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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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gleichgültig war.
    In ihr hatte sich Eifersucht geregt, aber wenn sich ihre Blicke trafen, verdrehte er nur ungeduldig die Augen. Vielleicht bestand sein Charme ja unter anderem in seinem Vertrauen, hingehen zu können, wo immer er wollte, dabei aber unempfänglich, ja unwissend zu sein bezüglich des Ausmaßes seiner magnetischen Anziehungskraft.
    In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass er sie leicht gereizt anstarrte. Sie merkte, dass er schon ein paar Läufe gespielt und sie ihren Einsatz verpasst hatte.
    Sie wandte sich wieder dem Publikum zu und fing zu singen an.
    Danach war der Set zu Ende und Finn kündigte die Pause an. Sie wartete nicht ab, bis er ihr sagte, dass sie ihren Einsatz verpasst hatte, sondern eilte gleich zur Bar. Denn plötzlich hatte sie das Gefühl, diese Nacht nur mit einem Drink zu überstehen.
    An der Bar machte sich ein junger Bursche in einer Skelettverkleidung an sie heran. Sie hätte sich schon selbst seiner erwehren können, doch auf einmal wirbelte der Junge herum, denn eine schwere Hand hatte sich auf seine Schulter gelegt.
    Finn.
    Er hatte sich einschüchternd vor dem Jungen aufgebaut. In seinen schwarzen Klamotten wirkte er richtig bedrohlich.
    Sie wollte schon protestieren, ihm beruhigend die Hand auf die Brust legen und ihm versichern, dass sie es schon alleine geschafft hätte, den Jungen loszuwerden. Doch dann schoss ihr durch den Kopf, dass ihr Mann in letzter Zeit etwas unterschwellig Gewalttätiges an sich hatte. Sie hatte das Gefühl, ihn ständig mit Glacéhandschuhen anfassen zu müssen aus Angst, er könne sonst ausrasten.
    »Finn …«
    »Hey, Freundchen, die Dame hier ist meine Frau.«
    Finn hatte ganz leise gesprochen.
    Der Junge wich sofort zurück. »Hey, tut mir leid, das hätte ich mir natürlich denken können. Bin dann mal weg.«
    Und tatsächlich machte er auf dem Absatz kehrt und tauchte in der Menge unter.
    »Weißt du, das hätte ich auch allein hingekriegt«, meinte sie leicht vorwurfsvoll.
    Finn lehnte sich an die Bar und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. »Das kann man bei so einem Publikum nie wissen.« Die Worte hätten locker und lässig klingen sollen, doch sein Zorn war nicht zu überhören; seine Worte hatten richtig bedrohlich geklungen. Mit dieser seltsam gefährlichen Ausstrahlung wirkte er größer und kraftvoller.
    Jawohl, tu es, wüte, zeig deine Kraft, reiß sie in Stücke …
    Megan war entsetzt, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss. Sie nahm einen großen Schluck Bier.
    Er lenkte seinen gefährlichen Blick auf sie. Ein völlig absurdes Vergnügen machte sich in ihr breit. Ja, diese Bestie gehörte ihr. Eine wahre Bestie, aber das war schon in Ordnung, solange es ihre Bestie war.
    »Hast du mir auch eines bestellt?«
    »Was denn?«
    »Ein Bier.«
    »Nein. Hier, nimm meines, ich hol mir noch eines.«
    »Danke. Mit einer der Boxen stimmt etwas nicht. Ach, übrigens, Joseph und Morwenna sind auch schon da. Sie haben uns für die nächste Pause wieder etwas zu essen bestellt.«
    »Super!«
    Er verschwand, sie bestellte noch ein Bier. Sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Ja, tatsächlich, sie wurde beobachtet.
    Der verkleidete Typ, der ihr am Vorabend geholfen hatte, ihr Haar aus den Fängen des Dekomonsters zu befreien, stand am Ende der Bar. Er hob sein Glas und prostete ihr zu. Sie lächelte unsicher, nahm die Bierflasche, die sie gerade bekommen hatte, und glitt vom Barhocker.
    Auf dem Weg zur Bühne hielten sie alle möglichen Leute an – keine, die sie je wiedererkennen würde. Sie plauderte mit ihnen, bedankte sich, nahm Komplimente entgegen und eilte zu Finn zurück.
    Später aßen sie zusammen mit Morwenna und Joseph und unterhielten sich über Belanglosigkeiten.
    Schließlich war der Auftritt vorbei.
    Sie blieben nicht länger als nötig. Finn wollte möglichst rasch in die Pension zurück. So problemlos, dass es schon fast an ein Wunder grenzte, fanden sie einen Parkplatz. Sie legte sich ins Bett, während er duschte. Sie wollte nach ihm duschen.
    Doch sobald ihr Kopf auf dem Kissen lag, fielen ihr die Augen zu.
    Es fing mit der Dunkelheit an und dem seltsam blauen Licht, das sie durchdrang. Es war neblig; einen Moment lang dachte sie, sie hätte einen Blackout gehabt und stünde noch immer auf der Bühne. Es war kalt, eiskalt, aber eigentlich hätte sie die Kälte nicht so intensiv spüren dürfen, denn sie trug einen dicken schwarzen Umhang über dem Kleid mit seinen gebauschten Ärmeln. Doch dann

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