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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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nicht auf dumme Ideen, ich will euch nicht weh tun.« Damit drehte sie sich um
     und ging davon.
    Skip und Erle machten sich, um den Schein zu wahren, wieder daran, in einem Haufen mehr oder minder verkohlter Gegenstände
     zu stochern. Aber außer den bereits ausgebreitet liegenden Gegenständen, überwiegend Küchengeschirr |77| und Schmiedewerkzeugen, gab es nicht mehr viel zu bergen. Sie behielten einige Messer und schnürten ansonsten alles, was es
     wert schien, zu Baba Yagna gebracht zu werden, zu einem Bündel zusammen. Ganz zuletzt entschieden sie auch, die beiden rußbefleckten
     Mäntel und Rucksäcke an sich zu nehmen, deren grober Stoff den Flammen immerhin lange genug widerstanden hatte.
    Als alles zusammengepackt vor ihnen lag, suchte Erle im Schutt in den Überresten der Schmiede Hufeisen und Nägel zusammen.
     Einige hatte die große Hitze verformt, andere ließen sich noch gebrauchen; eines davon säuberte er sorgfältig. Während er
     sich abmühte, das Eisen auf dem zierlichen Huf der Bengaw-Stute anzubringen, betrat Skip die Ruine ihres Zuhauses.
    Zerschlagene Möbel und umgekippte Betten. Jegliches Polstermaterial war den Flammen Nahrung gewesen. Er hielt nach der Axt
     des Vaters Ausschau. Da! Tief war das stählerne Blatt über dem Kamin in die Wand getrieben; der Griff, aus dem besten Ebenholz
     geschnitzt, das man im Waldland zu finden vermochte, schien noch immer nachzufedern unter der Wucht des Hiebes.
    Die Axt.
    »Hast du sie?«, rief Erle durch eines der Fenster herein.
    Düsterrot flammte der Himmel. Schon bald würde die Sonne untergehen. Bereits jetzt fiel es Skip schwer, seinen Bruder in den
     langen Schatten der gewaltigen Eiche noch zu erkennen, und die Stute mit ihrem grauen Fell schien gänzlich mit der Abenddämmerung
     zu verschmelzen.
    »Du musst mir helfen«, sagte Skip. »Ich krieg sie nicht aus der Wand ’raus.«
    So mühten sich beide an der Axt ab, die ein einzelner, unglaublich kraftvoll geführter Hieb so tief im Holz verankert hatte.
     Skip fragte sich, was seinen Vater dazu bewogen haben mochte. Hatte er versucht, sich zu verteidigen?
    |78| Oder sollte es ein Zeichen sein, für den Fall, dass er den Angriff nicht überlebte?
    Skips Augen weiteten sich; er starrte den Riss an, jene tiefe Wunde, die das Axtblatt ins Balkenwerk gestanzt und bis jetzt
     verborgen hatte. Und ging wie unter einem Zauberbann näher an die Wand heran, und noch näher   ... und spähte durch den klaffenden Spalt in ein Geheimfach.

Die königliche Unnahbarkeit
    Evan Dorn verharrte kurz, bevor er den großen Konzilssaal betrat. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Neun reich verzierte
     Sessel standen rings um die Tafel. Neu war, dass in eiserne Rüstungen gehüllte Ritter des Heiligen Sterns in allen vier Ecken
     der Halle Posten bezogen hatten und so die Sicherheit des Palastes noch verstärkten. Am anderen Ende des Saales versperrte
     ein einzelner Mann in einem leichten ledernen Waffenrock die Tür der königlichen Gemächer, und wäre das Rubinfunkeln an seinem
     Majat-Armband nicht gewesen, man hätte glauben können, sämtliche Bewegungen seien erstarrt. Der Rest der Königlichen Fünfheit
     zeigte sich nicht.
    Die Vertreter aller königlichen wie auch der weniger bedeutenden Häuser jedoch hatten sich eingefunden. Die Edelleute, leicht
     zu erkennen an ihren typischen Haaren, bildeten den Brennpunkt in der Farbskala zwischen dem Hell- und Goldblond geringerer
     Höflinge. Elf Gruppen gab es, und jede hatte ihre eigenen Farben und zeremoniellen Banner. Eine Möwe im Flug zierte die Grün-
     und Goldfarben des Hauses Ellitand, und der angriffsbereit aufgerichtete aeghorische Bär in Silber- und Rottönen beherrschte
     die unmittelbare Umgebung |79| der Tafel. Der Seen- und der Steingebieter waren also schon anwesend. Das blau-schwarze Hirschen-Banner von Evan Dorn, dem
     Sturmgebieter, komplettierte die Runde.
    Evan holte tief Luft. Er fühlte sich bloßgestellt mit seinem lächerlichen Gefolge: Nur drei Wachleute gingen an seiner Seite.
     Dieses Gefühl wurde noch vertieft durch die zeremonielle Tracht, welche die linke Schulter sowie den oberen Teil der Brust
     unbekleidet ließ, sodass jeder die Narbe in Herzhöhe sah: das Privileg der Königlichen, die Narbe ihres Geburtsrechts.
    Die Etikette schrieb den Neuankömmlingen vor, zunächst einmal bei ihrem eigenen Gefolge stehenzubleiben; die Geringeren sollten
     so Gelegenheit erhalten, zu ihnen zu kommen und ihren Respekt zu

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