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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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liefen die Finger weiter nach oben, zur Schulter, über das Schlüsselbein weiter zum Hals. Sarah drückte sich in die Ecke des Sofas.
    »Bist du …, bist du etwa …
    »Nein.« Carmen zog ihre Hand zurück. »Ich bin nicht lesbisch.«
    Es schien, als sei Sarah beruhigt. Sie schlug die Beine übereinander, achtete aber darauf, dass der Bademantel geschlossen blieb.
    »Trotzdem habe ich meine Erfahrung mit dem gleichen Geschlecht gemacht«, fügte Carmen hinzu.
    Sarah hatte, nach dem, was in den letzten Minuten geschehen war, mit dieser Eröffnung gerechnet. Reserviert schaute sie Carmen an, verschränkte die Arme vor der Brust und signalisierte Abwehr.
    »Es war zu meiner Studentenzeit. Mit zwanzig hast du die ersten Freunde, die ersten mehr oder weniger erfolgreichen Versuche im Bett hinter dir gehabt. Zweifellos war es schön und aufregend, war es befriedigend und erfüllend, einen Orgasmus zu haben zusammen mit einem Partner, der dir gefiel. Und ich dachte damals, es wäre immer so, wenn ich in Zukunft mit Männern zusammen sein würde. Zehn Minuten Aufregung, wenige Sekunden Ekstase, anschließend Erschöpfung und einen schnarchenden Partner neben dir, der auch noch im Schlaf deine Brust umklammert hält. Nie hätte ich vermutet, dass es noch eine andere Ebene, eine wesentlich höhere Gefühlsebene geben könnte.« Carmen blickte zu Sarah. »Kann ich bitte etwas zu trinken bekommen? Ein Cognac wäre gut. Dabei lässt sich besser reden.«
    Wenig später war das Glas für Carmen eine Hilfe, ihre Nervosität zu überspielen. Sie konnte sich mit ihm beschäftigen, es zwischen den Fingern drehen.
    »Ich wohnte in einem Studentenheim. Nebenan war Cynthia, es war Sympathie von der ersten Sekunde an. Und noch vieles mehr. Wir waren im gleichen Semester, studierten jedoch unterschiedliche Fächer. Cynthia studierte Mathematik und Physik. Was für ein Widerspruch zu ihrem inneren Vulkan.«
    Carmen nippte an dem Alkohol.
    »Anlässlich eines Universitätsfestes zogen wir über den Campus. Wir tranken an verschiedenen Ständen, rauchten auch etwas, von dem ich heute annehme, dass es Hasch war. Wir quatschten über Gott und die Welt und machten uns über unsere Kommilitonen lustig, die versuchten, uns anzumachen. An diesem Abend bildeten Cynthia und ich eine Allianz der Abwehr gegen das andere Geschlecht. Spät in der Nacht spazierten wir mehr oder weniger aufrecht und gerade zu unserem Studentenwohnheim und gingen auf unsere Zimmer.
    Irgendwann wachte ich auf und registrierte im Halbschlaf, dass jemand in meinem Bett war. Cynthia hatte einen Schlüssel von meinem Apartment und lag nackt neben mir. Und sie streichelte meinen Körper. Ich hatte einen von diesen monströsen, molligen Schlafanzügen an, die man nur trägt, wenn man genau weiß, man ist allein. Cynthia machte Licht, verdeckte die Lampe mit einem Slip, zog langsam meinen Schlafanzug aus. Und ich war über mich ungemein erstaunt, weil ich mich nicht sträubte. Cynthia legte einen Arm um meine Schulter, zog mich zu sich und massierte mir den Nacken. Ich atmete flach vor innerer Anspannung, verhielt mich jedoch ruhig und ließ es geschehen. Cynthia streichelte meinen Hals, meine Brüste. Ihre Hände glitten tiefer zwischen meine Beine. Als wäre das ein Signal gewesen, begann auch ich, zaghaft ihren Körper zu streicheln. Vorsichtig, um ja nichts falsch zu machen und um ja nicht an eine falsche Stelle zu geraten, tastete ich mich Zentimeter für Zentimeter vor. Ich hatte ja keine Erfahrung.«
    Sarah hatte mit zunehmendem Interesse zugehört. Und es dauerte ihr fast zu lange, bis Carmen endlich etwas getrunken, ihren Blick von der Saar abgewandt hatte und weiter sprach.
    »Ich war aufgewühlt und unsicher und neugierig und erregt, ich war alles zusammen. Bisher hatte ich ja nur die Empfindungen gekannt, die Männer mir bereitet haben, die also vom anderen Geschlecht kamen. Nun jedoch war es eine Frau, die mich, gleichfalls eine Frau, auf eine Art berührte, die man normalerweise nur Männern zugesteht. Und genauso ungewohnt war es für mich, auf die Art, wie Männer Frauen berühren, eine andere Frau zu berühren. Zum ersten Mal sah ich, wie die Brüste einer Frau reagieren, wenn man die Brustwarzen berührt, ganz leicht mit dem Finger darüber streicht. Wie sie sich aufrichten und eine andere Farbe annehmen. Wie sie hart werden und sich durch das umliegende Gewebe nach außen drücken.
    Cynthia küsste mich überall, meine Brüste, den Bauchnabel, kroch tiefer,

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