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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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kein Kochmütterchen, aber ich glaube, das, was da so purpurn schillert, wird
reaghan
geheißen – oder so ähnlich. Es wird auch als Medizin hoch geschätzt.«
    »Hmmmm«, brummte Skip und starrte weiter.
    »Schau«, sagte Kara. »Du solltest dich glücklich schätzen. In der Heiligen Stadt Aknabar, zum Beispiel, hättest du jetzt kein
     solch gutes Essen vor dir stehen. Selbst in Tandar musst du nach einem guten olivianischen Essen wirklich lange suchen |456| . Unter allen Städten des Nordens ist Jaimir hoch gerühmt für seine Küche.«
    »Küche?«
    »Für das Essen, das hier serviert wird.«
    Nun wurde Ellahs Teller gebracht. Ein Blick, und Skip war endgültig nach Flucht und Übergeben zumute. An einem Stück lag der
     große, stachelige Fisch vor ihnen – komplett,
mit Kopf
. Milchig-weiß und vorwurfsvoll glotzten die toten Augen.
    »Sieht ziemlich lecker aus!«, bemerkte Kara. »Du solltest mit dem Kopf anfangen, der ist wirklich das beste Teil. Besonders
     die Augenhöhlen. Sehr zart.«
    »Ihr Olivianer
esst
das?«, wisperte Ellah.
    Kara musterte sie mit einem Blick. »Erzähl’ mir nicht, dass du noch nie einen Fisch mit Kopf gesehen hast!«, entfuhr es ihr.
     Dann nahm sie ihren eigenen Teller entgegen. Das Essen darauf sah vergleichsweise normal aus – ein halbes Dutzend dampfende
     Kartoffeln ohne Schale, garniert mit einer großzügigen Portion zart angebratener Fleischstreifen.
    »Ich dachte, du hättest Echsenfleisch bestellt!«, murmelte Skip matt.
    »
Scharf gewürztes
Echsenfleisch«, berichtigte sie, nahm einen Fleischstreifen zwischen Daumen und Zeigefinger, schob ihn in den Mund und kaute
     genüsslich. »Nicht übel!«, lobte sie schließlich.
    Skip wandte sich seinem Teller zu. Dampf stieg auf, und er schnupperte misstrauisch daran und roch eine Vielzahl von Kräutern,
     die in ihrer Gesamtheit wahrlich nicht zu jenem Geschmack passten, den er bislang von Ziegenfleisch kannte. Vorsichtig bugsierte
     er ein orangefarbenes Klümpchen zuerst auf seinen Löffel und dann heldenmütig in den Mund. Es war scharf, doch dank der Cha’ori-Küche,
     die er nunmehr seit fast einem Mondlauf kennen und schätzen gelernt hatte, erträglich. Dazu der reichhaltige Kräutergeschmack,
     die vielen |457| Gemüse, die sämige Soße, das zarte Ziegenfleisch   ... Skip atmete erleichtert auf.
    Ihm gegenüber kaute Erle bereits mit vollen Backen.
    »Es ist gut!«, stieß Skip hervor.
    Kara lachte. »Zeigt eure Überraschung nicht so deutlich!«, sagte sie im Verschwörerton. »
Hinterwäldler
steht euch mit Großbuchstaben quer über’s Gesicht geschrieben!«
    Ellah jedoch stocherte weiterhin mit ihrer Gabel an dem Fisch herum. »Ihr esst Fisch wirklich so?«, vergewisserte sie sich
     zweifelnd.
    Kara wandte sich ihr zu. »Was ist los? Hast du noch nie einen Fisch gegessen? Wie bereitet ihr bei euch zuhause denn Fisch
     zu?«
    »Na ja, zuerst schneiden wir jedenfalls mal den Kopf ab.«
    »Damit verzichtet ihr eindeutig auf eine Köstlichkeit sondergleichen!«, stellte Kara kopfschüttelnd fest. »Bei uns in den
     Steinernen Graten stehen Fischgerichte naturgemäß nur selten auf dem Speiseplan, aber wenn – dann verschwenden wir das beste
     Stück auf gar keinen Fall, indem wir’s erst einmal abschneiden!«
    Abermals starrte Ellah auf ihren Teller hinab. »Was ist das denn für ein Fisch?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Eine
Stachlige Galeone
. Sie leben in den großen Seen, im Ada Larna, im Kronsee oder im Ellitand und schwimmen nur selten flussabwärts in eure Gefilde.
     Wahrscheinlich kennst du sie deshalb nicht. Na los, trau’ dich. Der beißt nicht mehr, der ist tot.«
    Entschlossen stupfte Ellah ein Filetstückchen ab und führte es zum Mund. Kaute sorgfältig. Horchte in sich hinein. »Ich gebe
     zu«, sagte sie gedrechselt, als Skip schon nicht mehr damit rechnete und selber genüsslich weiterkaute, »dass die
Stachlige Galeone,
wenn man ihr Äußeres ignoriert, wirklich nicht schlecht schmeckt.«
    Der Bedienstete brachte einen Krug Bier und vier Becher. |458| Das Ale war dickflüssig wie Sirup und bitter, mit einem intensiven Nachgeschmack. Nach den ersten beiden Schlucken zuckte
     Skip noch zusammen, doch schon nach kurzer Zeit verlangte es ihn nach mehr. So kam es, dass er im Nu den ersten Becher geleert
     hatte, und spätestens jetzt kam ihm dieses Bier so vertraut und wohlschmeckend vor wie jenes Gebräu, das er zuhause, in Eichenhain,
     nach getaner Arbeit zu trinken pflegte.
    Auch Kara

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