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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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Bashi. »Das erste königliche Haus Dorn hat einen Erben – und das Geheimnis um
     seinen vermeintlichen Tod wird sich erklären lassen. Ehrlichkeit muss das Zauberwort sein. Alles ist einem steten Wandel unterworfen
     – so auch unsere Welt. Es
wird
große Veränderungen geben. Es ist an der Zeit, dass die Bewahrer eine gewichtigere Rolle spielen.«
    Keiner der Anwesenden stellte diese Erklärung in Abrede, und so verkniff es sich Skip, den Magister auch nur zu seinen Plänen
     zu befragen – er bezweifelte ohnedies, dass er eine befriedigende Antwort erhalten hätte. Wie er unruhig auf der Sitzfläche
     hierhin und dorthin rutschte, machte sich plötzlich ein eckiger, zackenbewehrter Gegenstand in seiner Hosentasche bemerkbar.
    Mit einem Ruck setzte er sich kerzengerade hin. In der Aufregung der vergangenen Tage hatte er überhaupt nicht mehr daran
     gedacht!
    Er zerrte den Sternendolch hervor und reichte ihn auf der ausgestreckten Handfläche zu Raishan hinüber. »Ich glaube, der hier
     gehört Euch, Aghat Raishan«, sagte er. »Und soweit ich die Regeln Eurer Gilde verstanden habe, könnt Ihr ihn nun zurückhaben.«
    Nichts an der entspannten Haltung des Assassinen veränderte sich; er blieb mit der beängstigenden Eleganz eines schläfrigen
     Raubtiers gegen die Wand zurückgelehnt. Ein Lächeln lag in seinen schräggestellten grauen Augen.
    »Behalt’ ihn, Junge«, sagte er. »Ich muss dich noch immer nach Tandar bringen. Erst dann ist mein Auftrag ganz erfüllt.«
    »Tandar?«, fragte Skip. »Aber warum?«
    Doch Raishan zuckte nur mit den Schultern. »Das könntest |621| du den Magister hier fragen«, erwiderte er. »Nur werd’ ich das Gefühl nicht los, dass du allenfalls ein höchst undurchschaubares
     Diplomatengeplapper zur Antwort erhalten wirst. Weshalb ich dir anrate, junger Freund – entspann’ dich einfach und lass’ es
     geschehen. Selbst ein leibhaftiger König erlebt es nicht oft, mit solch einem Gefolge zu reisen.«
    Skip verlagerte seinen Blick von Raishan zu Kara hin; wie er hatte sie sich die Bank an der Wand erwählt, um den ganzen Raum
     im Blick behalten zu können. Im Widerschein des Kaminfeuers sah er sie wie damals, bei ihrer ersten Begegnung in Meister Boris’
     und Meisterin Marfas Stall – jung und verhalten amüsiert und ganz ohne jenes Geheimnisvolle, das offenbar allen Majat anhaftete
     wie eine zweite Haut. Im nächsten Moment schon rückte die Wirklichkeit an Ort und Stelle zurück, und wie Aghat Raishan schien
     auch sie wieder in einer von anderen, gewöhnlichen Menschen abgetrennten Bewusstseinsebene zu existieren – allgegenwärtig
     lauernd und wachsam und tödlich.
    Und trotzdem. Er war so glücklich, sie abermals in seiner Nähe zu wissen. Warum konnte er sich nicht allein darauf konzentrieren?
    Er wünschte, er könnte es, und ihm wurde elend zumute. Tief in sich ahnte er längst, dass er nie darauf hoffen konnte, mehr
     als das zu besitzen.

Das Geburtsrecht
    Kalte Zugluft streifte seine nackte Haut und ließ die Brustwunde von Neuem schmerzen. Gänsehaut übergraupelte ihm Arme und
     Rücken. Niemals würde er sich an diese königlich-zeremonielle Tracht gewöhnen, die seine linke |622| Schulter sowie Brust entblößt ließ! Und doch – äußerlich wahrte er eisern den Schein. Mit sicherem Schritt trat er in den
     Konzilssaal hinein und einer ganz neuen Kälte entgegen. Einen halben Schritt vor ihm ging hoch aufgerichtet und finster der
     Hochgebieter Evan Dorn und einen halben Schritt hinter sich wusste er Og Tarn, den Hauptmann der Herzogswache; alles geschah
     ganz so, wie es die Etikette verlangte.
    Er war sich bewusst, wie schlagartig still es wurde ringsum, als ihre kleine Gruppe sich immer weiter dem Zentrum des Saales
     näherte. Dutzende Augenpaare starrten seine braunen Haare an, die in dieser Versammlung schwarzhaariger Westland-Adliger so
     auffielen wie eine Esche in einem Tannengehölz. Es grauste ihn, Zentrum dieses allgemeinen Starrens zu sein. Die Anwesenheit
     zweier Majat, still und schattengleich zu seiner Rechten und Linken, erleichterten die Dinge keinesfalls. Skip entgingen die
     Blicke nicht, wie sie sich zur frischen Narbe auf seiner Brust hintasteten und sogleich hastig niedergeschlagen wurden, kaum
     dass sich dicht bei ihm das Geschimmer von Diamanten in den Majat-Armbändern regte. Selbst der Rubin-Majat, der wie eh und
     je vor dem Durchgang zu den Königsgemächern Wache hielt, schaute unbehaglich drein.
    Skip fasste nun

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