Das Erwachen
ein Stöhnen.
Nun schritt er zum Altar und blickte lächelnd darauf nieder. »Hallo Megan. Ich sehe, dass du wach bist. Es wird bald alles vorbei sein. Hm. Du warst immer ein wirklich hübscher Fratz, hm?«
Sie kannte die Stimme. Viel zu gut.
»Joseph. Ich fasse es nicht. Konntest es wohl nicht verkraften, dass deine Frau beliebter war als du oder dass sie in einer Wicca-Gesellschaft einfach wesentlich wichtiger und mächtiger war.«
»Megan, du bist ein Miststück.«
»Joseph, ich hätte es wissen sollen.«
»Wie denn? Ich bin doch nur der Mann deiner Cousine. Ein guter Wicca. Ich folge ihr aufs Wort. Und letzte Woche dieses Geschwafel von ihr! Oh Gott, wie habe ich innerlich gelacht!«
»Du wirst in der Hölle schmoren, Joseph.«
»Erst nachdem ich hier ein höllisch gutes Leben gehabt habe, Baby. Bac-Dal ist real. Du hast ihn getroffen. Er war bereits in deinem Mann.«
»Aber du bist derjenige, der gemordet hat. Denn du und dein Bac-Dal, ihr habt ihn beide nicht dazu gebracht.«
»Megan, du wirst sterben.«
Er schob seine Kapuze zurück, lächelte ihr zu und ergriff den Kelch an der Stirnseite des Altars.
»Meine Kinder! Lasst uns anfangen!«
Sara kam auf ihn zugerannt. »Aber die Priesterin –!«
»Wird zu gegebener Zeit hier sein! Lasst uns trinken! Zuerst das kalte Blut, das sich gesammelt und das geköchelt hat, und mit etwas Blut von den Gefäßen, die das Wesen Bac-Dals und das unserer Priesterin in sich aufnehmen und so das Leben erneuern werden! Wir trinken ihr Blut, und wir nehmen damit Spuren ihres Haares zu uns, so wie wir das Armband und die Gitarrenplektren der Gefäße den Flammen übergeben haben. Denn die Gestalt erhält ihr Leben durch Energie, und die Energie unseres Gottes und unserer Priesterin wird die Gestalt der Opfer annehmen. Zuerst das kalte Blut …!« Er hielt mit dem Sprechen inne und trank. »Und dann … das Blut des Opfers!«
Martha wartete, bis die anderen gegangen waren.
Dann schrie sie Andy an.
»Du alter Trottel! Du hast nichts getan!«, wütete sie. Dann lächelte sie majestätisch und erhob sich. »Ich würde dich umbringen, wenn du’s nur wert wärst. Aber zu gegebener Zeit wirst du sterben. Du Schwachkopf, immer nur schwafeln und faseln und erzählst dabei mehr, als du solltest! Ich denke, die Polizei sollte dich hier finden … dann können sie spekulieren, was passiert ist!«
Sie schlug ihm in das gefühllose Gesicht und schüttelte angewidert den Kopf. Sie musste los. Es wurde spät. Sie wusste, wo der Friedhof war. Und sie hatte vor, schnell dorthin zu kommen.
Oh, sie konnte es nicht erwarten, ihre Gesichter zu sehen!
Außer …
Sie runzelte die Stirn.
Sie wussten Bescheid.
Sie wussten Bescheid … und aus diesem Grund hatten sie sie nicht in den Kreis gelassen.
Egal.
Es war fast vollendet. Sie würde ihre alternde, runzlige Haut abstreifen und all ihre Schmerzen und Wehwehchen. Und sobald sie das Blut des letzten Mondes und das des neuen Opfers tranken …
… würde sie wieder jung und schön sein. Sie würde die Braut des allmächtigen Dämons sein, die Braut von Bac-Dal.
Besser also, wenn sie Megans Fleisch – nun ihr Fleisch – in keiner Weise verunstalteten!
Als sie den Wald erreichten, konnten sie die Gesänge hören. Finn blieb zwischen Lucian und Ragnor. Sean Canady, Brent Malone, Rick Beaudreaux, Tara, Jordan, Maggie und Ann waren neben ihnen und warfen während des Gehens Salz über alle.
Vorneweg schritt Father Brindisi und betete abwechselnd das Vaterunser und den neunzehnten Psalm. Er trug einen großen Kelch mit Weihwasser vor sich her und sprenkelte immer wieder ein paar Tropfen auf die Erde.
Irgendwann tauchte der Kreis vor ihnen auf.
Finn fuhr heftig zusammen, als er Megan zitternd und bleich auf dem Altar liegen sah. Genau so, wie er es so oft geträumt hatte! Sie lag da, wartend, und er …
Er biss mit aller Macht die Zähne zusammen und zwang sich, Father Brindisis Worte zu wiederholen.
Die Satanisten sahen sie kommen, anscheinend hatten sie sie erwartet.
Der satanische Priester, der am Altar die Messe zelebrierte, war in einen schwarzen Umhang gekleidet und sein Gesicht von einer Kapuze verdeckt.
Die anderen waren nackt, und sie sangen und drehten und wanden sich dabei in einem sonderbaren Tanz. Furchtlos blickten sie den Ankömmlingen entgegen und verspotteten sie, indem sie ihren Singsang immer lauter werden ließen.
Finn spürte, wie seine Wut noch wuchs, als er Sara erkannte und dann Gayle und Sam Tartan
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