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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers
Autoren: S. G. Felix
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wieder zur Vernunft bringen können.«
    Antilius sog die kühle, trockene Abendluft ein.
    »Das ist jetzt nicht mehr rückgängig zu machen. Ich möchte, wenn es möglich ist, noch heute mit der Tochter dieses Mannes sprechen.«
    »Ich würde gern noch einen Moment hier bleiben, wenn es dir nichts ausmacht. Sie wohnt in der Dichtergilde, gleich drei Häuser hinter der Taverne, in der wir uns heute Mittag getroffen haben.« Pais wirkte auf einmal so ungewöhnlich sanft. Diese Tiere mussten ihm wirklich viel bedeuten.
    »Also gut. Ich werde allein gehen. Wir treffen uns dann wieder hier. Einverstanden?«
    »Gut. Aber ...«
    »Was?«
    »Vergewissere dich, dass du den Spiegel nicht vergisst.«

Vergangenheit und Zukunft
    Während Antilius Gilberts Richtungsanweisungen folgte - den Spiegel hatte er mittlerweile in seine Brusttasche verlegt - und durch die zahllosen verwinkelten Gassen von Fara-Tindu wanderte, war er mit seinen Gedanken weit weg von diesem Ort. Er war bei sich zu Hause, als er noch ein Kind war. Wo immer dies auch gewesen sein mochte, er konnte sich nicht erinnern.
    Das Fischen in dieser traumhaften Zeit bereitete ihm besondere Freude. Es war für ihn nahezu die einzige Möglichkeit, sich richtig zu entspannen.
    Nicht ganz die einzige. Die Sterne. Schon seit seiner Kindheit. Unzählige Nächte hatte er sich als kleiner Junge nach draußen ins Freie geschlichen, hatte sich auf die Wiese vor seinem Zimmer gelegt und in den endlosen schwarzen Nachthimmel mit seinen vielen kleinen Kristallpunkten geschaut, die zu ihm hinunter gestrahlt hatten. Er war, sogar wenn er heute noch als Erwachsener dieses Ritual durchführte, in der Lage, sein Zeitgefühl völlig zu verlieren. Der Gedanke, dass dort oben in diesem beängstigenden und zugleich faszinierenden Nichts noch andere Welten sich um eine Sonne drehten, die vielleicht fast genauso aussahen wie diese hier, ließ ihn wohlig schaudern.
    Er versuchte, diese Gedanken, die ihm das Laufen erschwerten, beiseite zu drängen und wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
    Leider mit wenig Erfolg.
    Gilbert lästerte die ganze Zeit über Pais: Wie »dämlich« er doch sei, und seine unverständlich naive Einstellung zu diesen »Würmern«. Jemand der mit Würmern spiele, sei doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Er sei völlig »beknackt«.
    Antilius nahm davon jedoch nur Bruchstücke auf.
    »Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Was? Ja klar. Du hasst Pais. Das habe ich bereits mitbekommen. Vielleicht solltet ihr euch beide einmal richtig aussprechen.«
    »Das ist sinnlos! Außerdem hasse ich ihn nicht. Eigentlich kann ich ihn sogar sehr gut leiden, und ich schwöre dir, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Er will es nur nicht zugeben, und das macht mich wütend.« Gilbert kniff die Augen zusammen.
    »Aber es könnte doch sein, dass er dich wirklich nicht leiden kann.«
    »Pah! Nach allem, was ich für ihn getan habe?«
    »So? Was denn?«
    »STOP! Hier musst du reingehen!«
    Gilbert hatte Glück, dass sein Meister direkt auf die Dichtergilde zuging. So musste er nicht weitere unangenehme Details seiner Vergangenheit preisgeben. Der Meister drehte seinen Kopf zur Seite, und sein Blick fiel auf eine hölzerne Schrifttafel, die über einer kleinen Tür an einer Hauswand hing. Das Haus war in einem erbärmlichen Zustand. In einem Fenster fehlten die Glasscheiben. Die Veranda war an mehreren Stellen eingebrochen.
    Etwas war einmal auf diese Tafel geschrieben worden, doch Antilius konnte es nicht mehr lesen.
    »Hier lebt sie also?«, fragte er ungläubig.
    »Es sieht so aus.«
    »Ist sie etwa ein Mitglied so einer dubiosen Sekte?«
    »Es ist die Dichtergilde. So weit ich weiß, ist es eine von vier auf ganz Thalantia.«
    »Was wird hier genau gemacht?«
    »Nun ja, sie produziert Gedanken. Genauer gesagt, ist es ein Zusammenschluss von Schriftstellern und Dichtern. Auch wissenschaftliche Aufsätze werden hier verfasst. Sie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sowohl die kreativsten und absonderlichsten Geschichten auszudenken, als auch neue Dinge zu erforschen und auf Papier zu bringen. Hier wird alles Mögliche geschrieben. Wer in dieses Haus eintreten will, muss all jenes draußen lassen, was ihre Kreativität stören könnte. Streit, Neid, Wut oder Hass sind in diesen vier Wänden absolut tabu«, erklärte Gilbert.
    »Na, dann sollte ich dich nicht mit hineinnehmen«, sagte Antilius trocken.
    »Aber Meister, ich verspreche, dass …«
    »Beruhige dich. Das war nur ein
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