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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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und verschwand im Stall. Raishan nickte Skip abermals zu und lehnte
     sich gegen das Tor. Wartete. Nicht lange, und Kara kam wieder heraus und führte Shadow hinter sich her.
    »Und, wohin geht die Reise?«, erkundigte sich Raishan und strahlte sie an.
    »Das geht Euch nichts an«, beschied sie ihn, ohne langsamer zu werden.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, widersprach er sanft. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben – ich frage mich doch tatsächlich
     unentwegt, ob ich nicht dasselbe Ziel habe.«
    Sie hielt abrupt inne und wandte sich zu ihm um. Dann ging sie auf ihn zu und stoppte erst, als ihre Augen nur eine Handbreit
     noch von den seinen entfernt waren. »Welches Ziel?«, flüsterte sie.
    |481| Er gluckste. »Nun, nun, ist das eine Art und Weise, Euren künftigen Reisegefährten einzuschüchtern?«
    Sie hielt seinem Blick stand. »Kommt uns nicht in die Quere«, warnte sie ihn. Dann drehte sie sich um und nahm Shadows Zügel
     wieder auf.
    Skip fragte sich, was er da soeben gesehen hatte. Dann gesellte sich Kara zu ihm und den beiden anderen. »Gehen wir«, sagte
     sie. »Wir wollen doch nicht zu spät kommen – oder?«
    Raishan machte keine Anstalten, ihnen zu folgen. Bequem gegen das Stalltor gelehnt, sah er ihnen hinterdrein. Seine Miene
     war eine Maske aus Lächeln und guter Laune – und alle seine Gedanken und Gefühle und Pläne auf’s Perfekteste dahinter verborgen.
    »Das war knapp!«, ächzte Ellah, als sie durch die zu dieser frühen Stunde nur wenig belebten Straßen eilten. Tatsächlich waren
     so wenige Menschen unterwegs, dass sie allesamt Seite an Seite mit Kara gehen konnten, die ganz ungewöhnlich in sich gekehrt
     wirkte.
    »Was wollte er denn nun eigentlich?«, wunderte sich Erle. »War das überhaupt derselbe Mann, mit dem du gestern Nacht gesprochen
     hast, Skip? Er sah mir nicht nach einem Assassinen aus.«
    »Nein, und die Waffen schleppt er nur mit sich herum, weil es so Mode ist in Jaimir«, bemerkte Ellah gallig.
    »Er war’s«, bestätigte Skip düster.
Und er ist der Diamant-Majat,
fügte er in Gedanken hinzu. Daran bestand für ihn nicht der geringste Zweifel mehr. Was ihn jedoch störte, war, dass Raishan
     überhaupt nicht so handelte, wie er dies von ihm erwartet hätte. Unter anderem benahm er sich nicht im Mindesten feindselig.
     Und wiewohl dies unendlich viel besser war, als tot zu sein – so fragte sich Skip doch zunehmend drängender, was der Assassine
     letzten Endes wohl wirklich mit ihnen vorhatte.
    |482| Skip sah Kara von der Seite her an – in der Hoffnung, sie könnte seine Gedanken erraten haben und etwas äußern, das seine
     Zweifel zerstreute. Doch die Olivianerin blieb stumm.
    Das
Schiff
entpuppte sich als gewaltig großer Lastkahn mit Ober- und Unterdeck und lag an einem der vom Marktplatz in den Fluss Elligar
     hinausragenden Stege vertäut. Auf dem tiefer gelegenen Deck waren die Ruderleute und Frachtgüter untergebracht, auf dem oberen
     die restliche Besatzung. Soweit Skip dies auf den ersten Blick zu sagen vermochte, war jenes   ...
Gefährt
bestimmt nicht für Passagiere geschaffen worden, doch steuerte Kara entschlossen genug darauf zu, und so blieb ihm nichts
     anderes übrig, als ihr, Ellah und Erle zu folgen.
    Wie ein gigantisches Flussungetüm ragte der Kahn schließlich vor ihnen auf. Mindestens zwei Dutzend Ruder ragten auf jeder
     Seite aus schießschartenähnlichen Öffnungen und verstärkten den fremdartig-bizarren Eindruck noch. Große, borstenbewehrte
     Würmer sahen so aus. Skip verzog das Gesicht und schnupperte den Wind, der hier, auf diesem Bohlensteg über dem Elligar, nach
     schäumendem Wasser, Schiffsteer, Flussgras und geheimnisvoller Weite roch. Auf einem der Decks gellte ein Ruf, und so legte
     Skip den Kopf in den Nacken und spähte hinauf; jetzt bemerkte er auf dem Oberdeck auch die Kajüte achtern, am Heck des Kahns,
     sowie ein Zelt im vorderen Bereich, am Schiffsbug, welches offenbar als Mannschaftsquartier fungierte. Der Raum zwischen Zelt
     und Kajüte war wiederum zur Hälfte mit Kisten und Kästen vollgestapelt. An der Schiffswand prangte in ordentlich geschriebenen
     Lettern der Name des Kahns:
Glücksgöttin.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Namen mag«, murmelte Erle, während er über die steile Schräge der Planke zum Schiff
     hinüberging.
    »Dann«, polterte eine Stimme, »mag dir meiner gewiss eher gefallen. Gestatten, Käpt’n Hauer. Das ist ein Name, was?«
    |483| Skip blinzelte gegen die

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