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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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vor ihrer Natur und ihrem Sein. Niemand wusste, was dagegen zu tun war, und das seit langem in der Brumer Bürgerschaft verbreitete Gefühl der Ohnmacht angesichts eines ihrer Stadt und der Welt drohenden Unheils vertiefte sich noch.
    Dass auch Brif solche bösen Vorahnungen gehabt hatte, wussten viele, die ihn gekannt hatten.
    »Ich war selbst dabei, Lord Festoon«, sagte Pike zum Hochaltermann in den Tagen vor der Bestattung, die Leute gern zum Anlass nehmen, Erinnerungen an einen geliebten Verstorbenen auszutauschen, »als die Friedensweberin Imbolc zu ihm sagte, und nicht zum ersten Mal, das Ende der Welt stehe bevor und unser schlechtes Wetter sei nur ein Vorgeschmack auf das Kommende. Die Welt, so sagte sie sinngemäß, sei kein Vorratsschrank, den man plündern, und kein Brunnen, den man leer schöpfen könne. Sie müsse gehegt und in Ehren gehalten werden. Tue man das nicht, sagte sie, werde Mutter Erde Chaos und Verwüstung über uns bringen. Natürlich mochte ihr Brif darin nicht ganz folgen, denn er sah die Dinge mehr von der positiven Seite. Aber ich weiß mit Bestimmtheit, dass auch er das Schlimmste befürchtet hat, seit der Stein gefunden ist und die Erdstöße begonnen haben.
    Keine Woche ist es her, da hat er zu mir gesagt: ›Pike, auf der Erde braut sich etwas Schlimmes zusammen, etwas wahrlich Schlimmes.‹
    Natürlich behaupte ich nicht, dass die Erde direkt für seinen Tod verantwortlich ist, aber wer sagt denn, dass die Wurd auf direktem Wege wirkt? Brif war jedenfalls nicht dieser Meinung, so viel ist gewiss. Er hat mich gelehrt, dass alle Dinge zusammenhängen und dass, wenn nur ein Teil aus den Fugen gerät, auch ein anderer in Mitleidenschaft gezogen wird. Wird beim Goldschürfen in Cornwall die Erde ausgeweidet, löscht ein Schneesturm in den Pennines ein Hyddendorf aus! Das sagt Brif, nicht ich, möge der Spiegel seine Seele schützen.
    Nein, in ganz Brum gibt es keinen Hydden, der bestreiten würde, dass zwischen seinem Tod und den Erdbeben, die uns heimsuchen, ein Zusammenhang besteht. Aber der Spiegel weiß, weder er noch ich haben jemals damit gerechnet, dass es so weit kommen würde!«
    Lord Festoon sann darüber nach. »Ohne Zweifel besteht da ein Zusammenhang, doch ob wir Sterblichen den Zorn der Erde erregt haben oder die Tatsache, dass ein Großer wie Brif ermordet wurde – oder ob vielleicht die Entdeckung der Steins sie verstimmt hat, darüber bin ich mir noch nicht schlüssig. Dann wären da noch die Menschen und ihr Treiben, das im Vergleich zu dem, was wir Hydden tun, fürchterlich und abscheulich ist.
    Wenn Bedwyn Stort erst zurück ist und auch mein Freund Igor Brunte, der momentan mit Feld im Norden weilt und herauszufinden versucht, wie viel Unterstützung wir von dort im Falle eines Angriffs der Fyrd erwarten dürfen, werden wir vielleicht klarer sehen und die Dinge von einer höheren Warte aus betrachten können. Außerdem müssen wir Brif bestatten und eine angemessene Trauerzeit einhalten. Aber im Moment mache ich mir größere Sorgen um Brum als jemals zuvor, Mister Pike. Nie in meinem Leben haben wir die vereinte Kraft des Gedankens und der Tat, für die Brum in ganz Hyddenwelt immer berühmt gewesen ist, so dringend gebraucht wie jetzt.«
    Pike nickte.
    »Stort kann uns nicht führen, so viel steht fest. Aber der Spiegel weiß, dass es nie einen Hydden gab, dem eine glänzendere Zukunft winkte. Brif selbst war davon überzeugt.«
    Lord Festoon erhob sich, trat an das Fenster seines Salons, in dem die beiden berieten, und blickte hinaus auf die zerstörten Gebäude in der Umgebung.
    »Ich hoffe, seine Mission, Jack zur Rückkehr nach Brum zu bewegen, ist von Erfolg gekrönt. Doch ich bezweifele es. Wenn es stimmt, dass Katherine ein Kind bekommen hat, was um alles in der Welt sollte Jack dann dazu bewegen, sie zu verlassen und zu uns zurückzukehren, zumal wenn das Kind die Schildmaid ist? Gleichwohl war ich immer der Meinung, dass dem kühnen Burschen eine Bestimmung ins Gesicht geschrieben ist! Aber in welcher Welt? In unserer oder seiner?«
    Nach längerem Nachdenken erwiderte Pike: »Das ist der springende Punkt, Hochaltermann. In welche Welt gehört er? Das muss er selbst entscheiden. Ein Riesengeborener läuft uns nicht jeden Tag über den Weg, und ich vertraue darauf, dass er zurückkommt. Sie hätten ihn gegen die Schatten der Fyrd in dem Henge in Woolstone kämpfen sehen müssen. Er war damals kaum mehr als ein Jüngling, unbewaffnet, bis Brif ihm den

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