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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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...«
    Margaret weinte, Katherine auch, und das Baby ließ von der Brust ab.
    »Willkommen zu Hause, Kinder«, sagte Margaret. »Willkommen zu Hause ... Kommt jetzt, damit wir uns um euch kümmern können.«
    Es war ein Augenblick ungetrübter Freude, ein Augenblick, den sie am liebsten für immer festgehalten hätten.
    Sie halfen Katherine auf, und Jack stützte sie.
    »Lasst die Sachen hier«, sagte Jack. »Zuerst bringen wir die beiden ins Haus.«
    Langsam führten sie Katherine, die das Kind trug, aus dem Henge und traten unter den beiden Koniferen hervor.
    Jack drehte sich um.
    Sein Rucksack und Katherines Beutel lagen auf der Seite.
    Die Lederflasche, eine Decke, eine blutbefleckte Jacke, ein Handtuch.
    Über ein Jahr waren sie gereist, und es war das allererste Mal, dass sie eine Unordnung hinterließen. In der Welt der Hydden, aus der sie kamen, gilt unter Reisenden die eherne Regel, dass man die Erde stets so hinterlässt, wie man sie vorgefunden hat.
    Die Sonnenstrahlen strichen über die Bäume ringsum, und das Frühsommerlaub schimmerte im Morgenlicht.
    Dahinter, auf dem Kreidehügel, galoppierte das weiße Pferd noch immer.
    Jack wandte sich von dieser Welt ab und der Wirklichkeit seiner neuen zu.
    »Bringen wir sie hinein«, sagte er.
    Judith begann wieder zu schreien, und noch verzweifelter als zuvor, obwohl sie gestillt war. Der Augenblick der Ruhe war dahin, und eine andere Dunkelheit brach an.
    »Du meine Güte!«, sagte Margaret strahlend. »Wie laut sie schreien kann! Ich glaube, wenn wir im Haus sind, mache ich uns erst mal ...«
    ... eine Kanne Tee, formte Jack lautlos mit den Lippen in Richtung Arthur, der schmunzelte.
    »Manche Dinge ändern sich nie«, sagte er.
    Andere hatten sich für immer geändert.

7
RÜCKKEHR
    D ie Sonne stand bereits am Himmel, und die nassen Wiesen und Wege um Brum dampften in der Wärme, als das Westtor der alten Stadt an diesem ersten Maimorgen endlich geöffnet wurde.
    Vorsichtig traten acht oder neun Hydden heraus. Sie waren mit Knüppeln bewaffnet und trugen dicke Stiefel zum Schutz vor Nässe und Schlamm. Ihre starken Arme und ihre kräftige Statur verrieten, dass es sich um einen Trupp von Knüppelmännern oder Bürgerwächtern handelte, die die Lage erkunden und gegebenenfalls Entwarnung geben sollten.
    Am Tor drängten sich bereits ungeduldige Pilger, die es nicht erwarten konnten, zum Waseley Hill aufzubrechen, um Beornamund ihre Ehrerbietung zu erweisen und die Quelle des River Rea zu besuchen.
    Dieser Brauch war jahrhundertealt, hatte aber vorübergehend an Bedeutung verloren, als vor vierzig Jahren die Armee des Reiches, die Fyrd, in Slaeke Sinistrals Namen in der Stadt die Macht übernommen hatte.
    Doch vor einem Jahr hatte Marschall Igor Brunte, ein unzufriedener Fyrd, einen gewaltsamen Umsturz herbeigeführt, sich vom Reich losgesagt und Brum für unabhängig erklärt. Der Zeitpunkt war gut gewählt: Er wusste, dass der Kaiser seit vielen Jahren »schlief«, und spekulierte darauf, dass es während dessen langer Abwesenheit niemand wagen würde, einen Angriff auf Brum zu befehlen.
    Brunte hatte Lord Festoon, den beliebten Hochaltermann der Stadt, wieder in sein Amt eingesetzt, und beide zusammen genossen den Rückhalt des Militärs und der Bevölkerung. Niemand erwartete, dass dieser Zustand ewig andauern würde. Seit der Kaiser sich vor achtzehn Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, flammten immer wieder Gerüchte auf, er sei erwacht.
    Unterdessen nutzten Pilger die Gelegenheit, Brum und den Waseley Hill zu besuchen, solange sie noch konnten, und nahmen dafür sogar die weite Anreise vom Kontinent in Kauf. Die grünen Straßen, die von den Hyddenhäfen an Ärmelkanal und Nordsee nach Brum führten, waren wieder mit Reisenden bevölkert, und die Geldsäckel der Stadt quollen über von den Spenden der Pilger und den Einnahmen, die sie ihr bescherten.
    Alle Hydden kannten und liebten die Legende von dem verlorenen Stein, die sie auf dem Schoß ihrer Mutter in vielerlei Fassungen von Märchenerzählern und Weisen gehört hatten.
    Doch nach dem sonderbaren Wetter und den erschreckenden Erdstößen in der vergangenen Nacht hatte Lord Festoon seinen Knüppelmännern befohlen, zu einem Erkundungsgang auszurücken, etwaige Trümmer vom Weg zu räumen und dort, wo Flussdeiche beschädigt waren oder zu brechen drohten, Umleitungen anzulegen, die vom Wasser wegführten.
    Diese verantwortungsvollen Bürger waren es, die auf das erste

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