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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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wären?«, stieß Ellah heftig hervor.
    »Und? Sind sie gestorben?«, fragte Kara.
    Ellahs Gesicht verdüsterte sich, sie senkte den Kopf. Was hätte sie darauf auch sagen sollen?
    Erle barg kurz das schweißnasse Gesicht in den Händen, |164| dann gab er sich einen Ruck. »Du musst uns beibringen, wie du das gemacht hast«, sagte er.
    Kara musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Bevor ich euch irgend etwas lehren kann, müsst ihr euch selbst ein paar wesentliche Dinge
     angewöhnen.« Sie hatte die Hände hinter ihrem Rücken verborgen gehalten; nun brachte sie sie zum Vorschein – in der Rechten
     hielt sie Erles Axt, in der Linken ein Schwert. Skips Schwert.
    »Ein Kämpfer lässt seine Waffe niemals im Körper des Feindes zurück«, sagte sie zu Skip. »Und, was das anbelangt, auch sonst
     nirgendwo   –«, fügte sie, an Erle gewandt, hinzu und gab ihm die Axt. Mit einem geradezu verträumten Ausdruck in den Augen nahm er sie
     entgegen.
    Skips Blick hing wie gebannt an ihr. Noch immer hielt sie
sein
Schwert. »Eine interessante Waffe«, murmelte sie lächelnd. »Algarianischer Stahl. Die beste Handwerkskunst, die ich je gesehen
     habe. Zu schade, dass der Griff mit diesem Ledertuch umwickelt ist. Darf ich ihn mir ansehen?«
    »Nein!« Plötzlich waren Skips Lippen wie ausgedörrt. Er streckte die Hand aus, entriss ihr das Schwert und schob es in die
     Scheide zurück.
    »Wie kommt ein Junge wie du in den Besitz einer solchen Klinge?«, fragte sie, und einmal mehr schien sich eine undeutbare
     Maske über ihr Gesicht zu legen.
    »Es ist ein Geschenk«, brummte Skip abweisend und wünschte sich einen Grund herbei, das Thema wechseln zu können.
    Erle kam ihm zu Hilfe. »Wirst du mir beibringen, so kämpfen zu können wie du?«, fragte er Kara.
    Langsam wandelte sich ihr unerbittlich forschendes Starren; sie drehte den Kopf ein wenig und nun blickten ihre Augen amüsiert.
     »Ich kann dir beibringen, so gut zu kämpfen wie du’s vermagst, Sohn eines Schmieds.«
    »Und mir auch?«, warf Skip zur eigenen Überraschung ein. |165| Anders als Erle hatte er niemals danach gestrebt, ein Kämpfer zu sein. Aber wenn er wie ein Mann zu kämpfen lernte, würde
     sie vielleicht damit aufhören, ihn
Junge
zu nennen.
    »Ich will es auch lernen!«, sagte Ellah schlicht. Die Blicke aller wandten sich ihr zu. Sie straffte sich in dem Bewusstsein,
     wie ungewöhnlich ihr Wunsch war, doch ihr Blick schwankte nicht.
    »Also gut«, sagte Kara. Sie sah Ellah an, und dieses Mal lag keine Geringschätzung mehr in ihren Augen. »Ich werd’ euch allen
     einige Kampfkniffe beibringen. Aber erst, wenn wir Zeit dafür haben. Jetzt müssen wir sehen, dass wir weiterkommen. Könnt
     ihr laufen?«

Ein sich wandelnder Pfad
    Im tiefen Wald jenseits der Lichtung wurde der Weg schon bald wieder schlammig und führte zudem auch noch bergab. Dunkle Tannen
     wichen kränkelnden Kiefern, deren spärlicher Wuchs den Wald seltsam durchscheinend aussehen ließ. Der Pfuhl erstreckte sich
     jetzt zu beiden Seiten des Pfads so weit das Auge reichte. Schwarzes Wasser schimmerte zwischen Riedgrasflecken. Dichte, milchige
     Nebelschwaden wogten wie Vorhänge zwischen den Kiefernstämmen.
    Schritt für Schritt spürte Skip jene Prellungen und Schrammen, die er vom Kampf mit dem Gorg’tal davongetragen hatte, aber
     er war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen und verzog keine Miene. Schließlich war er nicht annähernd so schwer verletzt
     wie sein Bruder, dem es die übel zugerichtete Schulter unmöglich machte, auch nur sein Wandergepäck zu tragen. Nach kurzem
     Überlegen hatte Kara alle Bündel eingesammelt und am Sattel der Stute festgebunden |166| – doch selbst ohne Last kamen sie weder leichter noch schneller voran.
    Der Pfad wand sich tiefer und tiefer hinab in den Pfuhl. Die Sonne stand nun im Zenit, und kaum, dass der erste Schock des
     Kampfes verebbt war, wurde Skip von einer schrecklichen Leere im Magen geplagt. Wären sie auf dem richtigen Weg gereist, so
     hätten sie den Außenposten mittlerweile erreicht gehabt. Aber das sagte er nicht. Vielmehr war es Ellah, die plötzlich schneller
     wurde, zu Kara aufschloss und fragte: »Bist du dir immer noch sicher, dass dieser Trampelpfad zum Außenposten und von dort
     zur Sumpfstadt führt?«
    Das olivianische Mädchen warf ihr nur einen kurzen Blick zu. »Ich bin mir sicher, dass der Weg auf der Karte dorthin führte.
     Und ich bin mir sicher, dass auch jener Weg, den ich gestern gegangen

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