Das Erwachen
offensichtliche Opfer der Ereignisse von letzter Nacht stießen.
Denn kaum hatten sie Brum verlassen, erblickten sie unweit des Ufers eine beklagenswerte, abgerissene Gestalt, die an einem Weißdornbusch lehnte und von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt war.
Das Gesicht des Mannes war übel zugerichtet und bis zur Unkenntlichkeit zerschrammt, sein Haar war schmutzig, die Hände zerschunden und die Fingernägel eingerissen.
Bedauerlicherweise war Mister Pike, der oberste Knüppelmann von Brum, nicht bei ihnen, denn trotz des Zustands, in dem sich Stort befand, hätte er seinen Freund mit Sicherheit sofort erkannt. So aber hielten die Knüppelmänner das Opfer für einen einsamen Reisenden, womöglich von fragwürdiger Herkunft und mit zweifelhaften Absichten, der in der Nacht von der ungewöhnlichen Witterung überrascht worden und in den Fluss gefallen, ihm aber mit Glück wieder entronnen war.
»Er sieht mir mehr wie ein Lump und Vagabund aus als wie ein ehrlicher Pilger!«, sagte einer.
»Wohl wahr«, pflichtete ein anderer ihm bei. »Trotzdem, heute ist der erste Maitag, deshalb bringen wir ihn am besten ins Pilgerspital,wo man sich um ihn kümmern und Mister Pike ihn befragen kann.«
Einer trat näher.
»Wissen Sie noch, wie Sie heißen? Erinnern Sie sich an Ihren Namen?«
Der Fremde schlug die Augen auf, schüttelte den Kopf, blickte verwirrt, sprach dann aber.
»Lasst mich los!«, rief er. »Bringt mich zu Master Brif. Ich muss ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen.«
Stort mochte Mühe haben, sich daran zu erinnern, wer er war, aber der Name seines geliebten Förderers fiel ihm ohne weiteres ein.
»In welcher Angelegenheit?«
»In einer Angelegenheit, die euch nichts angeht, ihr Schurken! Sagt ihm ... sagt ihm, dass ... dass ich ihn sprechen muss.«
Sie tauschten zweifelnde Blicke. Brif war der Meisterschreiber von Brum und einer der angesehensten Bürger der Stadt. Seine Tür stand gewöhnlich jedem offen, der als Freund der Gelehrsamkeit kam und geistige Anleitung suchte. Dass er aber an einem Tag wie diesem einen gewöhnlichen Reisenden empfing, zumal einen so wenig vorzeigbaren, hielten sie eher für unwahrscheinlich.
Der Fremde versuchte noch einmal zu sprechen, schien aber in seiner eigenen Welt gefangen, einer Welt, in der Verwirrung, Sorge und Verzweiflung herrschten. Er brachte nur ein Stammeln zustande, dann schwache Proteste, wobei er die Fäuste ballte und sich imaginärer Feinde zu erwehren suchte. Er wurde noch blasser und atmete flach und schnell.
Der kleinste Versuch ihrerseits, ihn oder seinen Rucksack nach Hinweisen auf seine Person oder Absichten zu durchsuchen, versetzte ihn in maßlose Erregung, die an Wahnsinn grenzte.
Ungeachtet seiner Proteste legten sie ihre Knüppel zu einer behelfsmäßigen Bahre zusammen und trugen ihn unverzüglich nach Brum.
Der erste Maimorgen war nicht die günstigste Zeit, eine Bahre mit einem widerspenstigen Patienten darauf durch die engen Gassen von Brum zu tragen. Die bedauernswerten Knüppelmänner wurden von Ladenbesuchern gestoßen, von Kaufleuten beschimpft und von Pilgernbegafft. Obwohl ihr Patient einen jämmerlichen Eindruck machte und dem Tod nahe schien, richtete er sich immer wieder auf, zerrte wütend an den Riemen, die ihn an die Trage fesselten, verwünschte seine Helfer und betrug sich überhaupt unausstehlich.
»Wir sind gleich da«, keuchte ein Helfer.
»Dann bekommt er ein Beruhigungsmittel und kann sich ausschlafen«, erwiderte ein anderer.
»Ich will mich aber nicht ausschlafen!«, schrie der Hydden erbost. »Ich muss zu Master Brif, nicht zu einer barmherzigen Schwester, die mir einen Schlaftrunk verabreicht.«
Das Gedränge wurde immer dichter, das Fortkommen immer schwieriger, bis die Träger auf der rechten Seite endgültig stecken blieben, während die auf der linken im selben Moment plötzlich vorwärts zogen.
Die Bahre geriet in eine bedenkliche Schieflage. Die Helfer versuchten sie wieder gerade zu richten, doch jemand aus der Menge machte sich einen Spaß daraus, ihr einen Stoß zu geben, sodass sie vollends kippte. Die Riemen rissen, und der Patient purzelte auf den Boden zu ihren Füßen.
»Haltet ihn, sonst sucht er das Weite!«, rief ein Knüppelmann.
Doch es war zu spät.
Der Sturz hauchte dem Reisenden neues Leben ein. Das dichte Gedränge machte ein Aufstehen unmöglich, aber er war nicht gewillt, sich wieder in die Hände seiner vermeintlichen Helfer zu begeben. Also krabbelte er einfach
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