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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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nachgestellte Szenen; besonders die Hinrichtungen waren so gut gemacht, dass es einem die Tränen in die Augen treiben konnte. Die unglaubliche Tragödie wurde schonungslos dargestellt. Man versuchte aber auch zu erklären, warum die unterdrückten Menschen der damaligen Zeit womöglich überzeugt gewesen waren, dass der Teufel nach Massachusetts gekommen war und sie Gefahr liefen, nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Seele zu verlieren. Besonders faszinierend fand Finn, dass eine geständige Hexe gar nicht an den Galgen gekommen war; gehängt wurden nur die Menschen, die so fest in ihrem Glauben verwurzelt waren, dass sie sich aus Angst, ihre unsterblichen Seelen würden für eine solche Lüge verdammt werden, weigerten, etwas zu gestehen, das sie nicht getan hatten. Eine Szene hatte sich der Beschreibung zufolge offenbar in Deutschland abgespielt. Dort waren an einem einzigen Tag Tausende von Menschen hingerichtet worden. Damit sollte gezeigt werden, wie groß die Angst vor der Hexerei in den verschiedenen Kulturen der sogenannten zivilisierten Welt gewesen war.
    »Oh mein Gott«, stieß Megan plötzlich hervor. »Finn, es ist schon sieben!«
    »Nicht weiter schlimm«, entgegnete er gelassen. »Eigentlich ist doch schon alles vorbereitet für heute Abend.« Er sah zu Mike Smith, der sie so nüchtern und sachlich durch die Säle geführt hatte. Er war völlig gebannt davon gewesen und seine düsteren Gedanken von vorher waren wie weggeblasen. Jetzt sah er den Mann in einem anderen Licht. Die Besichtigung des Museums schien die Finsternis, die Schatten, Mythen und Legenden und sogar die Träume in den Hintergrund gedrängt zu haben. Er schüttelte Mike die Hand. »Das Einzige, was mir leidtut, ist, dass du wegen uns so lange hierbleiben musstest.«
    Smith grinste. »Aber das macht doch nichts, wirklich. Mich muss niemand zwingen, hierzubleiben, ich bin vernarrt in mein Museum. Es ist wie ein Kind für mich. Und für heute Abend habe ich nichts weiter geplant, als zu eurer Vorstellung zu kommen.«
    »Na, dann …«
    Finn stand einen Moment lang verlegen herum und wusste nicht recht, was er als Nächstes sagen sollte.
    Megan löste das Problem. »Willst du mit uns noch einen Kaffee trinken oder eine Kleinigkeit essen und dann rüberfahren?«, fragte sie.
    »Danke für die Einladung, aber ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Doch auf die Einladung komme ich gerne ein andermal zurück.«
    »Super«, meinte Finn. »Wir machen uns dann mal auf die Socken.«
    Auf dem Weg zum Ausgang schaltete Smith das Licht aus. Als sie an den Schaubildern vorbeigingen, blickte Finn noch einmal in das Gesicht der armen tauben alten Rebecca Nurse, als ihr der Strick um den Hals gelegt wurde. Im Zwielicht, das inzwischen herrschte, wirkte die Szene gespenstisch echt. Er hatte das Gefühl, als könne die Puppe jeden Moment zum Leben erwachen, sich umdrehen und sie verfluchen für das, was sie ihr angetan hatten.
    Megan, die neben ihm ging, erschauderte.
    Unwillkürlich tröstete er sie. »Wenn ich es recht verstanden habe, war sie in ihrem Leben fast eine Heilige. Sie würde niemandem etwas Böses an den Hals wünschen.«
    »Rebecca?«, meinte Smith liebevoll, fast so, als würde er das Opfer persönlich kennen. »Sie war vielleicht der traurigste Fall in dieser Tragödie. Zuerst wurde sie freigesprochen, aber dann veranstalteten die Mädchen so ein Spektakel, dass die Richter sie doch noch verurteilten.«
    Am Eingang ließ Mike sie hinaus, blieb selbst jedoch im Museum und schloss wieder ab.
    Megan fragte Finn lächelnd: »Toll gemacht, das Ganze, findest du nicht?«
    »Unbedingt. Aber jetzt sollten wir uns einen Kaffee besorgen und dann an die Arbeit.«
    »Klingt gut. Aber keinen normalen Kaffee, sondern irgendwas übel Köstliches wie einen fetten Latte macchiato mit Sahne.«
    »Übel köstlich?«, zog er sie auf.
    »Ja, ja, ich lege mir wohl wieder ein paar Neuenglandmarotten zu«, murmelte sie.
    »Offenbar schnappen wir beide etwas von dem auf, was hier so in der Luft liegt«, meinte er. »Aber jetzt komm, wir werden einen übel guten Latte macchiato für dich auftreiben.«
    Das Buch lag aufgeschlagen vor ihr. Das große, uralte Buch der Weisheit. Dieses Buch bekam nicht jeder zufällige Gast zu sehen, es wurde stets sorgfältig weggeschlossen. Den Schlüssel dazu trug sie an einer Kette um den Hals.
    Beim Lesen lächelte sie zufrieden. Sie hatte alle Anweisungen unglaublich genau befolgt.
    Sie blickte aus dem Fenster. Nacht.
    Fast

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