Das erste Schwert
und sich
gegen seinen Griff zu sträuben. Er schlug und stieß mit dem Schwertgriff zu, schließlich mit der Klinge; auch er gebärdete
sich nun wie ein Tollwütiger und versuchte alles, um die Bestie so schwer wie möglich zu verletzen, bevor er selbst sein Ende
fand. Tief unten konnte er schemenhaft Erle sehen, der sich aufrappelte, zu seiner Axt wankte und sie wieder aufnahm. Sein
Bruder war angeschlagen, aber noch konnte er kämpfen.
|157| Skip ließ endgültig alle Vorsicht fahren – so musste sich blanker Irrsinn anfühlen. Den Schädel der tobenden Bestie zwischen
die Knie geklemmt, umfasste er den Schwertgriff mit beiden Händen und trieb die Klinge nach unten in muskeldurchwuchertes
Fleisch. Nur widerwillig drang der Stahl ein und schon nach zwei Handbreit steckte er fest.
Der Gorg’tal kreischte wie ein sterbendes Pferd und wirbelte nur noch schneller um die eigene Achse rund um die Lichtung herum.
Das grüne Zwielicht war voller Gebrüll und Stöhnen, zischendem Atem und Blutgestank, die ganze Welt versank im Chaos. Krämpfe
lähmten Skips Beine, so schraubstockverbissen klammerte er sich damit auf dem Bestienrücken fest und versuchte seine Klinge
zu befreien. Doch unverrückbar steckte sie im Fleisch des Gorg’tal. Skip fluchte; Tränen und Schatten verschleierten seine
Sicht. Schon war abzusehen, dass seine Kräfte aufgezehrt wurden. Blut machte seine Hände klebrig. Er hätte geschworen, dass
er schon Ewigkeiten auf diesem Ungetüm ritt.
Doch der Koloss fiel noch immer nicht – er wirbelte nicht mehr ganz so aberwitzig um die eigene Achse, und aus dem Hüpfen
war ein wankendes Laufen geworden, aber er fiel nicht. Stattdessen stützte er sich am Rande der Lichtung plötzlich an einem
Baum ab. Er schwankte. Dann warf er sich jählings herum und mit dem Rücken gegen den massigen Stamm.
Die Wucht des Aufpralls drosch alle Luft aus Skips Lunge. Die Pappel erbebte von der Krone bis ins tiefe Wurzelwerk. Skip
war zwischen Dämon und Stamm eingeklemmt; ein ungeheuerlicher Druck zermalmte ihn. Auch die winzigste Rindenmaserung noch
spürte er. Verzweifelt wollte er atmen und konnte es nicht. Er sah nur noch wogende Nacht. Im nächsten Moment schon waren
seine Hände, Arme und Beine so kalt wie Eis und genauso gefühllos. Unmöglich, sich noch länger auf dem Rücken der Bestie zu
halten. Ganz zuletzt |158| lösten sich seine Finger vom Griff des Schwertes. Der Gorg’tal bewegte sich nach vorn. Skip rutschte. Er ließ die kostbare
Klinge in der Schulter der Kreatur stecken, rutschte nach unten. Rücklings landete er auf dem Boden und sah durch jenen schattenhaften
und gleichsam blutigen Bilderreigen, der ihm vor Augen wogte, undeutlich eine stachelbewehrte Keule auf sich herunterschweben;
er bezwang das Verlangen, memmenhaft vor dem Tod die Augen zu schließen. Er würde sterben.
Er musste sich bewegen, musste sich zur Seite rollen. Dem Hieb ausweichen.
Er konnte es nicht.
Durch die Nebelschwaden in seinen klingelnden, dröhnenden Ohren vernahm er ein dumpfes Krachen – über sich. Wogende Bewegungen
aus Licht und Farbe und dumpf hallenden Tönen. Es kostete Skip eine Ewigkeit, zu begreifen, dass Erle ihm nun zu Hilfe gekommen
und den Todeshieb des Gorg’tal mit der Axt abgeblockt hatte.
Wenigstens hatte er die Chance, sich seine Axt zurückzuholen,
dachte er schmerzerfüllt und langsam.
Und ich bin noch am Leben.
Lautlos erschien Kara neben ihm. »Bist du in Ordnung, Junge?«, fragte sie und sah an ihm vorbei zu den kämpfenden Gestalten
hin. Sie machte etwas mit ihren Händen, das Skip nicht genau sehen konnte. Sie musste ihren Mantel abgestreift haben; einmal
mehr stellte er fest, wie eng die schwarze Kleidung an ihrem schlanken Körper anlag.
»Danke, mir geht’s gut.« Er war sich nicht sicher, ob er verständlich gesprochen oder nur wirres Zeug gebrabbelt hatte; aber
seine Sicht zumindest klarte auf, bis er schließlich Erle und den Gorg’tal wieder scharf umrissen vor sich hatte.
Noch immer ermüdete der Dämon nicht. Erle, andererseits, hatte kein Quentchen Kraft mehr im Leib. Schwerfällig umkreiste er
seinen Gegner und war nur mehr darauf bedacht, sich von ihm fernzuhalten. Seine Augen loderten. |159| Seine linke Schulter musste höllisch schmerzen. Er würde sich nicht mehr lange auf den Füßen halten können. Der Gorg’tal schwang
seine Keule erneut. Stahl krachte auf Stahl. Im nächsten Moment wirbelte Erles Axt blitzend
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