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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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hineininterpretieren.
    Wieder versuchte sie, sich einzureden, dass sie den Schmutz nur an den Schuhen auf den Teppich getragen haben konnten.
    Doch das war lächerlich, sie wusste es.
    Für so eine simple Erklärung war es einfach zu viel Schmutz gewesen! Ob sie es glauben wollte oder nicht, das war die Wahrheit!
    Aber andererseits war sie auch nicht in aller Herrgottsfrühe im Wald herumspaziert, das war ebenso sicher!
    Vielleicht, zwang sie sich einzuräumen, war sie schlafgewandelt, vielleicht war sie tatsächlich hinausgegangen und hatte sich danach wieder ins Bett gelegt. Aber sie konnte nicht in der ganzen Stadt herumgelaufen sein oder gar bis hinaus zum Friedhof!
    Und doch …
    Die Erinnerung an ihren Traum war unheimlich real – von einer geradezu nachtwandlerischen Präsenz.
    Obwohl er sehr spät ins Bett gekommen war, saß Finn bereits gegen zehn Uhr vormittags im Speisesaal. Susanna warf ihm einen bösen Blick zu, weil er es gerade noch geschafft hatte, so zeitig zu kommen, dass sie ihm noch ein Frühstück zubereiten musste. Er war froh, dass keine Erwachsenen mehr im Saal waren; nur Joshua und Ellie saßen noch am Tisch, offenbar darauf wartend, dass ihre Eltern sie mit Mänteln und Jacken abholten.
    Sobald Susanna den Raum verlassen hatte, flüsterte er den Kindern zu: »Mr Fallon ist ein Wicca. Er hat mir gesagt, er bereitet ein Schutzelixier für das Haus zu.«
    Ellie lehnte sich staunend, mit offenem Mund, zurück.
    Joshua schüttelte zweifelnd den Kopf. »Glauben Sie, er hat Ihnen die Wahrheit erzählt?«
    »Na ja, also ich habe gehört, wie er gesungen hat, und das klang eigentlich ziemlich gut für meine Ohren.«
    »Aber warum sieht er dann so unheimlich aus?«, fragte Ellie.
    »Weiß ich nicht, ich schätze, er ist eben einfach ein unheimlich aussehender Typ«, meinte Finn.
    »Ich glaube immer noch, dass wir ein Auge auf ihn haben sollten«, sagte Joshua.
    »Na gut, das können wir ja machen. Und hey, ihr beide, ihr bleibt hier in der Gegend schön brav bei euren Eltern, was immer auch passiert. Menschen können komisch sein, nicht wahr? Die meisten sind zwar toll, aber einige wenige tun manchmal anderen weh, ihr wisst schon. Und Halloween kann eine Menge Spaß machen, aber es kann auch ein bisschen unheimlich sein, stimmt’s?«
    »Genau«, pflichtete Joshua ihm bei.
    »Unheimlich – so wie Mr Fallon«, meinte Ellie.
    Finn nickte ihr mit einem leichten Lächeln zu. Tatsächlich hatte sich seine Meinung über Mr Fallon nach der letzten Nacht geändert. Da hatte er ja wirklich äußerst bemitleidenswert ausgesehen. Irgendwie hatten sich ihre Rollen gewandelt, und Finn war sich gar nicht mehr wie ein unberechenbarer, womöglich gefährlicher Gast vorgekommen, sondern eher reifer als dieser alte Mann, der in der Küche mit Zaubersprüchen zu Werke ging.
    Er lächelte den Kindern zu. »Jetzt sind wir aber besser still – Susanna bringt mir gleich mein Frühstück.«
    Sie kam zurück, offensichtlich verstimmt über die Unhöflichkeit von Gästen, die in der allerletzten Minute zum Frühstück erschienen. Finn schenkte ihr das netteste Lächeln, das er zustande brachte.
    »Vielen herzlichen Dank, das ist wirklich sehr nett.«
    Sobald sie wieder gegangen war, fing Ellie schallend zu lachen an. Die Kinder lachten noch immer, als ihre Eltern erschienen, um sie abzuholen. Sie blickten verwundert auf Finn, doch dass ihre Kinder sich offensichtlich amüsierten, schien ihnen zu gefallen. Die ganze Familie verabschiedete sich und wünschte ihm einen schönen Tag.
    Finn aß rasch in dem leeren Speisesaal und verließ Huntington House dann ebenfalls, um ein wenig in der Altstadt herumzuspazieren. Gegen halb zwölf ging er in das historische Hotel. Auf dem Weg dorthin fragte er sich, ob er Lucian und Jade DeVeau wirklich finden würde. Letzte Nacht hatte er nicht daran gedacht, aber normalerweise reservierten die Leute ein Jahr im Voraus, um an Halloween in einem Hotel wie diesem übernachten zu können. Er bezweifelte, dass die DeVeaus es wirklich geschafft hatten, noch ein Zimmer zu bekommen – wahrscheinlich hatten sie sich woanders eine Unterkunft suchen müssen, aber vielleicht waren sie ja trotzdem in das Hotel gegangen, nur um es zu sehen oder einmal dort zu essen.
    Oder auf ihn zu warten.
    In der Eingangshalle hielten sich viele Frauen und einige Männer in schwarzen Kleidern und mit schwarzen Umhängen auf – offenbar fand gerade ein Essen von Wiccas statt. Es waren auch andere Touristen da, einige

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