Das erste Schwert
davon und fuhr neben Skips Schädel
in einen Baum.
Kara murmelte: »Sieht so aus, als müsste ich euch gelegentlich ermahnen, mit euren Waffen ein wenig vorsichtiger zu sein.«
Skip sah sie nicht an. Er starrte auf Erle, wie er zusammengekauert zu Füßen des Giganten lag und darauf wartete, dass die
Stachelkeule seinen Schädel zertrümmerte.
Noch niemals hatte Skip sich so hilflos gefühlt. Er konnte nichts mehr tun.
Er wird ihn töten,
dachte er, wieder und immer wieder.
Dieser Dämon wird meinen Bruder umbringen.
Und da war
sie
. Wie flirrendes
dunkles
Licht tauchte ein schlanker, ganz in schwarz gekleideter Schemen vor dem Gorg’tal auf. Karas Bewegungen waren so schnell,
dass kein Auge ihnen zu folgen vermochte. Bevor Skip Zeit fand, sich verwundert zu fragen, was sie wohl vorhatte gegen ein
Monstrum, das zwei Kopf größer und mindestens fünf Mal schwerer war als sie, schleuderte sie ihm eine Handvoll Steine ins
Gesicht. Direkt in die schwärenden Augen.
Zumindest eines explodierte in einem roten Sprühregen. Der Gorg’tal brüllte, schüttelte sich ungläubig und presste die freie
Hand auf die Wunde. Kleine Blutströme quollen darunter hervor. Jetzt endlich taumelte der Koloss zurück, hob das geblendete
Gesicht dem Himmel entgegen und stieß einen Wutschrei aus. Noch immer war es Skip unbegreiflich, wie Kara mit nichts als einem
beiläufigen Schlenkern aus dem schmalen Handgelenk heraus einen solchen Wurf hatte bewerkstelligen können; der Schaden allerdings,
den sie damit angerichtet hatte, war nur allzu offensichtlich.
»Verschwinde!«, fauchte sie zu Erle hin.
|160| Skips großer, selbstbewusster Bruder stemmte sich auf alle viere hoch und brachte sich krabbelnd in Sicherheit.
Karas rechter Arm war bereits kerzengerade in die Luft gereckt. Ein Schwirren und Summen wie von hundert Libellenflügeln umkreiste
ihre Hand. Skip kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und erkannte – ein Seil, und an beiden Enden war jeweils ein ziemlich
großer Stein befestigt; eine Waffe also, die sie gemacht haben musste, während Erle und er den Kampf ihres Lebens gekämpft
hatten. Wie plötzlich lebendig geworden und von eigenem Willen beseelt, entsprang das Seil Karas Hand und wirbelte davon;
es hatte keine Vorwarnung gegeben. Das Seil huschte durch die Luft und schlang sich um die Beine des Monstrums.
In derselben geschmeidig-glatten Bewegung zuckte Karas Hand auf den Rücken und zog ein langes, schmales Schwert. Wie ein schwarzer
Blitz fuhr es aus der Scheide, und sein Gleißen erweckte den Eindruck, als sauge es alles Licht in sich auf, anstatt es zu
spiegeln. Beim Anblick dieser neuen Waffe hielt der Gorg’tal inne. Er rieb sich die Augen und wuchtete die Keule kampfbereit
hoch. Sein blutverschmiertes Gesicht trug einen seltsamen Ausdruck.
Karas Klinge bewegte sich schneller als jeder Blick. Es
musste
ein Ablenkungsmanöver sein. Ganz auf die Schwertspitze konzentriert, stierte der Koloss. Als sie die Klinge zur Seite flirren
ließ, war das zu viel für die verletzten Augen; in die Irre geführt, schlug er blind nach ihr ... und traf nur unschuldige Luft. Kara jedoch stahl sich, mit winzigen Schritten rückwärts gehend, immer weiter davon, und
vergrößerte den Abstand zwischen sich und ihm unablässig. Sie bewegte sich von ihnen allen fort – hin zu den großen Felsblöcken
am gegenüberliegenden Ende der Lichtung.
Das ist doch verrückt! Was macht sie da bloß?,
grübelte Skip und sein Herz raste.
Wenn sie die Felsen erreicht, ist ihr doch jeder Fluchtweg abgeschnitten!
|161| Als habe es nur dieses Gedankens bedurft, stolperte Kara plötzlich, die Schwerthand zuckte zur Seite und in ihrer Deckung
klaffte ein Spalt. Skip schnappte nach Luft.
Auch der Gorg’tal hatte es gesehen und reagierte mit tierhaftem Instinkt. Grollend sprang er auf Kara zu und drosch seine
Keule geradewegs dorthin, wo ihr Gesicht –
soeben noch gewesen war.
Im darauffolgenden Moment erbebte die Welt – mit urgewaltigem Krachen schlug das Monstrum der Länge nach auf dem Boden auf;
genau vor Karas Stiefelspitzen kam sein Schädel zu liegen.
Das Seil
, erinnerte sich Skip.
Seine Beine sind ja gefesselt.
Kara beförderte die Keule mit einem Tritt außer Reichweite; ihre Klinge zuckte vor und berührte fast zärtlich den Hals ihres
Gegners. Langsam beugte sie sich vor und sah dem Koloss ins unverletzte Auge. »Sag mir, wer dich geschickt hat, Fleischhaufen,
und ich schenke
Weitere Kostenlose Bücher