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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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Erhabenheit«, sagte sie lächelnd. Aber tief in ihren Augen sah er Überraschung. Und noch etwas anderes.
     Erleichterung.
    Warum? Warum hat sie mich so genannt?
    Eine blasse, majestätische Gestalt trat vor ihn hin. Es war der Herzog, sein Gegner wider Willen, und nun wirkte sein gutgeschnittenes
     Gesicht nahezu freundlich und sanft. Von tiefem Azurblau waren seine Augen, und eine große Wärme schwelte darin. Und tiefste
     Pein.
    »Wenn du wahrhaftig mein Sohn bist«, sprach er ihn an, »so erbitte ich mir deine Vergebung.«
    »Euer Sohn?« Skip fühlte sich gänzlich verloren angesichts dessen, was nun alles auf ihn einstürzte. Dann, ganz plötzlich,
     dämmerte das Begreifen in ihm.
    Ein Schwertstoß durch’s Herz
. Die Königsprobe, seit alters her.
    Und da er sie überlebt hatte, bedeutete dies – »Oh, nein«, brauste er auf. »Da muss ein Fehler vorliegen, Herzog. Es war ein
     Zufall. Ich bin nicht   –«
    Der bärengleiche Mann gesellte sich ihm zu. Der Blick seiner dunklen Augen ließ ihn verstummen. »Euer wahrer Name«, sagte
     er, »lautet Erskip Dorn. Nachdem die Kindsprobe unmittelbar nach Eurer Geburt den Priestern offenbarte, dass Ihr die Ghaz
     Alim in Euch tragt, wurdet Ihr gegen ein totgeborenes Kind vertauscht und in Sicherheit gebracht. Die Bewahrer   –«
    Skip leckte sich die rissigen Lippen und vermochte den durchdringenden Blick dieses Mannes kaum zu ertragen. Weit weg wünschte
     er sich – weit weg von ihm und von allem.
Nur nicht von Kara,
schränkte er ein. Ihn schwindelte, und ohne Karas festen Arm um sich wäre er wohl in die Knie geknickt.
    |609| »Wer seid Ihr?«, fragte er zittrig.
    Der Mann seufzte. »Mein Name ist Egey Bashi«, sagte er, mit einem ganz eigenartig mürrisch-amüsierten Unterton. »Ich gehöre
     den Bewahrern an und bin derjenige, der Raishan in Dienst nahm, um Euch zu beschützen. Doch fast hätte er versagt, wie ich
     mittlerweile weiß, da Eure Erhabenheit kaum weniger dickschädlig sind als Euer Vater.« Er deutete eine leichte Verbeugung
     in Richtung des Herzogs an, der nur verdutzt eine Augenbraue hob.
    »Gern erzähl’ ich die Geschichte heut’ noch ein weiteres Mal«, fuhr Egey Bashi fort. »Unser Verbündeter, der Bruder Bartholomeos,
     hat Euch nach vollzogener Ghaz Alim-Probe das Leben gerettet und stand uns nach Kräften bei, Euch bei seinem Neffen Kyth dem
     Schmied in den Waldlanden sicher unterzubringen.«
    »Bruder Bartholomeos«, wiederholte Skip benommen.
    Bashi nickte. »Unglücklicherweise geriet er schon bald darauf dem Feind in die Hände und wurde wohl umgebracht. Denn andernfalls,
     hätte man ihn gefoltert   –«
    Skip schüttelte den Kopf. Die Bewegung schmerzte, doch Karas Nähe machte ihm alles erträglich. »Bruder Bartholomeos ist am
     Leben«, murmelte er. »Hier, im Kloster, in der runden Kammer, findet Ihr ihn. Wir waren mit ihm zusammen dort eingesperrt,
     bevor man uns in den Tempel führte.«
    Egey Bashis Augen leuchteten auf. »Seid Ihr sicher?«, fragte er. »Und – ist er bei guter Gesundheit?«
    »Körperlich scheint er wohlauf zu sein, aber   –«
    Doch der Bewahrer hörte ihm bereits nicht mehr zu. Er bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge. Der Jubel war noch immer
     nicht zur Gänze verstummt, doch hier und da wurde bereits eifrig durcheinander debattiert; ohne darauf zu achten, eilte Bashi
     zu Bruder Boydos hin, der inmitten einer kleinen Priesterschar stand und Schlimmstes zu befürchten schien.
    |610| Abermals schwankte Skip, und nun wurde er auch von der anderen Seite her mit einem Arm umfasst.
    »Er hat eine Menge Blut verloren«, sagte eine besorgte Stimme.
    »Wir müssen dafür Sorge tragen, dass er sich ausruhen kann.«
    »Bringen wir ihn an einen ruhigeren Ort!«
    Alle Stimmen umwirbelten ihn nun. Das Aschegestöber, das er in Zeiten der Schwäche so oft schon wahrgenommen hatte, schien
     nicht mehr länger nur in ihm zu sein. Auch rings um ihn her sah er es nun die ganze Welt einfärben. Mit mächtigen Klauen schlug
     ihn die Benommenheit in ihren Bann. Gerade dass er noch spürte, wie er von vielen Händen ergriffen und gestützt und halb getragen
     wurde. Und vor ihm her teilte sich die Menge, teilte sich ehrfurchtsvoll und freudig gleichermaßen – und dann lag der große
     Shal Addim-Tempel hinter ihm und die schmalen Straßen Aknabars mit ihrem Qualm- und Abfallgestank nahmen ihn auf. Sonnenwärme
     huschte ihm über’s Gesicht und gaukelte ihm tausend Wohlgerüche vor, und dies

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