stand in ihren Augen zu lesen, wenn fröhliche Funken darin blitzten; oder wenn sie
     vor Zorn flackerten, wie während ihres stummen Kräftemessens mit Garnald; und sogar, wenn sie nach einem Kampf im Triumph
     leuchteten. Tief in ihrem Innersten war sie eine sanfte, leidenschaftliche Frau. Welche Art von Erziehung mochte sie zwingen,
     ihre Gefühle dermaßen im Zaum zu halten?
    Wie er so neben ihr saß und viel zu schnell von dem bittersüßen |382| Gebräu der Cha’ori-Frauen trank, da gelobte er sich, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Längst schon kreiste ihm alles
     vor Augen und er fühlte sich viel kühner, als er dies für gewöhnlich in Karas Nähe gewesen wäre. Die warme Festigkeit ihrer
     Schulter an der seinen, während sie gedankenverloren an ihrem Becher nippte, ließ etwas tief in ihm widerhallen. Er fühlte,
     wie die Grenzen aller Beherrschung in weite Ferne verschoben wurden. Er war tapfer. Er war stark. Hier und jetzt war er imstande,
     alles zu vollbringen.
    Ringsum herrschte Singen und Musizieren. Zuerst eine langsame, traurige Cha’ori-Melodie, tiefe, anrührende Töne, fast wie
     ein Summen, jedoch auf einer
Arridi
gespielt – einer Art Flöte. Dann wurde die Melodie schneller, andere
Arridi-Stimmen
fielen ein, noch schneller, viel beschwingter und heiterer – und dann gesellten sich übermütig die Trommeln dazu, und die
     Tamburine. Bald schon füllte

Weitere Kostenlose Bücher