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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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tun«, sagte er ohne rechte Begeisterung. »Aber mit einem Namen kann ich sie nicht belegen. Schlimmer noch – ich kann
     nicht einmal sagen, was mir das nächste Mal möglich sein wird   ... oder nicht.« Es kam ihm vor, als gestehe er ihnen ein Scheitern ein – und schämte sich fast dafür. Da er jedoch nicht
     weiter darüber nachdenken und schon gar nicht darüber reden wollte, zuckte er mit den Schultern. Dies schien ihm angemessen
     genug.
Eines Tages, vielleicht,
dachte er wieder.
    Egey Bashis dunkler Blick traf ihn. Einmal mehr machte die darin schwelende Intensität Skip benommen. »Natürlich kannst du
     das!«, beharrte der Bewahrer. »Versuch’s.«
    »Aber wie?« Skip kam sich ganz verloren vor. Jedoch – allesamt starrten sie ihn nun erwartungsvoll an. Also dachte er zumindest
     darüber nach, anfänglich ein wenig ungehalten, dann mit echtem Interesse. Wozu war er bislang imstande gewesen? Er hatte in
     einer dunklen, zugig-kalten Höhle allein kraft seines Sehnens ein wärmendes Feuer entfacht. Hatte auf dem Lastkahn des Kapitän
     Hauer die reißende Macht der schnell fließenden Wasser des Elligar in sich vereint und, irgendwie, in seine Schwerthand, seine
     Klinge kanalisiert. Hatte der geballten Ghaz Alim-Macht Seiner Heiligkeit widerstanden und sie, ebenfalls in sich vereint,
     seinerseits zum Kampf verwendet.
    Feuer. Wasser. Pure Vernichtungsmacht.
    Schweiß sammelte sich in seinen Achselhöhlen. Die Wunde schmerzte und schmerzte.
Denk nach!,
zwang er sich und wusste es plötzlich:
    Seine Ghaz Alim
einigte. Vereinte.
    »Ich glaube«, sagte er zögerlich, immer noch im Ringen um die besten, treffendsten Worte, »ich bin irgendwie – na ja, imstande,
     allüberall verstreut wirkende Kräfte in mir zu |614| vereinen und zu einer einzigen zielgerichteten Kraft geschmiedet einzusetzen. Aber wie ich’s anstelle, das kann ich beim besten
     Willen nicht sagen. Hört sich nicht gerade nach dem tollsten Trick der Welt an, stimmt’s?« Und damit zupfte er sich verlegen
     am Ohr. Erle grinste ihn an.
Erwischt.
    Er sah zu Egey Bashi hin, als wisse jener mehr als er. Der Bewahrer nickte. »Soweit ich das beurteilen kann«, sagte er, »ist
     dir auf jeden Fall ein klarer Verstand gegeben, und die Fähigkeit, ihn zu deinem Vorteil zu gebrauchen. Damit bist du in die
     Lage gesetzt, dir unter den Tausenden dich umgebenden Mächten und Kräften und elementaren Gegebenheiten jene eine zu erwählen,
     die in der jeweiligen Situation auch tatsächlich von Nutzen sein kann und sie exakt fokussiert zu deinem Vorteil einzusetzen.
     Es ist eine sehr seltene Gabe, und eine, mit der schwer umzugehen ist. Jedoch wird sie dir vielerlei ermöglichen. – Was dies
     im Einzelnen sein mag, das wirst du im Laufe der Zeit herausfinden – und herausfinden müssen, junger Mann.«
    Abermals entstand eine Pause, die ein jeder nutzte, den einen oder anderen Schluck Ale zu trinken.
    »Eines verstehe ich noch immer nicht«, warf nun Evan Dorn ein, an Bruder Bartholomeos gewandt. »Warum waren die Walder-Jungen
     auch im Besitz des Schwertes? Ihr wolltet mein Kind vor dem Feind in Sicherheit wissen – schön und gut. Doch wieso die Klinge
     ausgerechnet bei ihm verstecken? Waren so nicht beide leichter aufzuspüren?«
    Bartholomeos runzelte die Stirn und warf Egey Bashi einen verunsicherten Blick zu. So war es der Magister, der antwortete:
     »Es war eine schwierige Mission, und wir mussten uns schnellstens entscheiden«, sagte er. »Einerseits wollten wir sicherstellen,
     dass kein anderer damit der Königsprobe unterzogen wird – so lange nicht, bis Euer Erbe das richtige Alter erreicht hat, Sturmgebieter.
     Andererseits sollten, wenn die Zeit gekommen war, natürlich beide, Junge und Schwert, |615| gemeinsam aus dem Hut gezaubert werden. Unter diesen Prämissen haben wir uns entschieden. Dass nun genau so, trotz vieler
     Widrigkeiten, doch alles zum guten Ende kam, ist mir eine große Erleichterung.«
    Der Herzog nahm insbesondere jenen letzten Satz mit einem verwegenen Grinsen zur Kenntnis. »Von Anfang an«, brummte er, »hab
     ich Euch als jemanden kennengelernt, der dem Glück nötigenfalls auch mit einem Tritt auf die Sprünge hilft, Magister!«
    Skip blickte von einem zum anderen. Was ihn anbelangte, er konnte nicht anders, als sich wundern, wie man einen solchen fast
     zwei Jahrzehnte überspannenden Plan ersinnen konnte, ohne zuerst an jene zu denken, die Hauptbestandteile dieses Planes waren
     – die Menschen

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