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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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oder dass sie alle ursprünglich doch
     vorhatten, im Stall nach Shadow zu sehen. Kara für immer verloren zu haben – allein dieser Gedanke brach ihm das Herz; dennoch
     hatte er Verständnis für ihren Entschluss, sie gerade jetzt ihrem Schicksal zu überlassen, da sie endlich die ganze Wahrheit
     erfahren hatte.
Das ganze Ausmaß der Gefahr,
fügte er in Gedanken hinzu. Und falls ihr der Sinn danach stand, sie wiederzufinden, so war ihr das sicher ein Leichtes.
    Er trat ans Fenster und schaute wie Ellah und Erle auf die darunter liegende Straße hinab. Sie lag im Schatten beidseits emporragender
     hoher Gebäude. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Skip beugte sich ein wenig vor und kniff die Augen zusammen,
     betrachtete eingehend die Pflastersteine tief, tief unten.
Sie bauen recht hohe Häuser hier in Jaimir,
dachte er.
    »Wir brauchen ein Seil«, sagte Erle.
    |476| Sie wechselten einen Blick.
    Ellah zupfte an ihren kurzgeschorenen Haaren. »Ich hab eine Schnur in meinem Bündel, aber ich weiß nicht, ob sie dein oder
     mein oder   ...« Sie funkelte Skip an – »Skips Gewicht aushält.«
    »Finden wir’s ’raus«, brummte Erle.
    Sie hörten ein leises Kratzen an der Tür. Sie fuhren herum und starrten mit vor Entsetzen glasigen Augen und wagten sich nicht
     mehr zu rühren. Eine dünne Messerklinge erschien in dem winzigen Spalt zwischen Tür und Rahmen, wurde nach oben geruckt und
     hob den Riegel an.
    Die Tür schwang auf und Kara glitt herein, als sei diese Art, eine Tür zu öffnen, ganz und gar selbstverständlich. »Habt ihr
     versucht, davonzufliegen?«, erkundigte sie sich.
    »Du bist es!«, platzte Ellah heraus.
    »Wen habt ihr denn erwartet? Eure Großmutter?«
    »Hör auf damit!«, schnappte Ellah. »Mach die Tür zu!«
    Kara gehorchte mit amüsiertem Blick.
    »Skip hat gestern Nacht mit dem Assassinen geredet!« Erle sprach hastig. »Wir glauben, er könnte erraten, wer wir sind. Deshalb
     haben wir uns entschlossen, durch dieses Fenster hier zu verschwinden, bevor es zu spät ist.«
    »Gescheiter Plan.« Kara nickte feierlich und todernst. »Sehr gescheit. Und für mich wolltet ihr eine kleine Notiz zurücklassen?
     Irgend etwas dergleichen?«
    Skip warf Ellah einen Blick zu.
    »Was geht hier vor?«, fragte Kara, nun mit fordernder Stimme. »Habt ihr drei mich gestern nicht gebeten, weiterhin mit euch
     zu reisen? Oder hat sich eure Meinung wieder gedreht? Ihr müsst es mir nur sagen. Ich drängle mich gewiss nicht darum, ständig
     für eine Bande lebensuntüchtiger Walder mein Leben auf’s Spiel zu setzen, die, kaum, dass man sie kurz alleine lässt, immerzu
     auf’s Neue bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken!«
    |477| Ellah schwieg eisern. Schließlich war es doch Erle, der das Wort ergriff: »Wir dachten,
du
hättest es dir anders überlegt«, murmelte er. »
Du
warst verschwunden und hast damit nicht nur Ellah einen gewaltigen Schrecken eingejagt   –«
    »Und deshalb steht ihr hier beieinander und glaubt, ich hätte Fersengeld gegeben?« Ein sarkastisches Lächeln umspielte Karas
     Lippen. »Warum nur ist mir so etwas nicht selber eingefallen? Vielleicht sollte ich mir noch einmal Bedenkzeit erbitten? Ich
     seh schon, ich habe einige ernsthafte Erwartungen enttäuscht.« Sie fasste Ellah ins Auge, die bis in die Haarspitzen errötete
     und den Kopf senkte.
    »Wir sind alle froh, dass du zurück bist«, sagte Skip aus tiefstem Herzen. »Aber ich glaube, ich habs vermasselt, gestern
     Nacht.«
    Er erzählte ihr alles über sein Gespräch mit Raishan. Kara hörte aufmerksam zu. Dann schüttelte sie den Kopf; und abermals
     schwelte in ihren Augen düstere Unruhe.
    »Wenn dieser Raishan erstens wirklich ein Diamant-Majat und zweitens auf eure Fährte gehetzt ist«, sagte sie langsam, »dann
     hätte er spätestens nach deiner Krabbelei unter diesem Tisch ohnehin erraten, wer du bist. So gesehen, gibt es also keinen
     Grund, sich schuldig zu fühlen, Skip. Aber noch einmal solltest du dir eine solche Dummheit wirklich nicht leisten!«
    Skip stand mit hängendem Kopf und ballte die Fäuste so verbissen, dass es schmerzte.
Dumm
hatte sie ihn genannt.
    Kara ging zum Tisch und sah die dort aufgereihten Kerzenstummel an, ohne sie richtig wahrzunehmen. »Jedenfalls«, fuhr sie
     dann fort, »da ihr euch nun schon mit dem Gedanken an zügigen Aufbruch angefreundet habt, bezweifle ich nicht, dass ihr meine
     Neuigkeiten zu schätzen wisst. Ich habe uns auf einem Schiff

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