Das Erwachen
herabfließt?«
Jack nickte.
»Sieh ihn dir genauer an.«
Jack tat es.
»Ich sehe einen Hügel, der unten üppig bewachsen, oben aber kahler und trostloser ist, als ich erwarten würde.«
»Sieh dir mal die Schatten der Pflanzen genauer an, und die Schluchten ganz oben. Es ist leichter zu erkennen, wenn man die Augen etwas zusammenkneift.«
Jack tat es.
»Beim Spiegel, Stort!«, rief er plötzlich. »Sehe ich jetzt, was du siehst?«
»Nicht so laut, Jack«, ermahnte ihn Stort. »Ich habe das Gefühl, wir sollten das besser für uns behalten.«
Eines der »Sommerbilder« zeigte einen Ort, der nicht von schöner Natur umgeben war, sondern von hässlichen Dingen, die Menschen geschaffen hatten – eine düstere Landschaft aus Schornsteinen, Bergwerken, Kanälen und Fabriken.
Als die anderen zu ihnen traten und fragten, was nun zu tun sei, fasste Jack einen Entschluss.
»Meine Herren, wir haben noch nicht entschieden, auf welchem Weg wir Brum am besten verlassen, ohne dass die ganze Stadt von unserem Vorhaben erfährt.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht und ...«, begann Backhaus.
»Ich auch«, sagte Barklice, »aber ...
Jack hob die Hand.
»Die Antwort haben wir hier.«
Er trat beiseite und zeigte auf die große Tür, auf der in verblassten goldenen Lettern »Sommer« stand.
»Einige werden sich noch entsinnen, wie wir durch die Tür des Frühlings gegangen sind. Sie hat uns Glück gebracht und zu einer schnellen Flucht verholfen. Darum schlage ich vor, wir nehmen jetzt unsere Rucksäcke und Knüppel, gehen durch die Tür des Sommers und hoffen darauf, dass sie uns sicher auf die Reise bringt, deren Ziel es ist, den Stein des Frühlings und vielleicht auch den des Sommers nach Brum zurückzuholen.«
Er erntete zustimmendes Nicken.
Rucksäcke wurden geschultert, Knüppel aufgenommen, die Hände der Zurückbleibenden geschüttelt und letzte Abschiedsgrüße ausgetauscht.
»Viel Glück, meine Freunde!«, rief Festoon. »Viel Glück!«
Jack wandte sich der Tür zu und probierte den Knauf. Er war eingerostet, drehte sich dann aber doch, und Jack stemmte die Tür mit großer Mühe auf.
»Meine Herren«, sagte er, »nach Ihnen.«
37
GEMÜTSZUSTÄNDE
G nädigste«, sagte Blut, »er ist nicht mehr er selbst. Achtzehn Jahre waren zu lang, die Genesungszeit zu kurz, das Licht des Steins möglicherweise zu kräftig ... und nun ... ist er ... launenhaft.«
»Wo ist er jetzt?«
»Auf Ebene 18. Sitzt in seinem Stuhl und denkt nach, sagt er.«
»Ich dachte, das hätte er hinter sich. Blut, sagen Sie mir nicht, Sie haben ihn wieder hinuntergehen lassen ...«
Andere ließen sich von ihr einschüchtern, er nicht.
Sie hatte das Ohr des Kaisers, er aber auch.
Beide gerieten in Gefahr, wenn der Kaiser den Verstand verlor.
»Als er aufgewacht ist, hoffte ich, er würde sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Er muss beim Regieren gesehen werden, nicht beim Spielen. Aber er ist wie besessen. Im Augenblick beschäftigt er sich mit den Feierlichkeiten zur ›Rückkehr‹ des Steins des Frühlings nach Bochum. Natürlich war es Diebstahl, und ein gefährlicher obendrein. Wenn es um Beornamunds Steine geht, greift man der Wurd nicht in die Speichen.«
»Aber das tut er seit Jahren mit dem Stein des Sommers, Blut.«
»Das ist etwas anderes. Er hat die Absicht, beide Steine in der Großen Halle öffentlich auszustellen. Und Sie wirken daran mit, Gnädigste.«
»Ich mache ihm damit eine Freude. Ich gebe ein kleines Diner.«
»Die Steine sind kein Spielzeug, mit dem sich ein Kaiser nach Lust und Laune vergnügen kann ...«
»Blut, Sie gehen zu weit.«
»Ich sage nur die Wahrheit, und nur wenn ich sie sage, diene ich meinem Herrn. Zu diesem Zweck hat er mich in seine Dienste genommen, denn er wusste, dass ich immer die Wahrheit sagen würde ohne Rücksicht auf die Folgen. Und ich sage, dass die Steine kein kaiserlichesSpielzeug sind, Madam. Sie sind außergewöhnliche Objekte mit außergewöhnlichen Kräften. Fünfzehnhundert Jahre war der Stein des Frühlings von den anderen getrennt.
Jetzt hat Ihr Sohn Slew ihn hierher gebracht, wo sich der Stein des Sommers befindet. Das ist höchst gefährlich. Slew ist krank. Und wie mir meine Spione in Brum berichten, wurde der Finder des Steins des Frühlings, ein Schreiber namens Stort, ebenfalls unpässlich, nachdem er den Stein berührt hatte.
Nun ist der Kaiser abermals krank. Oder jedenfalls nicht der Herrscher, den wir uns erhofft hatten. Es behagt mir
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