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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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ich heute Abend aus einem vergnüglichen Anlass Überstunden machen.«
    Er wirkte freimütig und locker. Finn tadelte sich innerlich, dass er an dem Wort »vergnüglich« Anstoß nahm.
    »Es gibt hier drei Abteilungen. In der ersten geht es um die Gründung von Salem und weiter bis zum Ende der Hexenprozesse. Links davon liegt die maritime Abteilung, oben zeigen wir das moderne Salem«, erklärte Mike.
    »Maritim würde mich am meisten interessieren«, meinte Megan.
    »Na, dann hier entlang«, sagte Mike und deutete nach links.
    »Hey, ich sehe euch dann heute Abend«, rief Gayle ihnen nach.
    »Super, und vielen Dank«, erwiderte Megan. Mike war schon vorangegangen, sie liefen ein paar Schritte hinter ihm. »Ich glaube, sie wollte sagen, dass sie dich heute Abend sieht«, flüsterte sie Finn verschmitzt zu.
    »Ulkige kleine Nudel«, erwiderte er leise.
    »Sie wusste jedenfalls genau, womit sie bei dir landen konnte«, murmelte Megan.
    Er war überrascht – offenkundig war nun auch Megan ein bisschen eifersüchtig.
    »Überhaupt nicht mein Typ!«, versicherte er ihr. Dennoch stellte er zu seinem Verdruss fest, dass ihm das Mädchen nicht aus dem Kopf gehen wollte. Einzelheiten ihres Wesens und ihrer Figur kamen ihm in den Sinn, die er anfangs gar nicht recht bemerkt hatte. Sie war klein und kompakt mit einer schmalen Taille, betont von dem breiten Gürtel, den sie zu ihrem dunklen Wollkleid getragen hatte. Große Brüste, außergewöhnlich wohlgeformte Beine. Offenbar ging sie ins Fitnessstudio. Volle Lippen, Angelina-Jolie-Lippen. Er dachte daran, wie sie ihn angesehen hatte, sehr verführerisch. Er überlegte, wie sich wohl ihr Mund anfühlen würde …
    »Kannst du dir das vorstellen, Finn?«
    Megan redete mit ihm.
    Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie inzwischen in einem Saal standen. In der Mitte befand sich das Modell eines Dreimasters, um den herum Harpunen ausgestellt waren. Es fing mit sehr alten Modellen an und reichte bis zu neueren, mechanisierten Ausführungen.
    »Wie bitte?«
    »Kannst du dir vorstellen, jahrelang mit einem Schiff unterwegs zu sein? Die Walfänger waren manchmal drei Jahre auf See«, sagte sie.
    »Nicht mein Traumjob«, meinte er.
    »Für viele Menschen aus Neuengland war es eine gute Verdienstmöglichkeit«, meinte Mike. »Aber natürlich gab es auch oft Unglücke. Deswegen haben viele Häuser an der Küste sogenannte Witwenstege: Die Frauen, Kinder, Geliebten liefen darauf auf und ab, während sie auf die Rückkehr der Schiffe warteten.«
    Sie traten an eine Vitrine, in der erklärt wurde, was man alles mit Walfischöl machen konnte. Finn zwang sich, aufmerksam zu sein. Im nächsten Schaukasten waren winzige Schiffsmodelle ausgestellt, an denen die Veränderungen im Schiffsbau vom sechzehnten Jahrhundert bis in die Neuzeit zu sehen waren. Ein anderer zeigte Miniaturschnitzereien, die die Seefahrer aus Walknochen hergestellt hatten. Finn war froh, dass die Tour so völlig normal war. Warum hatte er eigentlich versucht, sich zu drücken? Smith schien ein anständiger Kerl zu sein, durch und durch Akademiker, genau wie Megan ihn beschrieben hatte.
    »Eigentlich solltet ihr euch auch noch die Abteilung anschauen, die sich mit den Hexenprozessen beschäftigt«, meinte Mike und fuhr sich durch das hellblonde Haar. »Dort haben wir uns besonders viel Mühe gegeben, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, finde ich.«
    »Warum nicht«, meinte Finn.
    Sie gingen über eine Hintertreppe ins Erdgeschoss, wo Mike sie wieder zum Eingang führte, damit sie die Ausstellung in der richtigen Reihenfolge besichtigten.
    Gleich am Anfang hing ein Bild von Roger Conant, dem Gründer von Salem. Seine Ernsthaftigkeit, mit der er die neue Plantage an ›diesem Ort namens Naumkeake‹ aufgebaut hatte, wurde besonders gelobt. Man schrieb das Jahr 1626, kurz zuvor war die englische Siedlung in St. Ann gescheitert.
    In den nächsten Schaukästen wurde die Ideologie der Puritaner und die Entschlossenheit der Pilgerväter, England zu verlassen, erläutert. Danach war anschaulich dargestellt, welche Mühen die Siedler in Neuengland auf sich nehmen mussten. Schließlich kam ein kurzer Abriss der Vorstellungen über die Hexerei und die schrecklichen Ereignisse im damaligen Europa. Finn war richtig fasziniert, vor allem von den Dokumenten zu den Anfängen des Wahns in Neuengland und den dazugehörigen wissenschaftlichen Theorien, die erläuterten, weshalb die Mädchen so hysterisch geworden waren. Es folgten

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