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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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betört gewesen. Sie wollte wegrennen, fliehen, und zugleich verlangte es sie danach, berührt zu werden.
    Das Wesen bewegte sich auf gespaltenen Hufen, es hatte gar keine Füße. Sein Atem war wie Feuer, daher auch die plötzliche Wärme. Aber sie blieb einfach nur stehen, obwohl sie wusste, dass ihr Umhang weg war. Sie spürte die Hitze, den Blick auf ihrem Körper, und die Wärme in ihr nahm zu, bis sie so weit war, auf die Knie zu fallen und alles hinzunehmen, was dieses grässliche Geschöpf mit ihr vorhatte, solange es sie nur berührte. Sie fühlte es immer stärker, ihre Schenkel brannten, flüssige Hitze durchströmte ihren Körper. Schon das Wissen, dass dieses Geschöpf zu ihr kam, erregte sie bis zum Äußersten, weckte das hemmungslose Verlangen, die Begierde, sich einfach hinzulegen, nackt, wie sie war, und sich ihm darzubieten.
    Das Gesicht … warum war ihr dieses Gesicht so schrecklich vertraut?
    Dann war es auf ihr, und die Hände oder Hufe, die ihren Körper berührten, waren brutal, fügten ihr Schmerz zu. Ein Geruch von Tod und Verwesung umwehte das Geschöpf. Sie begann zu schreien, aber es war zu spät, es lag auf ihr, drückte sie auf den Boden; und dann war es in ihr. Sie versuchte, sich zu wehren, doch vergeblich. Es war unglaublich stark, es war in sie eingedrungen und schien sie schier zu sprengen.
    Und dann wurde ihr klar, was sie in dem Gesicht erkannt hatte.
    »Finn!«
    Sie wachte jäh auf und stellte fest, dass nicht alles ein Traum, ein Albtraum gewesen war.
    Finn lag auf ihr, zähneknirschend. Seine Gesichtszüge waren verzerrt, sein Körper verkrampft.
    Seine Augen …
    Einen Moment lang war ihr, als würden seine Augen wie Kohlen glühen.
    Sie schrie.

8
    Im nächsten Augenblick presste sich eine Hand auf ihren Mund. Sie hörte Finns Stimme, die ganz normal klang, allerdings äußerst verärgert.
    »Megan!«
    Zunächst spielte das absolut keine Rolle, denn sie befand sich in einem Zwischenreich zwischen Wachen und Schlafen, war verloren zwischen Bewusstsein, Wirklichkeit und Unbewusstem, den Trugbildern der Dunkelheit.
    »Megan!«
    Er wiederholte ihren Namen.
    Jetzt schrak sie hoch, fing an zu zittern. Sie spürte das Bett, die Gestalt ihres Mannes. Sie wusste genau, wo sie war und dass sie wieder einen schrecklich realen, grauenhaften Albtraum gehabt hatte, aus dem sie unbedingt hatte erwachen wollen.
    … dem sie unbedingt hatte entfliehen wollen.
    Noch immer aufgewühlt, doch aus den Fängen der Angst befreit, die der Traum um sie geschlungen hatte, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus. Sie zitterte immer noch. Finn war an ihrer Seite, er hielt sie angespannt fest. In Lichtgeschwindigkeit schossen ihr die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf.
    Sie hatte nur geträumt!
    Doch Teile des Traums waren real gewesen. Sie hatten sich geliebt. Sie waren beide schweißgebadet. Sie zitterte, er war starr wie ein Fels.
    »Ich hatte wieder einen grässlichen Traum! Was für ein Albtraum!«, stöhnte sie.
    »Na, wart’s ab«, knurrte er zornig. »Möglicherweise fängt der Albtraum erst an. Jede Sekunde könnte Fallon an die Tür klopfen.«
    Er stand auf. Sie hätte sich so gern an ihn gekuschelt, doch offenbar wollte er jetzt möglichst weit weg.
    Im Zimmer war es dunkel bis auf einen schmalen Lichtstrahl aus dem Bad. Sie konnte seine geschmeidige Gestalt ausmachen, während er einen Morgenmantel suchte und schließlich ungeduldig hineinschlüpfte.
    Er wühlte in seinen Sachen, dann ging er auf den Balkon.
    Megan wartete eine Weile. Sie sah das Feuerzeug aufblitzen. Finn rauchte mittlerweile wieder ziemlich viel, geraume Zeit hatte er es geschafft, nur noch sehr selten zu rauchen. Sie lag reglos da und versuchte, sich die Einzelheiten ihres Traums in Erinnerung zu rufen. Aber sie schienen gleich nach dem Aufwachen verblasst zu sein. Im Traum jedoch … war etwas Böses hinter ihr her gewesen. Das lag sicher nur an Andy Markhams Geschichten. Und dann musste sie sich auch noch auf dem merkwürdigen unheiligen Friedhof mit ihm treffen. Das hätte sie niemals tun dürfen. Und wieder hatte sie ihm zugehört und einen Albtraum gehabt. Jeder Psychologe hätte ihr problemlos die Gründe für ihre absurden Träume aufzeigen können.
    Und jetzt war Finn wieder sauer und rauchte.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Auch in ihr regte sich allmählich ein gewisser Zorn. Er war genauso daran schuld wie sie! Sie konnte sich nicht erklären, was mit ihm in letzter Zeit los war. Er war so grob.

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