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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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gepiercter Wiccas hält mich zwar für den aufregendsten Burschen gleich nach Arnold Schwarzenegger, aber ich kann meine Frau offenbar nicht einmal vor dem Nebel beschützen.«
    Er stieß die Tür auf. Sie ging vor ihm hinein. Sobald er hinter ihnen abgeschlossen hatte, fiel ihr ein Stein vom Herzen, doch gleichzeitig kam sie sich auch etwas töricht vor. Finn war noch immer gereizt, er lief vor ihr her durch das Foyer und den Speisesaal zu ihrem Zimmer im einsamen rechten Hausflügel. Sie ging ihm nach.
    Er sperrte auf und trat hinein. Sie folgte ihm. Er marschierte direkt ins Bad und stellte die Dusche an. Megan sperrte die Tür ab, dann setzte sie sich ans Fußende des Bettes und fragte sich, was nur in sie gefahren war. Mike hatte gemeint, es habe etwas mit der Kraft der Suggestion zu tun. Am besten war es wohl, seinem Rat zu folgen und sich irgendeine alberne Fernsehserie anzuschauen.
    Sie stellte den Fernseher an.
    Als Erstes geriet sie an eine Folge aus Freitag der 13. Sie schaltete weiter. Das Nächste war ein Dracula-Film, Lon Chaneys Werwolf, dann eine Folge aus der Reihe Nightmare on Elm Street – Mörderische Träume. Sie versuchte ihr Glück beim nächsten Kanal – auch dort vergeblich. Mike Myers verfolgte Jamie Lee Curtis in einer der Folgen von Halloween.
    »Es muss doch hier irgendeinen Cartoon-Sender geben«, murrte sie.
    Sie fand auch einen, aber der half ihr auch nicht weiter. Eine Cartoon-Ente wurde gerade von einem bösen Dämonenhund verschlungen.
    Sie suchte nach einer Wiederholung der lokalen Elf-Uhr-Nachrichten. Auf dem Nachrichtenkanal liefen doch bestimmt keine Horrorfilme.
    Aber tatsächlich waren die Nachrichten kaum besser. Endlich waren die übel zugerichteten Überreste des Mädchens aufgetaucht, das seit mehreren Wochen in Boston vermisst wurde. Sie waren an einem Strand ein Stück nördlich von Boston angespült worden. Die Angehörigen waren benachrichtigt worden, doch aus der Gerichtsmedizin war noch nichts Näheres zur Todesursache bekannt. Die Ermittler waren nicht sehr froh über den Zustand der Leiche, offenbar hatten das Meer und die Zeit nahezu alle möglichen Hinweise vernichtet.
    Megan schaltete zum nächsten Kanal.
    Noch ein Nachrichtensender. Die Tote hieß Theresa Kavanaugh. Auch hier verkündete der Nachrichtensprecher, dass sich die Gerichtsmediziner erst nach Untersuchung des Leichnams zur vermutlichen Todesursache äußern wollten.
    Sie schaltete wieder zurück zu Lon Chaneys Werwolf.
    Bäume waren zu sehen …
    … und aufsteigender Nebel.
    Sie stellte den Fernseher aus. Die Tür zum Bad ging auf, in einer Wolke aus Dampf trat Finn heraus, eingewickelt in ein Handtuch. Der weiße Frotteestoff ließ seinen Körper extrem braun erscheinen. Seine Muskeln wölbten sich. Das feuchte, frisch gewaschene Haar hatte er nach hinten gekämmt. Er sah kaum in ihre Richtung, offenbar war er noch immer sauer. Wortlos ging er an ihr vorbei und zog die Vorhänge auf. Aus dem Bad schlug ihr noch immer Dampf entgegen.
    Wie der seltsame Nebel wirkte auch der Dampf blau.
    Finn öffnete die Balkontür. Wie er so dastand und ihr den nackten Rücken zuwandte, sah er aus wie Atlas. Sie fühlte sich seltsam erregt. Sie wollte zu ihm gehen, ihn berühren, sich an ihn lehnen. Doch das würde sie nicht tun – nicht, wenn sie eine Zurückweisung befürchten musste.
    Stattdessen ging sie unter die Dusche.
    In dieser Nacht war der Traum noch lebhafter.
    Und unglaublich befriedigend.
    Er lief und lief und lief. Er marschierte, ja stolzierte fast mit selbstbewussten Schritten dahin. Beinahe schwebte er. Er hörte die Gesänge, sah verschwommene Bilder von Leuten, die ihm applaudierten. Nein, sie huldigten ihm, sie verneigten sich vor ihm und führten ihn weiter, auch wenn er wusste, wohin er zu gehen hatte. Sein Instinkt sagte es ihm. Erregung strömte durch seinen Körper, gesteigert durch die Gesänge, die Schreie, den Applaus und das Wunder. Frauen streichelten ihn, wollten ihm auf jede erdenkliche Art zu Gefallen sein. Sie flüsterten ihm Koseworte ins Ohr, fuhren zum Zeichen ihrer Ehrerbietung mit heißen Zungen über seinen Leib. Doch dann ließen sie wieder von ihm ab, denn es gab nur eine, die er wollte, nur eine, die all die Macht und das Wunder wert war, die er verkörperte.
    Er spürte die nackte Erde unter seinen Füßen, und selbst sie steigerte das rohe, elementare Gefühl reiner Fleischeslust, das sich seiner bemächtigte. Alles lag vor ihm … er war da …
    Erfüllt von Kraft,

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