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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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eingemietet, das uns flussaufwärts und bis nach Aknabar bringt.
     Der Kapitän erwartet uns an Bord.«
    Sie starrten sie an.
    |478| »Ein Schiff?«, fragte Ellah.
    Skips Magen verklumpte sich. Ein Schiff? Auf dem Wasser sollten sie reisen und viele Tage lang keinen Fuß mehr auf festen,
     trockenen Boden setzen?
    Verblüfft sah er Karas Blick auf sich gerichtet. »Ein Schiff«, bestätigte sie. »Vorausgesetzt, keiner von euch hat etwas dagegen,
     auf dem Wasser zu reisen«, fügte sie spitz hinzu.
    »Nein«, murmelte Skip. »Nein, wir haben nichts dagegen.«
    »Gut!«, sagte Kara zufrieden. »Dann packt eure Habseligkeiten. Wir brechen sofort auf.«

Ein Hinterhalt
    Als die vier kurz darauf wie ganz gewöhnliche Reisende aus dem Gasthaus in den Hof hinaustraten, lehnte Raishan neben dem
     Tor an der Stallmauer. Die Kapuze war zurückgestreift, der braun und grün gefleckte Mantel ungezwungen über die rechte Schulter
     geworfen. Über der linken Schulter ragte ein wuchtiger Schwertgriff empor. In der locker herabhängenden Linken hielt er eine
     gepflegte Bengaw-Armbrust, am Gürtelgehenk war ein ordentlich gefüllter Pfeil-Köcher befestigt und gleich mehrere Scheiden
     mit Wurfmessern. Er grüßte sie mit einem breiten Lächeln und musterte insbesondere Kara von Kopf bis Fuß – auf eine Art und
     Weise, dass selbst Skip von einem sehr unguten Gefühl beschlichen wurde.
    Die Olivianerin näherte sich unbeeindruckt dem Stall, und nun stieß Raishan sich träge von der Wand ab und versperrte ihr
     den Weg. Kara blieb stehen; ihre Miene blieb völlig |479| ausdruckslos, ihr Blick war auf etwas hinter ihm konzentriert – ganz so, als habe sie es nicht mit einem schwer bewaffneten,
     tödlichen Feind zu tun, sondern allenfalls mit einem leblosen Gegenstand, der ihr zufällig vor die Füße geraten war.
    »So schnell zieht’s euch weiter? Wie schade!«, rief Raishan über ihre Schulter hinweg Skip zu. »Ich hatte gehofft, dass wir
     noch ein wenig miteinander schwatzen können. Und so viele Fragen zu den Waldlanden plagen mich noch immer!«
    Karas Blick richtete sich auf sein Gesicht; fast schien es, als bemerke sie tatsächlich erst jetzt, dass der Mann vor ihr
     wahrhaftig lebte und atmete.
    »Ihr sehnt Euch nach einem Plauderstündchen?«, fragte sie kalt.
    Raishans Lächeln wurde noch breiter. Er wandte sich ihr zu – als habe auch er sie gerade erst wahrgenommen. »Als ich gestern
     das Vergnügen hatte, Euch zu begegnen, meine Dame«, sagte er galant, »war’s mir leider nicht vergönnt, Euren Namen zu erfahren.
     Das bereitete mir die ganze Nacht doch einigen Verdruss. Deshalb könnt’ ich’s mir wohl nicht vergeben, ließe ich Euch ziehen,
     ohne noch ein paar Worte mit Euch gewechselt zu haben.«
    Sie gab ihm keine Antwort. Stattdessen taxierte sie nun ihn – kalt und abschätzend. Dieses Nervenduell ließ Skip bis auf die
     Knochen frösteln. Insgeheim bewunderte er sie um ihre Ruhe, wiewohl sie doch wusste, dass er ein Diamant-Majat war. Und doch
     machte ihr Verhalten die Situation nicht besser. Sie waren diesem Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Egal, wie gut
     Kara zu kämpfen verstand, dieser Raishan war ihr zweifelsohne um ein Vielfaches überlegen. Ein zutiefst beängstigender Gedanke.
     Ein noch besserer Kämpfer als Kara – ein solches Wesen schien kaum vorstellbar.
    »Ich unterhielt mich gestern Nacht ein wenig mit Eurem |480| jungen Feund dort«, sprach Raishan nach einer kurzen Pause im Plauderton weiter und deutete mit einem Nicken zu Skip herüber.
     »Aber während er durchaus willens war, mir das eine oder andere von sich zu erzählen, blieb meine Neugierde, Euch betreffend,
     ungestillt. Was mir nahezu das Herz brach!«
    Karas Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Ein Jammer!«, sagte sie und machte Anstalten, um ihn herumzugehen.
     Und abermals stellte er sich ihr in den Weg.
    »Ihr könnt nicht einfach Eures Weges ziehen«, sagte er, mit einigem Nachdruck in der Stimme – doch in seinen Augen blitzte
     der Schalk. »Nicht, ohne dass Ihr mir zuvor Euren Namen verraten habt.«
    Ein weiterer typischer Kara-Blick versengte ihn. »Ich stelle mich Fremden nicht vor«, entgegnete sie.
    »Ah!«, rief Raishan aus. »Mein Versehen! Natürlich, eine Schönheit wie Ihr   –«
    Sie trat ganz dicht an ihn heran und sah ihm ausdruckslos in die Augen. »Seid vorsichtig!« warnte sie ihn mit ausdrucksloser
     Stimme.
    Er lächelte und trat beiseite. Sie ging an ihm vorbei

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