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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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bitte?«
    »Hast du Lust auf einen Nachtisch? Oder soll ich um die Rechnung bitten?«
    »Wir nehmen nie Nachtisch.«
    »Wir können uns nie Nachtisch leisten«, sagte er und wackelte verschmitzt mit den Augenbrauen. »Aber wir verdienen in diesem unglaublich charmanten Ort eine Stange Geld für wenig Arbeit. Also?«
    »Teilen wir uns etwas.«
    »Was denn?«
    »Was du willst.«
    »Nein, das hier ist quasi ein Heimspiel für dich, also suchst du die Nachspeise aus.«
    Merkwürdigerweise hatte sie noch immer das Gefühl, sich verteidigen zu müssen; nicht der Anlass sein zu wollen, dass sie hier waren. »Hm. Wir sind hier, weil du das Angebot angenommen hast. Also suchst du die Nachspeise aus.«
    »Also gut. Etwas Pappiges, richtig Dekadentes. Mit Schokolade, klebrig und süß. Mit einem Berg Schlagsahne. Versunken in Schlagsahne. Üppig.«
    Sie lachte. Aus seinem Mund klangen diese Worte extrem sinnlich.
    »Wolltest du Nachtisch oder Sex?«
    Er lehnte sich achselzuckend zurück. Sie war überrascht, dass ihn ihre Worte offenbar wieder in die Defensive trieben. »Sex, wenn der alte Fallon die Gänge überwacht? Nach letzter Nacht? Wahrscheinlich hängt sich der alte Geier sofort an unser Schlüsselloch.«
    Sie seufzte, faltete die Hände und blickte darauf. »Na toll, wir sind also hier auf einem sexfreien Miniarbeitsurlaub.« Sie hob ihr Glas und prostete ihm zu.
    »Hey, sei nicht albern. Hier gibt es alle möglichen dunklen Ecken und Winkel«, meinte er munter. Doch seine Worte klangen nicht munter, sie klangen düster und so, als würde Wut darin schwelen.
    »Ich glaube, ich will keinen Nachtisch«, sagte sie unvermittelt und stand auf. »Lass dir die Rechnung bringen, ich warte draußen.«
    Sie sah auf ihr Handgelenk, mit dem sie sich noch auf den Tisch stützte, und verzog verdrossen das Gesicht. Ihr Armband war verschwunden.
    »Ich habe es verloren«, murmelte sie.
    »Was denn?«, fragte Finn.
    »Das keltische Armband, das mir mein Vater geschenkt hat.«
    »Bist du sicher, dass du es anhattest?«
    Sie nickte düster. »Es ist ein irischer Glücksbringer. Ich weiß nicht, warum, aber es war mir wichtig, es heute zu tragen.«
    »Na gut, reg dich nicht auf, wir gehen noch einmal alles ab. Hoffentlich hat es jemand gefunden. Vielleicht hast du es im Museum verloren oder bei Morwenna, vielleicht auch im Park.«
    »Wenn es jemand gefunden hat, ist es wahrscheinlich weg«, meinte sie bedrückt. »Es war ein sehr feines Armband, aber achtzehn Karat Gold und wundervoll gearbeitet.«
    »Hey, noch besteht Hoffnung, gib nicht so schnell auf.« Er winkte der Kellnerin und beglich die Rechnung, dann nahm er Megan bei der Hand und ging mit langen Schritten hinaus.
    Überrascht stellte sie fest, dass sie über das verschwundene Armband beinahe froh war. Die Spannung zwischen ihnen war schlagartig gewichen. Er wusste, wie viel ihr das Armband bedeutete.
    Als Erstes gingen sie ins Hexenmuseum, doch dort hatte niemand etwas gefunden, zumindest war nichts abgegeben worden. Finn meinte, sie sollten im Park nachsehen, wo sie mit dem Hund gespielt hatten. Vielleicht hatte sich dabei der Verschluss gelöst.
    Aber so gründlich sie den Park auch absuchten, das Armband blieb spurlos verschwunden.
    »Es ist nicht hier. Es ist einfach weg«, meinte Megan schließlich entmutigt. »Und wahrscheinlich ist es zwecklos weiterzusuchen. Ich hätte besser aufpassen müssen. Wenn ich es wirklich hier verloren habe und es jemand gefunden hat, wird er es bestimmt behalten. Selbst wenn man so etwas seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben will – an wen soll man sich wenden, wenn man es in einem Park gefunden hat?«
    »Wir können unser Glück noch bei Morwenna versuchen«, meinte Finn. Er blickte zum Himmel. In Neuengland stand der Winter vor der Tür, es dämmerte bereits. Er zuckte mit den Schultern, lächelte sie hoffnungsvoll an. »Zumindest war es richtig, im Park zu suchen, bevor es ganz dunkel ist. In Morwennas Laden gibt es Licht, wenn auch nicht viel.«
    »Hm«, murmelte sie.
    Er zog die Brauen zusammen und deutete auf etwas auf dem Boden. »Was siehst du da?«, fragte sie.
    Er beugte sich nach unten, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, war nur ein Kronkorken. Und … Herbst!« Beim Aufstehen hob er eine Handvoll Laub auf und warf es hoch. In verblassenden, doch noch immer wundervollen Farben rieselten die Blätter herab, einige landeten auf ihrem Haar.
    Zuerst war sie überrascht, dann lachte sie und warf ebenfalls eine Handvoll

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