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Das erste Schwert

Titel: Das erste Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kashina
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und sich
     gegen seinen Griff zu sträuben. Er schlug und stieß mit dem Schwertgriff zu, schließlich mit der Klinge; auch er gebärdete
     sich nun wie ein Tollwütiger und versuchte alles, um die Bestie so schwer wie möglich zu verletzen, bevor er selbst sein Ende
     fand. Tief unten konnte er schemenhaft Erle sehen, der sich aufrappelte, zu seiner Axt wankte und sie wieder aufnahm. Sein
     Bruder war angeschlagen, aber noch konnte er kämpfen.
    |157| Skip ließ endgültig alle Vorsicht fahren – so musste sich blanker Irrsinn anfühlen. Den Schädel der tobenden Bestie zwischen
     die Knie geklemmt, umfasste er den Schwertgriff mit beiden Händen und trieb die Klinge nach unten in muskeldurchwuchertes
     Fleisch. Nur widerwillig drang der Stahl ein und schon nach zwei Handbreit steckte er fest.
    Der Gorg’tal kreischte wie ein sterbendes Pferd und wirbelte nur noch schneller um die eigene Achse rund um die Lichtung herum.
     Das grüne Zwielicht war voller Gebrüll und Stöhnen, zischendem Atem und Blutgestank, die ganze Welt versank im Chaos. Krämpfe
     lähmten Skips Beine, so schraubstockverbissen klammerte er sich damit auf dem Bestienrücken fest und versuchte seine Klinge
     zu befreien. Doch unverrückbar steckte sie im Fleisch des Gorg’tal. Skip fluchte; Tränen und Schatten verschleierten seine
     Sicht. Schon war abzusehen, dass seine Kräfte aufgezehrt wurden. Blut machte seine Hände klebrig. Er hätte geschworen, dass
     er schon Ewigkeiten auf diesem Ungetüm ritt.
    Doch der Koloss fiel noch immer nicht – er wirbelte nicht mehr ganz so aberwitzig um die eigene Achse, und aus dem Hüpfen
     war ein wankendes Laufen geworden, aber er fiel nicht. Stattdessen stützte er sich am Rande der Lichtung plötzlich an einem
     Baum ab. Er schwankte. Dann warf er sich jählings herum und mit dem Rücken gegen den massigen Stamm.
    Die Wucht des Aufpralls drosch alle Luft aus Skips Lunge. Die Pappel erbebte von der Krone bis ins tiefe Wurzelwerk. Skip
     war zwischen Dämon und Stamm eingeklemmt; ein ungeheuerlicher Druck zermalmte ihn. Auch die winzigste Rindenmaserung noch
     spürte er. Verzweifelt wollte er atmen und konnte es nicht. Er sah nur noch wogende Nacht. Im nächsten Moment schon waren
     seine Hände, Arme und Beine so kalt wie Eis und genauso gefühllos. Unmöglich, sich noch länger auf dem Rücken der Bestie zu
     halten. Ganz zuletzt |158| lösten sich seine Finger vom Griff des Schwertes. Der Gorg’tal bewegte sich nach vorn. Skip rutschte. Er ließ die kostbare
     Klinge in der Schulter der Kreatur stecken, rutschte nach unten. Rücklings landete er auf dem Boden und sah durch jenen schattenhaften
     und gleichsam blutigen Bilderreigen, der ihm vor Augen wogte, undeutlich eine stachelbewehrte Keule auf sich herunterschweben;
     er bezwang das Verlangen, memmenhaft vor dem Tod die Augen zu schließen. Er würde sterben.
    Er musste sich bewegen, musste sich zur Seite rollen. Dem Hieb ausweichen.
    Er konnte es nicht.
    Durch die Nebelschwaden in seinen klingelnden, dröhnenden Ohren vernahm er ein dumpfes Krachen – über sich. Wogende Bewegungen
     aus Licht und Farbe und dumpf hallenden Tönen. Es kostete Skip eine Ewigkeit, zu begreifen, dass Erle ihm nun zu Hilfe gekommen
     und den Todeshieb des Gorg’tal mit der Axt abgeblockt hatte.
Wenigstens hatte er die Chance, sich seine Axt zurückzuholen,
dachte er schmerzerfüllt und langsam.
Und ich bin noch am Leben.
    Lautlos erschien Kara neben ihm. »Bist du in Ordnung, Junge?«, fragte sie und sah an ihm vorbei zu den kämpfenden Gestalten
     hin. Sie machte etwas mit ihren Händen, das Skip nicht genau sehen konnte. Sie musste ihren Mantel abgestreift haben; einmal
     mehr stellte er fest, wie eng die schwarze Kleidung an ihrem schlanken Körper anlag.
    »Danke, mir geht’s gut.« Er war sich nicht sicher, ob er verständlich gesprochen oder nur wirres Zeug gebrabbelt hatte; aber
     seine Sicht zumindest klarte auf, bis er schließlich Erle und den Gorg’tal wieder scharf umrissen vor sich hatte.
    Noch immer ermüdete der Dämon nicht. Erle, andererseits, hatte kein Quentchen Kraft mehr im Leib. Schwerfällig umkreiste er
     seinen Gegner und war nur mehr darauf bedacht, sich von ihm fernzuhalten. Seine Augen loderten. |159| Seine linke Schulter musste höllisch schmerzen. Er würde sich nicht mehr lange auf den Füßen halten können. Der Gorg’tal schwang
     seine Keule erneut. Stahl krachte auf Stahl. Im nächsten Moment wirbelte Erles Axt blitzend

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