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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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Kara achselzuckend. »Davon abgesehen, halte ich’s für eine sehr gute Idee.
     Niemand hält nach drei Jungen aus den Waldlanden Ausschau. Wohingegen zwei Jungen und ein Mädchen wiederum eine ganz andere
     Sache sein mögen.«
    Sie nahm ein zerknülltes Stück Papier aus ihrer Tasche und reichte es Skip herüber. »Das gab mir Meister Gern auch noch«,
     sagte sie.
    Skip faltete das Papier auseinander, glättete es und starrte auf eine in ungelenker Schrift niedergelegte Notiz. Ähnliche
     Aushänge hatte er auf ihrem Weg durch die Stadt häufiger gesehen – jedoch nicht weiter beachtet und erst recht nicht gelesen.
     Über dem Text prangte groß das Zeichen des Heiligen Sterns. Darunter waren die Umrisse dreier Menschen zu sehen, zwei männliche,
     ein weiblicher; allesamt trugen sie Walder-Kleidung.
    Der Text der öffentlichen Bekanntmachung – denn um eine solche handelte es sich – lautete:
    GESUCHT – IM NAMEN DER KIRCHE!
    Drei Rechtsbrecher aus den Waldlanden, zwei Männer und eine Frau. Mischlinge, schuldig des Umgehens der Ghaz Alim-Probe und
     möglicherweise beteiligt am Verschwinden von zwei Heiligen Brüdern und vier Heiligen Rittern der Sumpfstadt-Mission.
    BELOHNUNG!
    |449| Skip reichte den Zettel ohne ein Wort zu sagen an Erle und Ellah weiter.
    »Sieht ganz nach einer
sehr
guten Idee aus, dass ich mich wie ein Mann anziehe«, bemerkte Ellah trocken. »Aber   –« Sie sah auf ihren Rock hinab. Skip erinnerte sich nur zu gut daran, wie verzweifelt sie es bei den Cha’ori zu vermeiden
     suchte, ihre Beine zu entblößen, wie nachdrücklich – und wie ausdauernd! – sie sich geweigert hatte, anders als im Damensitz
     zu reiten. Die Hosen, die nun vor ihr auf dem Bett lagen, waren zwar allemal lang genug, um ihre Beine zu verhüllen – jedoch
     viel enger als jene, die man in den Wirrholz- und Haindörfern trug.
Sehr viel enger.
Ein Kleidungsstück anzuziehen, das sich so hauteng an den Körper anschmiegte, das bereitete selbst Skip einiges Unbehagen.
     Die Bekanntmachung allerdings, die sie soeben zu sehen bekommen hatten, machte deutlich, dass ihnen keine Wahl blieb.
    »Und? Wirst
du
auch die Kleider wechseln?«, wollte Ellah von Kara wissen.
    »Nein. Dafür seh’ ich keinen Anlass. Ich bin
nicht
diejenige, die von der Kirche gesucht wird.«
    Skip hörte sich selbst mit den Zähnen knirschen – und sprach aus, was ihm soeben eingefallen war: »Kara – wenn dieser Echsenreiter
     wirklich der ist, der es auf uns abgesehen hat   ... Glaubst du nicht, dass er Meister Gern dann längst über uns ausgefragt hat? Und glaubst du nicht, dass Meister Gern ihm
     von unserem Kleiderwechsel erzählt hat?
    Sie zuckte mit den Schultern. »Erstens – der Echsenreiter, der sich mit uns unter diesem Dach befindet, dürfte deine kleinste
     Sorge sein. Wenn genügend von diesen
Gesucht – im Namen der Kirche-
Zetteln in dieser Stadt aufgehängt wurden, dann wirst du dir noch wünschen, unsichtbar zu sein. Und zweitens – Meister Gern
     wurde mir in den höchsten Tönen empfohlen; nicht der Qualität seines Essens und seiner Nachtquartiere wegen, sondern aufgrund
     der Hilfsbereitschaft |450| und Diskretion, die er jenen zugute kommen lässt, die wie er aus den Steinernen Graten kommen. Kein Sterbenswörtchen wird
     er über uns sagen, genausowenig, wie er dir oder mir Auskunft geben wird über jenen Mann, den du so fürchtest.« Sie unterbrach
     sich, als sei ihr plötzlich noch etwas eingefallen, und zuckte abermals die Schultern. »Warum beeilt ihr euch nicht ein wenig?«,
     drängte sie dann. »Wenn wir überhaupt noch etwas in Erfahrung bringen wollen, sollten wir schleunigst zusehen, dass wir in
     den Gastraum hinab kommen. Und noch etwas: Ich weiß nicht, wie’s euch geht, aber ich hab Hunger.«
    Sie schlang einen der Reisemäntel um Ellah und zog sie kurzerhand mit sich in jenes benachbarte Zimmer, das ihnen als Schlafraum
     zugeteilt war. »Zählt auf zweihundert, dann klopfen wir an eure Tür!«, rief sie, bereits im Hinausgehen, noch über die Schulter
     zurück. »Bis dahin seid ihr besser fertig!«
    Kaum dass sie allein waren, zogen sie sich aus. Dann hielten sie inne und nahmen die fremdartigen Kleider genauer in Augenschein.
    Die Hosen waren aus einem dunklen, an Leder erinnerndes Material geschneidert und durch häufiges Tragen abgenutzt; im Kampf
     mochten sie recht praktisch sein – aber wohl keinesfalls im alltäglichen Gebrauch. Eine so eng anliegende Hose musste einfach
     höchst

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