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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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bei Morwenna war er irgendwie verändert.
    Gott sei Dank hatte er sie nicht gefragt, was die Tarotkarten ihr geweissagt hatten. Morwenna war richtig erschüttert gewesen, aufrichtig besorgt. Nach langem Zögern hatte sie Megan bedeutet, dass sie vielleicht besser nicht mit Finn zusammen sein sollte. Zumindest nicht hier und nicht jetzt, wo Halloween vor der Tür stand.
    Der Kabeljau wurde serviert. Finn kostete ihn und lobte ihn überschwänglich. »Du hast recht, der beste Kabeljau der Welt.«
    Sie grinste zögernd. »Das hättest du so oder so gesagt.«
    »Er ist gut, wirklich sehr gut.«
    Sie glaubte, dass sie lächelte, doch offenbar wirkte sie nicht froh, denn er starrte sie an, hielt die Gabel auf halbem Weg zum Mund an und fragte: »Stimmt etwas nicht?«
    »Wie bitte? Nein, alles in bester Ordnung. Ich wünschte nur – ich wünschte nur, dir würde es hier wirklich gefallen.«
    Er legte die Gabel auf den Teller und blickte sie fest an. »Megan, ich schwöre dir, mir gefällt es hier. Salem ist wundervoll. Die Leute, Touristen wie Einheimische, sind durchweg nett. Ich finde dieses Hexenzeug toll, zumindest so, wie du es mir erklärt hast. Sie achten die Natur, und ihre Zaubersprüche bewirken nur Gutes. Die Kürbisse und die ganze andere Dekoration sind hübsch. Wie hier der vergangenen Tragödie gedacht wird, ist beeindruckend.«
    »Aber …?«, fragte sie.
    »Aber was?«
    »Das ist nicht alles. Ich habe den Eindruck, du glaubst, dass hier irgendetwas Böses lauert.«
    »Auf gar keinen Fall«, behauptete er mit fester Stimme. »Ich glaube nicht, dass ein Ort böse sein kann. Aber Menschen können böse sein, lebendige Menschen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Und du glaubst, dass ich hier böse Menschen kenne?«
    »Natürlich nicht«, log er.
    Sie nahm es ihm nicht ab. In ihr regte sich Widerstand. Morwenna und Joseph. Er hielt ihre Cousine und deren Mann für böse.
    Auf einmal schmeckte ihr der Kabeljau nicht mehr. Sie glättete das Papierset unter ihrem Teller. »Morwennas Wicca-Glauben basiert auf dem Kult der alten Kelten. Halloween hat nichts mit dem Bösen zu tun. Bei den Kelten war es der letzte Tag eines Jahres, er markierte also das Ende, den Tod eines Jahres und den Beginn, die Geburt eines neuen. Sie nannten diesen Tag Samhain. Die Menschen glaubten, dass in dieser Zeit die Geister der Verstorbenen ihre Angehörigen besuchen und ein letztes Mal auf Erden wandeln können. Sie ehrten ihre Toten, sie fürchteten sie nicht. Vor allem in Irland glaubten die Menschen, dass die Welt der Lebenden und der Toten nur durch eine Art Schleier getrennt sei und dass dieser Schleier immer dünner würde und in der Nacht von Halloween manchmal auch ganz verschwinden kann.«
    »Megan, ich habe keine Hexen in meiner Verwandtschaft, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der Wicca-Kult, wie er heute praktiziert wird, wahrscheinlich vollkommen harmlos ist. Doch früher wurden diese heidnischen Kulte oft von Druiden geleitet, und manche Druiden praktizierten Tier- oder sogar Menschenopfer.«
    Sie seufzte aufgebracht. »Und bei den Katholiken gab es die Inquisition!«
    Er biss die Zähne zusammen, fest entschlossen, Geduld zu wahren. »Das stimmt«, erwiderte er möglichst gleichmütig. »Sieh mal, ich versuche doch nur, dir zu sagen, dass diese Sache zwei Seiten hat. Ich bin davon überzeugt, dass manche Wicca-Anhänger die Erde ehren, an die Macht des Guten glauben und zu den besten, großzügigsten Menschen der Welt gehören. Aber du musst zugeben: Leute haben Magie auch schon anders genutzt, wenn es denn überhaupt so etwas wie Magie gibt – schwarze oder weiße. Aber kommen wir wieder zum Punkt: Die meisten Religionen sind gut. Sie lehren uns Achtung, Frieden und Güte. Doch jeder Idiot weiß heute, dass man Menschen mithilfe einer verdrehten Auslegung ihres Glaubens zu Terroristen machen kann. Ich habe dir nichts vorgeschwindelt. Ich finde Salem wundervoll und auch alle Orte in der Umgebung. Es ist ein herrlicher Fleck für Touristen, und Halloween in Salem ist … bezaubernd. Ich schwöre dir, dass ich an keinen bestimmten Menschen denke, wenn ich behaupte, dass Orte nicht böse sind, sondern nur Menschen. Okay?«
    Warum hielt er einen derartigen Vortrag? Fühlte er sich so angegriffen? Sie starrte ihn ein wenig bestürzt an und nickte.
    Doch auf einmal ergriff sie panische Angst.
    Sie mussten weg.
    Sie mussten weg aus Salem.
    Wenn sie nicht weggingen …
    »Möchtest du gern einen Nachtisch?«
    »Wie

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