Das Erwachen
auf allen vieren durch die vielbeinige Menge davon, wobei er den Rucksack hinter sich herschleifte. Augenblicke später erspähten sie ihn am anderen Ende der Straße. Er taumelte in eine Seitengasse und verschwand in einem Eingang.
Sie holten ihn erst einige Zeit später ein, als er die Treppe der großen Bibliothek hinaufstolperte, zu jenem Anbau, in dem Master Brif wohnte. »Sie sind verhaftet!«, rief einer.
»Alles, was Sie sagen, jedes Widerwort, das Sie äußern, und jeder weitere Versuch, sich den Vertretern des Gesetzes zu widersetzen, kann Sie teuer zu stehen kommen. Also schweigen Sie!«, brüllte ein anderer.
Sie stellten ihn auf die Füße. Doch gerade als sie ihn wieder nach unten schleppten, flog krachend die Tür der Bibliothek auf. MasterBrif persönlich trat heraus, noch im Nachthemd, aber achtunggebietend, denn trotz seiner fortgeschrittenen Jahre war er von hoher, kräftiger Gestalt.
In der einen Hand hielt er ein dickes Buch und in der anderen eine Brille. Sein weißes Haar war zerzaust, sein Bart struppig und seine Miene alles andere als entzückt.
»Was geht hier vor?«, brüllte er. »Es ist schon schlimm genug, dass ich wegen des Rumpelns in den Fundamenten der Stadt die ganze Nacht kein Auge zugetan habe. Aber dass ich an einem meiner wenigen freien Tage im Jahr von Rüpeln gestört werde, das geht zu weit!«
Die Knüppelmänner erklärten ihm, was geschehen war.
Sein Blick fiel auf den Rucksack und den Knüppel, die sie bei dem Gefangenen gefunden hatten. Sein Zorn wich der Verwunderung.
»Wo haben Sie das her?«, fragte er hastig.
»Von diesem Rüpel.«
»Hm«, brummte Brif unheilvoll.
Obwohl nur leicht bekleidet, kam er die Treppe herunter, setzte die Brille auf, nahm den Rucksack in Augenschein und machte ein entgeistertes Gesicht. Es gab nur einen Hydden, der seinen Rucksack so liederlich packte.
Sofort trat er zu dem Hydden und starrte ihn an.
»Aber ... aber ...«, stammelte er, »aber wissen Sie denn nicht, wer das ist? Ganz Brum wartet auf seine Rückkehr, und Sie ... Sie ...«
Unten hatte sich eine Menge von Schaulustigen gebildet. Sie drängte jetzt näher.
»Dieser Hydden, den Sie umhergehetzt haben«, rief Brif, »der Ihnen entsprungen ist, um bei mir Schutz zu suchen vor Ihren Knüppeln und Handgreiflichkeiten, und den Sie holterdiepolter die Bibliothekstreppe hinabgeschleift haben, obwohl er mich um Hilfe bitten wollte ... dieser famose Hydden ... warum ist er ...?«
»Wer bin ich?«, fragte Stort. Er setzte sich auf, spähte wieder so benommen wie zuvor in die Runde und glotzte Brif verwirrt an. »Und wer sind Sie? Noch so ein Schurke in dieser schurkischsten aller Städte! Lassen Sie mich frei. Bringen Sie mich zu Master Brif!«
»Ich bin Brif, der Meisterschreiber von Brum, und Sie, Sir, der Sie sich buchstäblich selbst vergessen zu haben scheinen, sind, wennmich nicht alles täuscht, mein ehemaliger Schüler Bedwyn Stort, der beste und begabteste von allen.«
»Ich?«, fragte Stort.
»Ja, Sie.«
»Und Sie behaupten, Brif zu sein?«
»Jawohl, und zum Donnerwetter, ich bin es auch.« An die Knüppelmänner gewandt, setzte er hinzu: »Bringen Sie ihn in mein Quartier in der Bibliothek, legen Sie ihn hin und halten Sie ihn fest. Dann holen Sie eine barmherzige Schwester, die diesen Namen verdient, ehe wir der Sache auf den Grund gehen. Und noch etwas: Holen Sie Mister Pike und den Hochaltermann, Lord Festoon. Und auch Marschall Brunte! Sie sollen alle unverzüglich in die Bibliothek kommen!«
»Aber, Sir!«, sagte der Knüppelmann, denn Brifs Befehl, umgehend die wichtigsten Persönlichkeiten von Brum herzubeordern, überstieg seine und möglicherweise auch Brifs Befugnisse.
»Nun machen Sie schon!«, donnerte Brif und stieg die Stufen wieder hinauf, um sich auf einen, wie er befürchtete, sehr anstrengenden ersten Sommertag vorzubereiten.
Die Nachricht, dass Bedwyn Stort verletzt und in einem Zustand geistiger Verwirrung nach Brum zurückgekehrt war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Stadt. Sie veranlasste seine Freunde und Bekannten, umgehend zur Bibliothek zu eilen, vor der sich bereits eine Menge versammelt hatte, die immer weiter wuchs. Auch in der Nacht zerstreute sie sich nur zögernd, und am nächsten Tag wurde sie noch größer.
Er musste die ganze Nacht im Zaum gehalten werden, und jeder Versuch, ihn zu waschen, zu füttern oder auch nur einen Knopf seiner Kleidung zu öffnen, stieß auf so erbitterten, ja rasenden Widerstand, dass
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