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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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privat berichten, und sie dabei fotografieren. In vertrauter, geselliger Runde. Nun, etwas mitschreiben brauchte er nicht, denn Henry drückte ihm ein Blatt in die Hand, auf dem alle wichtigen Daten und Fakten aufgelistet waren. So hatte es Bartos am liebsten.
    Das Foto war schnell gemacht, alle lächelten um die Wette, ausgenommen Sarah. Henry bat um das Blatt Papier, malte auf seine Rückseite einen Kreis, der den Tisch darstellen sollte, und schrieb die Namen seiner Gäste so auf, wie sie aus der Sicht des Fotografen saßen. Er wusste jedoch schon jetzt, dass es in der Zeitung falsch abgedruckt werden würde. Wann stand schon mal etwas von Bartos richtig in der Zeitung? Und ohne bissigen Kommentar?
    Bartos und der Fotograf waren gegangen, die Konversation schlich müde dahin. Man unterhielt sich über das Geschäft, die Umsätze und über die phantastischen Ideen, die man hatte und gleich morgen in die Tat umsetzen würde.
    Heike Friederich war die einzige Unternehmerin im Bunde. Zwar hatte sie nur zwei kleine Boutiquen, aber dafür enormes Ansehen bei den Saarburger Frauen, die sich ihre Preise leisten konnten. Sarah konnte sie sich leisten, kaufte jedoch bei keiner festen Adresse. Und sofort schoss Heike auch einen kleinen Pfeil auf Sarah ab.
    »Chices Kleid, Sarah. Von Erlange?«
    »Nein, von C und A«, kam der Pfeil auf kürzestem Weg zurück. »Im Angebot, für hundertfünfzig.«
    »Was, für hundertfünfzig gibt es schon Kleider?«, wunderte sich Susi. »Ich komme gerade mit dem Dreifachen hin, wenn überhaupt. Wegen meiner Oberweite.« Sie umfasste ihre Brüste, damit auch jeder wusste, wo sie sich befanden. Und mindestens drei der anwesenden Männer wussten sehr genau, wo sie sich befanden. Bei Henry war man sich nicht sicher.
    Henry hatte für alle gemeinsam eine Vorspeise bestellt. Pastete mit Kaviar und Parmaschinken und Sülze. Mit Verwunderung bemerkte Sarah, dass sein Platz richtig eingedeckt war. Richtig für einen Linkshänder. Henry nahm auch ganz demonstrativ sein Besteck auf, damit Sarah dies deutlich mitbekam.
    »Und den Rohbau willst du an meine Firma vergeben?«, fragte Forschau, nachdem er auf dem Schinken herumgekaut hatte. »Volumen ungefähr sieben Millionen, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    »Ja, aber nur fürs eigentliche Gebäude. Zu den üblichen Bedingungen. Du verstehst, Matthias, dass ich auch noch andere Angebote einholen werde.«
    »Und ich kriege die Fenster. Und die Glasfassade, und die Glaspyramide. Du stehst im Wort.«
    »Natürlich, Berthold. Aber ebenfalls zu den üblichen Bedingungen.«
    Berthold Idenbach nickte bei der Bemerkung »zu den üblichen Bedingungen« genauso, wie zuvor Forschau. Dies bedeutete nicht mehr und nicht weniger, als dass sie, gestaffelt nach der Umsatzhöhe des Auftrages, normalerweise für zehn bis dreißig Prozent des Angebotspreises, beim jeweiligen Auftraggeber, in diesem Fall Henry, zu kaufen hatten. Zusätzlich zu einem ansehnlichen Betrag auf eines von ihm noch zu benennenden Kontos. Die Abwicklung »zu den üblichen Bedingungen« führte bei den Saarburger Unternehmern zu kuriosen Geschäften. Henry verkaufte Berthold Idenbach ein Auto. Der fuhr alles, was billig war, wie die anderen wussten. Und Idenbach bekam als Gegenleistung flugs den Auftrag für eine Reparatur am Wohnhaus oder in der Autofirma.
    Verkaufte Henry aber Heike Friederich einen Shogun, verpflichtete er sich, dass Sarah unentgeltlich einen bestimmten Gegenwert an Damenoberbekleidung erstand. Und wenn sie nicht kaufen ging, dann tat es Henry für sie. So funktionierte die Saarburger Version des Tauschhandels. Und sie funktionierte seit jeher hervorragend. Früher war sogar einmal ein Bürgermeister daran beteiligt gewesen. Und einer aus dem Kreistag.
    Normalerweise blieb alles im Rahmen, man arrangierte sich vorzüglich, und es wurde auch schon mal ein größerer Brocken in bar bezahlt, um die Konten auszugleichen.
    Aber was machte Forschau, falls er den Rohbau erstellen sollte, mit all diesen koreanischen Shogun? Eine Automarke, die er nicht ausstehen konnte?
    Für Henrys neues Autohaus hatten sie deshalb einen anderen Modus ausgeheckt. Zwar sollte eine Ausschreibung stattfinden, allerdings nach zwei Varianten, so dass jeder von Henrys Freunden automatisch den Zuschlag erhalten würde, obwohl sie in Wirklichkeit die teuersten waren. Da die koreanische Firma vierzig Prozent der Neubaukosten übernahm, wollte Henry diese vierzig Prozent, abzüglich einer kleinen Marge

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