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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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sich die schwarze Kapuze der Priesterrobe tief in die Stirn und sandte jenem, der sie einst für die Heilige Kirche
     entworfen hatte, einen stillen Dank, da es ein solch überaus praktisches Kleidungsstück war. Kurz nur gab er sich der Ironie
     hin und überlegte, ob er sie nicht eher als
Ver
kleidungsstück bezeichnen sollte. Wie auch immer – diese Robe machte es ihm fast zu leicht, unerkannt durch die Labyrinthe
     des Klosters zu schleichen.
    Früher an diesem Tag war er in jenen Teil der Priesterschar verkeilt gestanden, die an den Heiligen Wachen vorbei einen Blick
     auf das Schwert oder die auf dem ledernen Tuch niedergelegte Botschaft zu werfen versucht hatte. Er war viel zu weit entfernt
     gewesen. Jedoch nach des Allehrwürdigen heftiger Reaktion zu urteilen, musste er das Schlimmste annehmen. Haghos hielt den
     Schlüssel zum größten Geheimnis der Bewahrer in Händen – jene Karte nämlich, auf welcher die genaue Lage der Weißen Zitadelle
     verzeichnet war. Falls es nicht gelang, sie schnellstens zurückzugewinnen, mochte es also nur noch eine Frage der Zeit sein,
     bis die Verteidigungslinien der Bewahrer überrannt und der Orden vernichtet war. Und was den Jungen anbelangte –
    Egey Bashi war noch nie zu Ohren gekommen, dass ein |568| Diamant-Majat versagt hatte – jedoch, der Beweis für das Scheitern
dieses
Diamanten war ihm leibhaftig vor Augen geführt worden. Er wünschte, er wüsste, was geschehen war, doch letzten Endes mochte
     es ohnedies nicht mehr von Belang sein. Beide, der Junge und das Schwert befanden sich in Händen der Priesterschaft, und nun
     lag es allein an ihm, Egey Bashi, dagegen etwas zu unternehmen oder dies zumindest zu versuchen – und koste es auch sein Leben.
    Er machte sich nichts vor; es gab wenig Hoffnung, diese Sache lebend zu überstehen.
    Nach einem weiteren aufmerksamen Blick in die Runde trat er in den Hof hinaus und überquerte ihn. Da! Diese Seitentür führte
     an jenen Ort, den er sich zum Ziel erkoren hatte.
    In den vergangenen Wochen hatte er seine Umgebung gut genug ausgekundschaftet. Er wusste – die runde Kammer lag im Herzstück
     des Klosters eingebettet, im steinernen Irrgarten unter dem Tempel. Ebenso war ihm bekannt, dass darin bereits seit siebzehn
     langen Jahren ein Gefangener hauste, dessen mysteriöses Schicksal noch heute überall hinter den dicken Klostermauern für Getuschel
     sorgte und auch dem Tapfersten Schauder über den Rücken jagte.
    Nur zwei Schritte trennten ihn noch von der schmalen Tür, als sich, wie aus dem Abgrund der Dämmerung herbeigezaubert, zwei
     Kapuzengestalten zu ihm gesellten. Jene zu seiner Linken ergriff ihn beim Ellbogen – mit Fingern, die wie Stahlklammern zuzupacken
     verstanden und jeden Gedanken daran, sich
irgendwie
loszureißen, im Keim erstickten. Die andere presste ihm die Spitze eines länglichen Gegenstandes in die Seite, der eine gewisse
     Ähnlichkeit mit einem Dolch aufwies. Ein greller Schmerz zerstreute sogleich Egey Bashis letzten Zweifel. Oh ja, es
war
ein Dolch.
    »Keinen Mucks, Bruder!«, zischte links von ihm eine Männerstimme.
    |569| Eingeklemmt zwischen den beiden wurde er zu einem kleinen, in die Wand eingelassenen Alkoven geführt, von dem aus man alles
     zu überblicken vermochte, was in dem Hof vor sich ging, ohne selbst gesehen zu werden. Es gab unzählige solcher Nischen in
     diesem Kloster.
    Egey Bashi wurde gegen die Wand gestoßen. Die Dolchklinge ritzte nun die Haut seiner Kehle; die Gestalt zu seiner Linken trat
     vor ihn hin. Alles geschah geisterhaft lautlos und schnell. Egey Bashi suchte das Dunkel unter dem Kapuzensaum zu durchdringen.
     Gegen alle Vernunft durchraste ihn eine Woge der Erleichterung. Es gab für Bewegungen wie diese, präzise und anmutig und fast
     jenseits dessen, was einem Menschen möglich schien, nur eine Erklärung. Wesen wie sie waren selbst in Priesterroben schlecht
     getarnt.
    »
Shelah
, Aghat«, sagte Egey Bashi.
    Beide wechselten sie einen raschen Blick.
    »Wer seid Ihr?«, verlangte jener mit dem Dolch zu wissen.
    Eine Frau?
Egey Bashi fasste sie genauer ins Auge. Nun erst vermochte er zu sehen, dass diese Gestalt in der Tat ein wenig kleiner und
     zierlicher war als die andere. Jedoch ihre Bewegungen, die Art und Weise, wie sie den Dolch handhabte, ließen keinen Zweifel
     daran,
was
sie war.
    Er hob langsam die Hand und stieß die Kapuze zurück. »Ich bin ein Bewahrer«, stieß er hervor.
    Der Druck der Dolchspitze verschwand von seiner

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