Das Erwachen
dreizehn Leuten?«
»Ich werde dir ein paar verraten«, sagte Gayle.
»Der alte Mr Fallon?«
»Ach was, dieser blöde alte Kauz! Der ist ein Wicca und ein oller Miesepeter!«
»Mike?«
Gayle lächelte. »Es macht mehr Spaß, dich damit zu quälen, indem ich dir nichts sage – vor allem, was deinen alten Kumpel Mike betrifft! Aber ich nenne dir ein paar andere. Du kennst dieses bezaubernde Pärchen in Huntington House?«
Megan schluckte schwer. »Nicht die Familie! Nicht die Kinder, nicht …«
»Nein, das sind nur ganz gewöhnliche Touristen. Das hübsche Pärchen. John und Sally. Sie sind den ganzen Weg gekommen, nur um heute Nacht mit dabei zu sein!«
Jetzt kannte sie also fünf … John und Sally, Theo Martin – der Cop! –, Gayle und Sara. All diese Leute, und so viele hatte sie für Freunde gehalten … oder zumindest ganz normale Bekannte.
Normal!
Nichts war normal.
Und sie wusste nun auch, dass Morwenna unschuldig war und dass sie geopfert werden sollte. Sie wünschte sich so sehr, mit ihrer Cousine reden zu können, sie um Verzeihung zu bitten, ihr zu helfen …
Es musste einen Ausweg geben!
»Wer noch?«
»Darren natürlich. Auch wenn sich Lizzie als ein absolut miserabler Schutzgeist für ihn herausgestellt hat. Sie mag Menschen einfach zu sehr. Und natürlich hättest du Sam Tartan auf die Schliche kommen können. Er war so absolut wichtig, hat dafür gesorgt, dass ihr beide sicher hier angekommen seid.«
»Du redest immer von eurem Priester und eurer Priesterin – wer sind die beiden?«
»Das wirst du heute Nacht herausfinden!«, meinte Gayle ausgelassen.
»Warte – ihr solltet Morwenna nicht umbringen.«
»Du willst uns einen guten Rat geben? Retten kannst du sie nicht, das ist dir ja wohl klar. Eine Fremde, irgendwo auf der Straße aufgeklaubt, wäre besser gewesen, aber … Morwenna geht einem so auf den Geist, warum sie also nicht abmurksen?«, meinte Gayle ganz locker.
»Man wird sie vermissen. Und du bist in Gefahr, du spielst mit dem Feuer, wenn ihr sie opfert. Joseph wird wütend sein und sie suchen.«
»Das geht dich doch alles gar nichts an«, erklärte Gayle unbekümmert.
»Und auch wenn Theo Polizist ist, müsste euch doch klar sein, dass das Folgen hat.«
»Mach dir keine Gedanken – es bleibt schon jemand übrig, der den Kopf hinhält. Und hör mal, Süße, selbst wenn eine ganze Armee FBI-Agenten daherkäme, würde uns das auch nichts machen. Wenn wir einmal angefangen haben, wird der Kreis von einer Macht beschützt werden, die stärker ist als jedes Erdbeben, das du dir vorstellen kannst. Und sobald Bac-Dal zurück ist … wird er dafür sorgen, dass eine Leiche da ist, die die Schuld für alle Morde trägt, und dass die Cops alles so sehen, wie er es will. Siehst du, du bist nämlich diejenige, die nicht kapiert, was ihr bevorsteht! Das erinnert mich daran, dass ich noch etwas zu tun habe.«
Sie drückte das Taschentuch wieder auf Megans Gesicht.
Megan drehte unwillkürlich den Kopf zur Seite.
»Mach es dir doch nicht so schwer!«, meinte Gayle, als würde sie für ihre Gefangene nun doch ein wenig Mitgefühl aufbringen.
Megan gab vor, Gayles »mitleidsvolles« Vorhaben über sich ergehen zu lassen. Sie versuchte nicht, den Atem vollständig anzuhalten, sondern atmete nur ein- oder zweimal flach ein. Sie wollte, dass die Betäubung rasch wieder nachließ, damit sie …
Damit sie was? Ihre Fesseln saßen so fest, dass sie kaum Arme oder Beine bewegen konnte. Und sie fror, nackt unter dem bestickten Altartuch. Irgendwo in der Nähe wurde Morwenna gefoltert, wahrscheinlich, weil sie versucht hatte, ihr zu helfen …
Und Finn …
Finn war irgendwo da draußen. Sein Vorfahr war gekommen, um einen Mörder zu töten und die Rückkehr eines Dämons zu verhindern; er war kein böser Mensch gewesen. Und auch Finn war kein böser Mensch. Und er war bei denen, die helfen konnten. Es gab also Hoffnung.
Es gab immer Hoffnung …
Die Welt drehte sich wieder, aber Gayle glaubte, Megan sei schon ganz bewusstlos. Sie hatte sich abgewandt, denn es waren noch andere im Wald, und sie hatten zu tun. Vorbereitungen zu treffen für …
… den Schlag der Mitternachtsstunde.
23
Finn saß angespannt, mit bleichen Lippen, in der Hütte, von Ängsten und Befürchtungen gequält.
Sie hatten Andy vorsichtig auf das Sofa gebettet, Martha saß bei ihm, hielt seine Hand und redete mit ihm.
Hinter ihr, auf der Sofalehne, beobachtete Lucian die Szenerie.
Mike saß am Tisch; er
Weitere Kostenlose Bücher